Korrespondenzbericht aus Wien vom Februar 1822
Tagebuch aus Wien.
Am 11. Febr. Zwei Neuigkeiten haben heute die beiden Hoftheater (wir müssen auch das Kärnthnerthortheater noch also nennen, da es nach der Pachtung diesen Ehrentitel nicht abgelegt hat, obschon die daselbst engagirten Sänger den Titel: Hofoperisten, nicht mehr führen,) gefüllt. […]
¦Vom 14. – 16. Febr. Weber ist in unseren Mauern*. Alles drängt sich, den genialen Tonsetzer kennen zu lernen, und ihm seinen Aufenthalt in unserer Stadt angenehm zu machen. Wer den sanften, bescheidenen Mann persönlich kennen lernt, gewinnt ihn noch lieber. Es läßt sich wohl denken, daß er mit der Aufführung seines Freischützen auf unserer Bühne und mit den vorgenommenen Abänderungen nicht zufrieden seyn konnte, wenn er sich gleich nicht eben mißbilligend darüber äusserte*. Wer kann auch eine Verstümmelung seines Kindes mit gleichgültigen Augen ansehen? Weber hat, wie man versichert, mit der Direktion des Hofoperntheaters hinsichtlich der Composition einer neuen Oper für diese Bühne sich in’s Einvernehmen gesetzt und das Buch (welches bereits zur Hälfte componirt seyn soll) der hiesigen Censur überreicht.
[…]
Apparat
Zusammenfassung
„Der Freischütz“ von Weber wird in Wien in einer verstümmelnden Fassung gespielt
Entstehung
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Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Mo, Ran
Überlieferung
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Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 6, Nr. 91 (16. April 1822), S. 364
Einzelstellenerläuterung
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„… nicht eben mißbilligend darüber äusserte“Zu Webers Stellungnahme zur Aufführung am 19. Februar 1822 vgl. sein Tagebuch sowie seine brieflichen Mitteilungen vom Folgetag.