Ausschuss zur Errichtung eines Weber-Denkmals an König Friedrich August II. von Sachsen in Dresden
Dresden, Freitag, 2. Mai 1845

Zurück

Zeige Markierungen im Text

Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König, Allergnädigster König und Herr.

Ew. Königliche Majestät geruhten dem unterzeichneten Ausschuß auf sein unterthänigstes Ansuchen vom 20. Mai des vorigen Jahres am 22. desselben Monats huldreichst die Erlaubniß zur Herbeischaffung der irdischen Ueberreste des großen Meisters Carl Maria von Weber zu ertheilen, damit ihm hier an dem Schauplatz seiner letzten und erfolgreichsten Wirksamkeit ein würdiges öffentliches Denkmal errichtet werde. Nach Beseitigung mannigfacher Hindernisse gelang es uns, die theuere Asche auf dem hiesigen katholischen Friedhofe beizusetzen, wo die Ruhestätte auf eine einfache Weise bezeichnet wurde.

Die hohe Huld und Gnade Ew. Königlichen Majestät gaben auch der neuen Richtung unserer Thätigkeit, die sich nunmehr das Hervorrufen eines möglichst ansehnlichen Denkmals zum alleinigen Ziel setzen mußte, durch die allergnädigste Bewilligung der aus dem Ertrage der hundertsten Vorstel|lung des Freischütz von der hohen Theaterdirection zurückgelegten Summe von mehr als siebenhundert Thalern eine sichere Basis.

Unserer hierauf an die Freunde und Verehrer des Meisters, insbesondere aber an die deutschen Bühnen und Musikvereine erlassenen öffentlichen Aufforderung[,] zur Errichtung des Denkmals mitzuwirken, wurde zunächst durch eine Aufführung des Stadttheaters zu Nürnberg und durch die glänzende Darstellung der Euryanthe in dem neuen Opernhause zu Berlin entsprochen.

Andere von mehreren Seiten in Aussicht gestellte musikalische Aufführungen lassen uns hoffen, daß die schon jetzt beträchtlich vermehrte Casse, in der nächsten Zeit ansehnliche Zuflüsse erhalten wird.

Da somit kein Zweifel mehr obwaltet, daß es uns gelingen werde, die erforderliche Summe für ein des großen Meisters würdiges Denkmal, welches zugleich der Residenz Ew. Königlichen Majestät eine neue Zierde verleihen kann, zu vereinigen, so wagen wir die ehrfurchtsvolle Bitte, Ew. Königliche Majestät wollen uns gnädigst den für ein bronzenes Standbild des Künstlers geeignetsten Platz bewilligen.

Besonders passend erscheint uns aber für diesen Zweck der zwischen dem Theater und dem Packhof gelegene freie Raum. |

Hier könnte das Standbild nach dem an der Stelle errichteten Schauspielhause hinblicken, wo Carl Maria von Weber eine Reihe von Jahren so thätig wirkte[,] und gewiß war die Belebung der deutschen dramatischen Musik das vorzüglichste, vom glänzendsten Erfolg gekrönte Bestreben des Meisters. Die ländliche Umgebung der offenen Promenade würde aber dem Wesen des sinnigen Sängers, dem aus der deutschen Natur so gemüthvolles Leben zuströmte, weit mehr entsprechen, als andere öffentliche mehr für Standbilder berühmter Staatsmänner geeignete Plätze.

In jenen Räumen erscheint uns aber die Stelle vorzüglich passend, die sich ungefähr dreißig Ellen in gerader Linie hinter der in der halbkreisförmigen Gartenanlage stehenden Gaslaterne befindet, welche letztere später nach der Errichtung des Denkmals durch zwei Laternen zu den Seiten desselben zu ersetzen sein dürfte.

Mit der Hoffnung, Ew. Königliche Majestät wolle diese unsere allerunterthänigste Bitte gnädigst gewähren, verharren wir in tiefster Ehrfurcht
Ew. Königlichen Majestät

treu gehorsamste Diener
Der Ausschuß zu Errichtung eines Denkmals
für Carl Maria von Weber.
Dr. Heinrich Wilhelm Schulz, Vorstand.
Rechtsanw. Theodor Flemming, Schriftführer.
Richard Wagner.
Eduard Lötze, Cassirer.
Ferdinand Heine.
Wilhelm Brauer.
Dr. Max. Leopold Löwe.

Apparat

Zusammenfassung

nach der Überführung des Weber-Sargs von London nach Dresden und der erfolgten Beisetzung könne nun gemäß königlicher Genehmigung vom 22. Mai 1844 die Planung für das Weber-Denkmal fortgeführt werden; neben den Einnahmen der 100. Freischütz-Aufführung in Dresden gab es Benefizaufführungen in Nürnberg und Berlin, weitere wären angekündigt; man bittet um die Genehmigung eines Stellplatzes für das Bronze-Denkmal und bringt den Platz zwischen Theater und Packhof in Vorschlag

Incipit

Ew. Königliche Majestät geruhten dem unterzeichneten Ausschuss auf sein unterthänigstes Ansuchen vom 20. Mai des vorigen Jahres

Verantwortlichkeiten

Erschließung
Frank Ziegler
Übertragung
Ortrun Landmann

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsisches Hauptstaatsarchiv (D-Dla)
    Signatur: Bestand 10711 (Ministerium des Königlichen Hauses), Loc. 50,3F, Bl. 16f.

    Quellenbeschreibung

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Ortrun Landmann, Wie es zur Weber-Gruft und zum Weber-Denkmal in Dresden kam. Ein Bericht nach Archiv-Akten, in: Weberiana, Heft 24 (2014), S. 55–57

        XML

        Wenn Ihnen auf dieser Seite ein Fehler oder eine Ungenauigkeit aufgefallen ist,
        so bitten wir um eine kurze Nachricht an bugs [@] weber-gesamtausgabe.de.