Aufführungsbesprechung Berlin: „Preciosa“ von Carl Maria von Weber am 14. März 1821

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„Und zu allen Zeiten, wo die Kunst verfiel, ist sie durch die Künstler gefallen.“ Schiller

Berlin und Wien? Für dießmal muß ich so datieren; denn ein Wiener hat von mir Vergunst begehrt; ein Theater-Bulletin mit Hülfe der sogenannten 24 Pfünder zu publiciren. Er meint, das eigentliche Ziel der Batterie sey denn doch die Praxis der Theaterkunst im Allgemeinen (und darin hat er freylich recht), es komm’ also auf den Ort wenig an, und diese Monatsberichte hätten vor den Wiener Tagesberichten in dortigen Zeitschriften den doppelten Vortheil voraus, daß sie weiter gelesen würden, und daß kein Theatersecretär sie censirte. Da er dem Anmerke-Rechte, in dessen verfrühtem Besitze ich gegen meine Berliner Korrespondenten mich befinde, stillschweigend sich unterworfen hat; so hab ich geglaubt, seinen Bericht | aufnehmen zu müssen. Doch die Berliner gehen der Anciennetät halber billig vor.

Brief des Kurzen.

„Haben Sie die lange Abhandlung über Wolffs Pretiosa in der Eleganten gelesen?“ (Ja.) „Was sagen Sie dazu?“ (Nichts.) „Wer mag der unterzeichnete K.... seyn?“ (Ein Kenner, wie es scheint.) „Unsere Weinhäuslichen (?) Theaterrecensenten sind weidlich über dem Stück her.“ (Desto besser.) „Lemm hat für Wauer die undankbare Rolle des Zigeunerhauptmanns gespielt.“ (Das macht ihm Ehre.) „Uebrigens nichts.“ (Zu berichten, meint der Kurze unfehlbar.)

Brief des Dramaturgen.

„In einem hiesigen Sudelblatte, das mir in die Hände fiel, las ich zu Anfange dieses Monats die Theaterkritik: Calderons Leben ein Traum habe hier ausgespielt, ein träumender Prinz sey heutzutage selbst auf der Bühne kein interessanter Gegenstand mehr. Es ist leider wahr, daß das Stück nicht mehr zieht; aber woran liegt es? An West’s Bearbeitung? Oder am Prinzen Siegmund? Der Stoff hat doch do unendlich viel Reiz.“ (Man mache nur eine Oper daraus, das wird schon ziehen.) „Es verleidet mir alles Theater, daß stets das Mittelmäßige, wenn es nur bunt ist, mit Malerey, Gesang, Tanz u. f. m. untermischt, über das Vortreffliche siegt, ja daß selbst die fremdartige, spanische Form zu gefallen scheint, wenn eine gewöhnliche Intrigue darinnen steckt. Sie sehen, daß ich nicht aufgelegt bin, zu berichten.“ (Das seh’ ich.) „Oder soll ich Ihnen schreiben, wie es aussieht, wenn die brave Stich als Pretiosa Solo tanzt, während die Lemiere und Hoguet – figuriren?“ (Ich will nicht glauben, daß man Mad. Stich in einen Wettkampf geführt hat, wo sie nothwendig geschlagen werden muß. Wenn die L. und H. in dem Stücke tanzen, wie würde dann M. St. sich als Tänzerin ausnehmen?)

[…]

Apparat

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Amiryan-Stein, Aida

Überlieferung

  • Textzeuge: Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 15, Nr. 111 (9. Mai 1821), S. 443–444

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