Bekanntmachung der Entdeckung der Aufführungsbesprechung E. T. A. Hoffmanns über den „Freischütz“ von Carl Maria von Weber in der „Königlich privilegirten Berlinischen Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen“ (Vossische Zeitung), der dort am 7. Juli 1821 erschienen war

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Einen unbekannten Aufsatz E. T. A. Hoffmanns über den „Freischütz teilt uns Herr Max Dubinski mit. Er schreibt uns:

Vor einiger Zeit fand ich im 81. Stück der „Vossischen Zeitung“ vom Sonnabend, den 7. Juli 1821, das weiter unten wiedergegebene Nachwort E. T. A. Hoffmanns zu seiner Freischützbesprechung, das sonderbarerweise bis heute allen Forschern völlig unbekannt geblieben ist. Es freut mich umsomehr, daß mir diese Entdeckung just beim 90. Geburtstag des „Freischütz“ geglückt ist.

Man hat es Hoffmann sehr verübelt, daß er sich bei der Beurteilung des „Freischütz“ auf die Seite Spontinis gestellt hat, und mit Recht verübelt, denn der Vorwurf des Plagiats an der „Vestalin“ war gerade beim Kampfe der deutschen Oper mit der italienischen sehr schwerwiegend. Es ist hier nicht der Ort, zu untersuchen, was Hoffmann darauf gebracht haben mag, eine derartige Anschuldigung zu erheben, genug, daß selbst die Kritik sich bewogen fühlte, sie in die Schranken zurückzuweisen. Aber auch in den übrigen Zeilen der Besprechung finden sich, ganz abgesehen von der völligen Verurteilung des Textes, einige Stellen, die schlecht zum Geiste des Ganzen passen. Diese werden jetzt durch den neuentdeckten Artikel stark gemildert und fast aufgehoben; Hoffmann sieht ein, der „Freischütz“ „fordert nur verdoppelte Aufmerksameit, um voll gewürdigt zu werden“. In dieser Einsicht sind die Zeilen geschrieben. Ich lasse Hoffmann selbst das Wort ergreifen:

"Am 4. Juli: „Der Freischütz

Immer ansprechender treten die Melodien, immer ergreifender die Harmonien in dem herrlichen Werke hervor, je mehr man es hört, und die Theilnahme des Publikums wächst auch deshalb mit jeder neuen Vorstellung, wie es die heutige vierte aufs Neue bewies, die abermals ein sehr zahlreiches Auditorium angelockt hatte. Die durchgängig so tief gedachten Intentionen des trefflichen Komponisten wollen aber auch studirt, die Musik will in succum et sanguinem verwandelt sein. Sollten wir deshalb bei eifrigerem Eindringen unser früheres Urtheil über dieselbe ja noch zu modifizieren aufgefordert werden, so – könnte es nur immer mehr zu Gunsten des Komponisten geschehen, da wir mit allem gern gespendeten Lobe noch gar viele meisterhafte Eigenthümlichkeiten übersehen zu haben glauben, wie der erneute Genuß beim Hören bewies, und wie dies bei einer so reichhaltigen Partitur auch wohl nicht anders möglich ist. Nicht genug, dünkt uns, haben wir aufmerksam gemacht auf den originellen ersten musikalischen Eintritt Caspars im Terzett Nr. 3 bei den Worten: „Nur ein keckes Wagen“, die gleich von vorn herein, einen bedeutenden Vorgeschmack von der gewichtigen Behandlung dieser ganzen Baßpartie gibt; nicht genug haben wir die ganz neue Behandlung des Schlusses des lustigen Walzers hervorgehoben, welcher Schluß das allmälige Verschwinden der Musik unübertrefflich ausdrückt, das man bisher immer nur durch ein Decrescendo zu malen gewohnt war. Solche kleine Meisterzüge sollen aber da nicht vergessen werden, wo es darauf ankommt, das wahre Genie zu charakterisieren.

Und so weiter! denn ein zweiter Bericht, der bei größerer Ausführlichkeit entstehen dürfte, ist – gegen die Verabredung in diesen Blättern.

Der lebhafteste Beifall folgte, wie in den früheren Vorstellungen, auch heute jedem Stücke auf dem Fuße nach, und Mad. Seidler ward verdientermaßen gerufen. Auch die übrigen Mitwirkenden thaten wacker ihre Schuldigkeit; Einer sogar mehr als zu gut – nämlich der Souffleur."

Apparat

Zusammenfassung

Bekanntmachung der Entdeckung der Aufführungsbesprechung E. T. A. Hoffmanns über den „Freischütz“ von Carl Maria von Weber in der „Königlich privilegirten Berlinischen Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen“ (Vossische Zeitung), der dort am 7. Juli 1821 erschienen war.

Generalvermerk

E. T. A. Hoffmann hat keine Kritik über den Freischütz verfaßt, wie Wolfgang Kron, Die angeblichen Freischütz-Kritiken E.T.A. Hoffmanns, München: Hueber 1957, nicht zuletzt anhand des Briefes von Carl Maria von Weber an Friederike Koch vom 9. August 1821 überzeugend nachgewiesen hat, vgl. insbesondere S. 34–35 und 100–103

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Fukerider, Andreas

Überlieferung

  • Textzeuge: Berliner Börsen-Courier, Bd. 43, Heft 379 (15. August 1911), S. 5

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