Aufführungsbesprechung Nürnberg: Der Freischütz von Carl Maria von Weber (Erstaufführung 26. August 1822)

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Nürnberger Theater.

Siebenmal hintereinander ist nun auf unserer Bühne die beliebte Oper: der Freischütz, gegeben worden*. In Bezug der anständigen äußern Ausstaffirung der Garderobe, besonders der Brautjungfern, und der Dekorationen, wie auch der erforderlichen Proben, ließ es die Direktion an nichts mangeln und kam streng ihrem Versprechen nach. Die Maschinerieen gelangen trotz der niedrigen Bühne, und die Feuer-Dekoration fand Referent in Leipzig und Berlin nicht so vorzüglich. Der Sternenhimmel und der Mond hingegen waren in ihrem Effekte nicht entsprechend. Aus dem Ensamble blickte Leben, Eifer und Spiel- und Singlust, und Herr Opern-Regisseur Wagner, welcher die Opern dem Ganzen einstudierte, hat, da er mit vielen unmusikalischen Individuen zu ¦ kämpfen hatte, Wunder gethan*. Das Orchester, welches schon öfters bewieß, was es zu thun vermag, wenn es gut dirigirt wird* und hinlängliche Proben hält, spielte mit Feuer und Präcision. Und so waren wir denn endlich so glücklich, das Bild einer großen Bühne, nach Beschaffenheit unsers Lokals dargestellt zu sehen. Fremde eilten auf 20 Stunden in Umkreiß hieher, und stimmten in unsern Jubel ein, und wir waren erfreut, sie in unsrer Mitte zu sehn.

Mit Gefühl und Ruhe trug Madame Weidt die Agathe vor und bewieß uns daß wir an ihr eine geläufige Sängerin für sanfte und herzliche Parthien besitzen, über welches Lob Mad. Löchner sich nicht betrüben darf, indem wir auch ihre Verdienste und ihr musikalisches Talent erkennen. Demois. Schlotthauer war in der Spielrolle des Annchen eine erfreuliche Erscheinung, – Tanz, lebendiges gewandtes Spiel, und gute muntere Laune, in den Schranken der Natur, ohne alle Uebertreibung und Affektation, mußten sie uns werth machen. Herr Geißler hat den eignen Charakter des Kaspar durchblickt und rein durchgeführt, seine Arie trug er herrlich vor und belebte den zwar einfachen aber charakteristischen und imponirenden Jägerchor. Herrn Bonhak als Max, rufe ich zu, daß er ein guter Tenorist ist.

Apparat

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Ziegler, Frank

Überlieferung

  • Textzeuge: Friedens- und Kriegs-Courier, Nr. 213 (5. September 1822), S. 965

Textkonstitution

  • „Ensamble“sic!
  • „in“sic!

Einzelstellenerläuterung

  • „… der Freischütz , gegeben worden“Franz Eduard Hysel, Das Theater in Nürnberg von 1612 bis 1863 nebst einem Anhange über das Theater in Fürth. Ein wesentlicher Beitrag zur Geschichte des deutschen Theaters, Nürnberg 1863, S. 132f. weist die ersten sieben Vorstellungen für den 26., 27., 28. und 29. August sowie den 1., 2. und 3. September 1822 nach.
  • „… zu kämpfen hatte, Wunder gethan“Der Begriff „Ensemble“ ist nicht auf das Solistenensemble, sondern auf den Chor zu beziehen, wie die Wiedergabe der Rezension bei Hysel (a. a. O., S. 133f.) beweist, wo es ergänzend zu diesem Satz heißt: „Der Chor war damals sehr schwach besetzt, und nur die Herren Kob, Wehefritz und Pfister engagirt, es mußten also die Schauspieler mitwirken. Ein weiblicher Chor existirte eigentlich gar nicht, und mußten die Schauspielerinnen Chor singen“. Laut Wilhelm Lemberts Taschenbuch für Schauspieler und Schauspielfreunde (Jg. 1822, S. 290–292 sowie 1823, S. 361f.) waren zur Mitwirkung im Chor verpflichtet: die Herren Kob, Pfister, Poeneter (Theater-Sekretär; Chor nur lt. Jg. 1823), Dem. Backofen (nur im Jg. 1823), Dem. Giebel (nur im Jg. 1822) und Dem. Hartung (nur im Jg. 1822), während Hr. Wehefritz mit dritten Tenorpartien in der Oper betraut war.
  • „… wenn es gut dirigirt wird“Nürnberger Stadtmusikdirektor und somit auch Dirigent im Theater war seit 1815 (Johann) Ernst (Gottfried) Blumröder (1776–1858).
  • Löchnerrecte „Lechner“.

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