Aufführungsbesprechung Leipzig, Anfang 1812, darunter Konzert von Heinrich Joseph Baermann und Carl Maria von Weber am 14. Januar 1812 im Gewandhaus

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Die Joseph Seconda’sche Schauspieler-Gesellschaft, welche vormahls immer das hiesige Publicum den Winter hindurch zu unterhalten bemüht war, ist auch gegenwärtig hier, und liefert in der That Darstellungen, mit welchen die Schauspielfreunde Leipzigs alle Ursache haben, zufrieden zu seyn. Hr. Seconda hat für gute Subjecte gesorgt, und die Wahl der Stücke verdient gleichfalls allen Beyfall. Diese Gesellschaft, welche nur Opern giebt, hat uns bereits mit mehrern interessanten Werken regalirt, von denen einige sogar auf größern Bühnen, z. B. in Berlin, noch nicht gegeben worden sind. Wir sahen: Elisene, von Rösler, eine sehr niedliche, anziehende Musik, Jacob und seine Söhne, von Mehul; das Waisenhaus, den Corsar aus Liebe und die Schweizerfamilie, von Weigl, Aschenbrödel, von Nicolo u. s. w. Mad. Kramer ist eine sehr brave Schauspielerinn, und eine ungleich gewandtere und angenehmere Cendrillon als Dlle. Fleck in Berlin; die Dllen. Gribel und la Roche sind sehr brauchbare Sängerinnen, und die Hrn. Müller und Coradini nicht minder achtungswerthe Mitglieder der hiesigen Bühne. Hr. Geiling, als Komiker, gefällt in einigen Rollen; als Baron Montefiascone in Aschenbrödel erregt er Mitleid. Er spielt diese Rolle in einem gewissen rauhen Tone, welchen gebildete Kunstfreunde schwerlich goutiren möchten. – Auch einige alte Mozartsche Opern, die Zauberflöte und Don Juan sind wieder auf die Bühne gebracht und mit Fleiß und Sorgfalt gegeben worden. – Der Musikdirector dieser Gesellschaft ist jetzt Hr. Fr. Schneider, ein Mann, der zwar ein guter Theoretiker seyn mag, aber kein angenehmer Compositeur ist. Seine Arbeiten sind steif und langweilig, und seine Direction nichts weniger als untadelhaft. Auch er hat den Fehler vieler andern Musikdirectoren, daß er sich in den Tempi’s stark vergreift. Das schöne Chor in Cendrillon, zu Ende des ersten Acts, giebt er mit einer Eile, welche ganz unnatürlich ist, und allen Effect vernichtet. So ließen sich viele Beyspiele citiren. – Der geschätzte Declamator, Hr. Solbrig, gab am ersten Weihnachtsfeyertage ein sehr be¦suchtes Declamatorium, welches sich vortheilhaft auszeichnete. Die vorgetragenen Stücke waren meistens von Werth, und ergötzten durch Mannigfaltigkeit. Den Schluß machte ein kleines Lustspiel: Die Judenschaft in der Klemme, von Hrn. Solbrig, nach einer Anekdote aus dem siebenjährigen Kriege bearbeitet, und äußerst charakteristisch und belustigend vorgetragen. Das Komische liegt nicht gerade in der Handlung, sondern mehr in der Nachahmung der verschiedenen Stimmen von sechs bis sieben bedrängten Juden. – Hr. Solbrig war der Erste, welcher öffentlich als Declamator auftrat; Viele sind ihm gefolgt, weil seine Kunst etwas leichter aussah, als sie wirklich war. So haben wir eine Menge von reisenden Declamatoren erhalten, die abwechselnd Stadt und Land ennuyiren, aber – fast alle von Hrn. S. lernen könnten. – Eine ausgezeichnete Erwähnung verdient auch das Concert der Hrn. Carl Maria von Weber und Heinrich Bärmann, das sie am 14. Januar im Saale des hiesigen Gewandhauses gaben, und das allen Freunden der Musik einen wahrhaft entzückenden Genuß gewährte. Weber ist Virtuos auf dem Pianoforte, und dabey ein trefflicher Componist, Bärmann zeichnet sich auf dem Clarinette ganz besonders aus.

Apparat

Zusammenfassung

Aufführungsbesprechung Leipzig, Winter 1811/12, mit der Erwähnung des Konzerts von Heinrich Joseph Baermann und Carl Maria von Weber im Gewandhaus, Leipzig, am 14. Januar 1812; darin aufgeführt: 2. Konzert für Klarinette (WeV N.13) von Carl Maria von Weber.

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Fukerider, Andreas

Überlieferung

  • Textzeuge: Thalia, Bd. 3, Heft 22 (14. März 1812), S. 86

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