Aufführungsbesprechung Prag, Ständetheater: September – Oktober 1815

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Theater.

Prag. – Den 2. Sept.: Die Vestalinn. Herr Ehlers gab den Licinius als Gastrolle, und gefiel minder als gewöhnlich. Weder seine Darstellung noch sein Vortrag des Recitativs wollte die Kenner befriedigen.

Den 4. Sept.: Adolph und Clara, oder die beyden Gefangenen[.] Herr Ehlers spielte den Adolph mit bewundernswerthem Feuer und Leichtigkeit, und trug den Ruhm davon, ein Paar hartnäckige Gegner der französischen Musik mit dieser lieblichen Composition zu versöhnen.

Den 19. Sept.: Joseph in Egypten. (Zum Besten des Herrn Ehlers.) Der Held des Tages gab die Hauptrolle so vortrefflich, daß selbst das Andenken Mohrhardts in dieser seiner vorzüglichsten Rolle keineswegs verhinderte, seinem kunstreichen Nachfolger volle Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Das Haus war gedrängt voll, und Herr Ehlers wurde mit Enthusiasmus hervorgerufen.

Den 29. Sept.: Das Lotterieloos. Herr Ehlers gab den Plainville, und gewann in dieser so äußerst schwierigen kleinen Rolle, sowohl durch Gesang als mimischen Vortrag die Gunst des Publicums, deren er anfangs nicht so ganz sicher war, im höchsten Grade.

Den 30. Sept.: Die Theatersucht, Lustspiel in 3 Acten, von Schall. So neu dieß Lustspiel ist, so wurde es doch schon auf mehreren Bühnen aufgeführt, in mehreren Zeitschriften recensirt, und selbst diese Blätter enthalten schon die Inhaltsanzeige ¦ desselben, welchem der Nahme des Verfassers schon der sicherste Bürge seines Werthes ist. Wir haben daher nur von der Besetzung und Ausführung der Rollen zu sprechen. Wenn wir sagen, daß Herr Liebich den Schnäberle gab, so haben wir damit auch schon ausgesprochen, daß dieser Charakter meisterhaft dargestellt wurde. Die Herren Polawsky und Löwe (Buchhändler Kern und Kaufmannsdiener Keck) gaben ihre Rollen eben so vortrefflich. In Bezug auf Herrn Gerstel (Krafft) und Herrn und Mad. Allram (Murr und die Färberinn), bedauerten wir nur, daß sie so kurze Zeit auf der Bühne blieben. Mad. Junghans gab die Madame Kothurno mit sehr viel künstlerischer Delicatesse, wogegen Dlle. Brand als Hannchen die Farben etwas stark auftrug. Der Färber hätte wohl statt an Herrn Valet an Herrn Reinecke fallen können. Das Ensemble war sehr gut und das Stück gefiel sehr, besonders bey der ersten Aufführung.

Den 3. Oct.: Die Jäger[.] Herr Ryge, vom Kopenhagner Hoftheater, gab den Oberförster als erste Gastrolle, und wenn er gleich Herrn Liebich nicht zu ersetzen vermochte, so muß man ihm gleichwohl zugestehen, daß er den Charakter wohl aufgefaßt hatte und gut und kräftig wieder gab. Er wurde herausgerufen, und erzählte in einer sehr bescheidenen und wohlgesetzten – nur etwas langen – Dankrede, daß er erst zwey Jahre bey der Bühne sey.

Den 7. Oct.: Fridolin, oder der Gang nach dem Eisenhammer. Herr Ryge gab den Grafen von Savern als zweyte und letzte Gastrolle, und wurde abermahls durch lauten und gerechten Beyfall belohnt.

Apparat

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Jakob, Charlene

Überlieferung

  • Textzeuge: Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt, Jg. 7, Nr. 126 (21. Oktober 1815), S. 524

Textkonstitution

  • „Paar“sic!

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