Aufführungsbesprechung Prag, Ständetheater, Dezember 1813 – Januar 1814

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Ständisches Theater in Prag.

Seit Eröffnung der Gesangbühne mit F. Cortez wurden folgende neue Opern gegeben: Die vornehmen Wirthe, Oper in 3 Aufz. von Ritter von Seyfried. Musik von Catel. (Gefiel allgemein, und wurde oft wiederholt). Jacob und seine Söhne in Egypten. Oper in 3 A. nach Düval. Musik von Mehul. (Wurde mit Beifall aufgenommen und oft wiederholt). Uthal, Op. 1 A. n. d. Fr. des St. Victor. Musik von Mehul. (Gefiel.) Das Lotterieloos, Op. 1 A. Musik von Isonard. (Gefiel allgemein durch Gesang und Spiel und wurde oft wiederholt.) Carlo Fioras, od. der Stumme in der Sierra Morena, Op. 3 A. n. d. Fr. von Vogel. Musik von Fränzl. – Noch hat unser Ballet wesentlich durch den Zuwachs der beiden Dlls. Horschelt (Tänzerinnen des k. k. Hoftheaters in Wien) gewonnen, welche sich zu ihrem Vortheil in mehreren Gastauftritten zeigten, und engagirt wurden. Sie besitzen sowohl die Fertigkeit einer gründlichen Schule, als das Verdienst der mimischen Grazie. Auch tanzten sie ein mit vielem Studium erlerntes komisches pas de deux mit doppelten Gesichtern, das allgemeinen Beifall erhielt. – Am 23. Dec. gab Mad. Herold, Mitglied der hiesigen Bühne, mit ihren Kindern ein beifälliges Declamatorium im kleinen Redoutensaale. Sie ist eine Schülerin der belobten Mad. Bürger, und entwickelte Studium und Gefühl in ihrem Vortrage, den eine edle Figur und ein Organ von Kraft und Umfang unterstützten. Auch ihre Kinder sprachen mit der seltenen Natürlichkeit, die das Einlernen so oft erdrückt. – Am ersten Januar 1814 kam die Oper Aschenbrödl zum ersten Mal auf die Bühne. Dlle. Brandt vom Nationaltheater in Frankfurt am Main, (neues Mitglied der Gesellschaft) debütirte als Aschenbrödl mit allgemeinem, rauschenden Beifall, den ihre so mannichfaltigen Talente des Gesangs, Spiels und ausdrucksvollen mimischen Tanzes verdienten. Sie wurde nach dem zweiten Act und nach Endigung der ¦ Oper einstimmig hervorgerufen. Aschenbrödl wurde in 8 Tagen viermal bei angefülltem Hause gegeben, und Dlle. Brandt ärndtete gleichen Beifall, und wurde in allen Vorstellungen zweimal herausgerufen. —

Im Schauspiel wurde am 26. December z. erst. M. gegeben: Heinrich von Hohenstaufen, König der Deutschen, Trauerspiel in 5 Aufzügen von Caroline Pichler. – Noch hatten die Freunde der Kunst das Vergnügen Mad. Schröder, (gewesene Stollmers) zeitheriges Mitglied des deutschen Theaters in Hamburg, in einigen Gastrollen auf unserer Bühne zu sehen. Sie gab am 21. Dec. die Maria Stuart im Trauerspiel gleiches Namens von Schiller, am 28. die Medea im Duodrama von Brandes mit Bendas Musik, und am 30. die Johanna von Montfaucon. Sie erhielt allgemeinen Beifall, und wurde nach jeder Vorstellung herausgerufen. Referent war durch eine Unpäßlichkeit zeither verhindert das Schauspiel zu besuchen, und die ihm schon von der Hamburger Bühme rühmlichst bekannten Verdienste der Künstlerin mit dem gebildeten Publikum zu würdigen; hofft aber, daß Mad. Schröder, den einstimmigen Wunsche der Kunstfreunde gemäß, ihre meisterhafte Darstellung der Medea wiederholen werde, wo wir uns einen hohen Kunstgenuß zu versprechen haben.

Qdt.

Apparat

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Charlene Jakob

Überlieferung

  • Textzeuge: Allgemeiner Deutscher Theater-Anzeiger, Jg. 4 (1814), Nr. 10, S. 37

    Einzelstellenerläuterung

    • Isonardrecte „Isouard“.
    • Brandesrecte „Gotter“.
    • Bühmerecte „Bühne“.

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