Chronik der Königl. Schaubühne zu Dresden vom 12. bis 27. November 1816

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Am 12. November: Der Sammtrock, Lustspiel in 1 Aufzuge von A. v. Kotzebue. Zum erstenmal. Eine recht gute Kleinigkeit, die durch sich selbst und das treffliche Spiel Herrn Hellwigs, als Mag. Kranz, sehr gefiel. Hierauf folgte: Maske für Maske, Lustspiel in 3 Aufzügen von J. Jünger. Herr Jost, welcher kurz vorher den Jefferis gegeben hatte, spielte heute den Bedienten Johann. Auch in dieser Rolle übertrieb er sehr, doch sie verträgt es, und der etwas veraltete Dialog will durch neue Scherze belebt werden. So unterhielt denn sein Spiel. Vortrefflich unterstützt ward er von Mad. Hartwig, welche das Kammermädchen Sophie, mit unnachahmlicher Laune spielte. Die Scene, wo beide sich endlich in ihrer nachgemachten Vornehmheit erkennen, gab höchst ergötzlichen Lachstoff. Mad. Schirmer spielte die Antonie mit gewohnter Zartheit. Statt Herrn Julius gab Herr Drewitz, wohl nicht zum Vortheil des Stücks, den Sillburg.

Am 13. November: L’ avaro.

Am 17. November: Vandycks Landleben.

Am 18. November: Die beiden Klingsbergs, Lustspiel in 4 Aufzügen von A. v. Kotzebue. Warum dieser Sprachfehler Klingsbergs auf dem Anschlagezettel? Unser Veteran Christ feierte heute als Vater Klingsberg seinen Triumph. Es ist unmöglich diesen alten galanten Herrn mit mehr Anstand, halber Gebrechlichkeit und doch noch vollständiger Lebenslust zu geben, als er that. Auch Hr. Julius verdiente und erwarb als Graf Adolph Beifall. Mad. Drewitz sprach ihre Frau Wunschel recht geläufig.

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Am 19. November: Der Schneider und sein Sohn, Lustspiel in 5 Aufzügen, nach dem Englischen des Morton bearbeitet von Schröder. Zum Erstenmale. Das Publikum lachte zwar viel, wollte aber durchaus kein Wohlgefallen an diesem Stücke finden, und lies daher auch bei dessen Wiederholung das Haus ziemlich leer. Ich theilte das Lachen mit ihm, konnte aber das absolute Mißfallen nicht theilen, denn das Stück hat nach meiner Meinung etwa Gutes, das manchen andern Lustspielen, die größern Beifall finden, oft mangelt, Wahrheit und Mannichfaltigkeit der Charakterzeichnung. Freilich sind alle Charaktere, so wie Sitten und Gebräuche im Stück, ächt englisch, sprechen uns folglich als fremd weniger an; freilich ist die Sprache etwas breit und hie und da überderb, und wir vermissen daher den flüchtigen, witzsprudelnden Dialog, dem wir uns gern hingeben; freilich geht es endlich mit dem Schlusse der Intrigue im 5ten Akt etwas rasch und gewaltsam zu, und wir werden darauf nicht gehörig vorbereitet; aber trotz dessen hat das Ganze ein kräftiges Leben, eine Sicherheit der Farbengebung, welche freundlicher aufgenommen zu werden, verdient hätten. Auch ist’s wohl gut und nothwendig nicht auf Eine Gattung von Darstellungen, auch nicht auf die Leistungen Einer Nation bei einem richtig geleiteten Theater sich zu beschränken, sondern alle Früchte dieses Baumes, sind sie nur nicht wurmstichig, ob’s nun Aprikosen oder Erdäpfel sind, ob sie in Portugal oder am weißen ¦ Meere wachsen, zu kosten zu geben. Etwas Schlechtes würde schon der nun verewigte treffliche und geistreiche Schröder nicht aus dem Vorrathe der englischen Schaubühne gewählt und für Deutschland zubereitet haben, abgerechnet, daß Morton einer der ältesten Lieblinge seiner Landsleute ist. Habe ich so über das Stück meine individuelle Meinung sagen müssen, wohl fürchtend, daß das Publikum vielleicht schon vorher gegen dasselbe eingenommen war, so glaube ich dagegen die der Gesammtheit auszusprechen, wenn ich sage, daß die Herren Hellwig und Zwick ihren Rollen, als Schneider Rapid und sein Sohn, ganz gewachsen waren, und wahre, bis in die kleinsten Züge treue Charakterschilderungen gaben. Auch Herr Geyer als Nabob ist rühmlich zu nennen.

Th. Hell.

Am 20. November: Le Nozze di Figaro. Wer kennt diese himmlische Musik des unsterblichen Mozarts nicht. Unsre Kapelle gab sie mit Feuer, Zartheit und Genauigkeit wieder. Sigra. Sandrini zeichnete sich durch ihr lebendiges Spiel als Susanne aus, Frau von Schüler-Biedenfeld sang die Gräfin schön und rein, Sigra. Miksch war ein angenehmer Cherubin, aber vor allen trefflich war Sigr. Benincasa als Figaro. Spiel und Gesang vereinten sich hier zu einer höchst gelungenen Leistung, die auch allgemein anerkannt ward.

Am 21. November: Fridolin, Schauspiel in 5 Aufzügen von Holbein. Wir können nun einmal dieser Ver- und Zerarbeitung des köstlichen Gedichts unsers Schillers keinen Geschmack in seiner hinkenden Prosa abgewinnen, müssen also wohl das überaus zarte und elegische Spiel der Mad. Schirmer als Gräfin, und die treuherzige und kräftige Darstellung ihres Gatten als Felfeck dankbar anerkennen, und uns über einige gelungene Stellen in Herrn Julius, Grafen von Savern, den er aber nicht mit gewohntem Feuer zu geben schien, freun, sonst aber uns eben nicht unterhalten finden.

Am 23. November: Le nozze di Figaro.

Am 24. November: Der Schneider und sein Sohn.

Am 25. November: Die Indianer in England, Lustspiel in 3 Aufzügen von Kotzebue. Dem. Brandt, vom Königl. Ständischen Theater aus Prag, spielte die Gurli als erste Gastrolle. Eine seltene Lebendigkeit, ein erfreuliches Zuhauseseyn auf der Bühne und ein verständliches Organ versicherten der Schauspielerin den verdienten Beifall des Publikums. Durchdachtes Spiel ist in dieser Tochter der natürlichsten Natur kaum anzubringen, so wie nur etwas absichtlich erscheint, hört es auf wahr zu seyn. Wir konnten also über diese Seite der Leistungen von Dem. Brandt nicht urtheilen, freuen uns aber in Voraus auf ihre fernern Gast- Vorstellungen. Dem. Schubert war als Lyddy eine sehr liebliche Erscheinung.

Am 26. November: Stille Wasser sind betrüglich, Lustspiel in 4 Aufzügen, nach dem Englischen von Schröder. Mad. Schirmer als Baronin Holmbach, Herr Julius als Baron von Wieburg und Herr Hellwig als Lieutenant Wallenspielten trefflich, und das Stück fand ungetheilten Beifall.

Am 27. November: Vandycks Landleben.

Apparat

Zusammenfassung

Aufführungsbericht Dresden vom 12. bis 27. November 1816

Entstehung

vor 8. Januar 1817

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Goldlücke, Annelie

Überlieferung

  • Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 1, Nr. 7 (8. Januar 1817), Bl. 2v

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