Bericht über die Klopstock-Säkularfeier in Quedlinburg

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Erinnerung an ein Musikfest

Nachdem die Deutschen 1813 siegreich der Ruhe genossen, war es die heilige Caecilia, welche sie oft massenhaft vereinigte. Cantor Bischoff in Frankenhausen war der erste, der mit einer großen Zahl von Sängern und Musikern „die Befreiung Deutschlands,“ componirt von Spohr, aufführte*, dem dann viele in anderen Städten folgten, deren Musik-Directoren sich beeiferten, tüchtige Leute zu bilden, um so einen Stamm zu erziehen, womit sie Gediegenes ausführen konnten. Unter vielen dieser eifrigen Förderer gehörte auch neben Friedrich Schneider, Mühling in Magdeburg pp. Musik-Director Röse in Quedlinburg, der es unternahm, am 1. 2. 3. Julius Klopstocks 100jährigen Geburtstag in dessen Vaterstadt zu feiern, wobei die Leitung C. M. von Weber zugesagt hatte, dessen Erscheinung wir ehrfurchtsvoll entgegen harrten, und der zur festgestellten Zeit mit einem tüchtigen Gefolge Dresdener Künstler erschien*. Eine mir unvergeßliche würdevolle Erscheinung, der als Dirigent uns kräftig zusammenhielt. Er hielt vor Eröffnung der Probe eine kurze Anrede an uns: daß er gern mit seinen Künstlern gekommen sei, durch die Musik einen Deutschen in Erinnerung seiner Nation zu bringen, und eine würdige Feier in seiner Vaterstadt zu bereiten, dem die Poesie so Unvergeßliches zu danken habe; nicht minder auch habe derselbe auch den Musikern durch würdige Stoffe genützt, von denen sie nun gleich mehrere, z. B. den Psalm mit dem Vaterunser, componirt von Naumann, auszuführen gedächten.

Zugleich bat er, ihm eine Eigenthümlichkeit zu verzeihen, und sie nicht etwa für Ziererei zu halten. Seine Gesundheit sei angegriffen, und er könne durchaus das Einstimmen der Instrumente nicht hören, er wolle jede Zwischenpause hinausgehen, damit man das nothwendige Stimmen vornehmen könne. Als nun nach der Sinfonie Eroica, Gesangsscene von Weber, Violin-Concert von Müller, Hymnus von Mozart an die Gottheit, u. die Arie: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt von der Sächsischen Hofsängerin Funk, herrlich und tief gefühlt vorgetragen war, beugte sich der tief ergriffene Meister Weber weinend mit dem Kopfe auf das Dirigenten-Pult, indem er der Sängerin Leistung für die Wahrheit ihres Vortrages dankte, und sich über die Ueberzeugung und feste Glaubenstreue in der Composition begeistert aussprach.

Aber auch auf uns Alle hatte sie denselben Eindruck hervorgebracht – alte verdiente Militairs und hohe Beamten, denen man den Eintritt in die Probe verstattet hatte, waren eben auch durch die Composition ergriffen, daß sie thränend ihren Zoll brachten. Jubelnd ward der Meister Weber, dem die Musik so etwas Heiliges war, und der sie so bot, nach Ende der Probe gefeiert.

Unvergeßlich ist mir für mein ganzes Leben, was ich auch der Kunst geweiht habe, dieser Moment in Erinnerung geblieben, und mit hohem Stolz habe ich daran gedacht, daß ich den verehrungswürdigen Mann, Weber, persönlich kennen gelernt.

C. M. von Weber’s Geschmack und feines Gefühl zeigte sich auch in der Aufführung der Hymne an die Gottheit. Einige Stimmen übersahen hier das Piano. „St! St!“ rief ihnen der Meister zu, würden Sie denn so laut singen, wenn der liebe Gott hier wäre?“

Apparat

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Frank Ziegler
Korrektur
Eveline Bartlitz

Überlieferung

  • Textzeuge: Kopie: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. V [Mappe XVIII], Abt. 4 B, Nr. 41E. e

    Quellenbeschreibung

    • Abschrift von unbekannter Hand

    Einzelstellenerläuterung

    • „… componirt von Spohr , aufführte“Aufführung am 19. Oktober 1815, vgl. Weber-Schriften sowie AmZ, Jg. 17, Nr. 46 (15. November 1815), Sp. 767–770.
    • Mühlingrecte „Wachsmann“.
    • Röserecte „Rose“.
    • „… tüchtigen Gefolge Dresdener Künstler erschien“Laut Verzeichnis der Mitwirkenden im gedruckten Festprogramm sowie in: Klopstock᾽s hundertjähriges Ehrengedächtniß, gefeiert in seiner Vaterstadt am zweiten Julius 1824. Allen Verehrern des Barden gewidmet, Quedlinburg und Leipzig: Basse, 1824, Beilagen, S. 23–32 waren aus Dresden neben Weber lediglich die Sopranistin Friederike Funk und der Flötist Anton Bernhard Fürstenau angereist.

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