Friedrich Wilhelm Jähns an eine Zeitschriften-Redaktion (möglicherweise jene der Vossischen Zeitung in Berlin)
Berlin, Dienstag, 15. März 1870

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Eine hochgeehrte Redaction

wolle gütigst verzeihen, wenn ich in der Anlage zu geneigter Aufnahme in Ihre Zeitung eine Besprechung überreiche, welche im Interesse meiner vieljährigen umfassenden Arbeit über Carl Maria von Weber’s Gesammtwerke an Ausdehnung etwas über das gewöhnliche Maaß hinausgehen mußte. Zur Erleichterung der mit sehr bedeutenden Kosten verknüpften Herausgabe dieses für die musikalische Kunstgeschichte wichtigen Werkes, wird es nöthig, das Publikum in eingehenderer Weise desto lebendiger dafür zu interessiren. Wolle deshalb eine hochgeehrte Redaction dieser Besprechung gütigst einen geeigneten Platz in Ihrer Zeitung vergönnen und sich des verbindlichsten Dankes versichert halten

Ihres
sehr ergebenen
F. W. Jähns,
Königl: Musik-Directors
in Berlin. |

[Anlage von Kopistenhand:]

Carl Maria von Weber in seinen Werken*.
Chronologisch-thematisches Verzeichniß seiner sämmtlichen Compositionen nebst Angabe der unvollständigen, verloren-gegangenen, zweifelhaften und untergeschobenen, mit Beschreibung der Autographe, Angabe der Ausgaben und Arrangements, kritischen, kunsthistorischen und biographisches Anmerkungen, unter Benutzung von Weber’s Briefen und Tagebüchern von Fr. Wilh. Jähns, Königl. Musik-Director in Berlin.“ – So lautet der Titel eines im Kreise aller musikalischen Kunstfreunde ein hervorragendes Interesse erregendes Werkes, rücksichtlich dessen der Autor soeben eine Einladung zur Subscription erlassen hat. In derselben dieser weist er darauf hin, daß dasselbe nicht nur geeignet sein werde, die Theilnahme seiner Fachgenossen zu fesseln, sondern daß er zugleich erstrebt habe, sein Buch auch zur Lectüre in weiteren Kreisen, namentlich eines jeden musikalischen Kunstfreundes geschickt zu machen. „Die Werke Weber’s werden“, so sagt der Autor, „in chronologischer Reihenfolge aufgeführt; der Anfang jedes einzelnen, sowie der jedes Haupttheiles der größeren derselben, wird in Noten gegeben; und demnächst werden zur Besprechung gebracht: 1.) das Original-Manuscript (Autograph), 2.) sämmtliche verschiedenen Ausgaben, auch der Arrangements, nebst Preis derselben; 3.) (unter Anmerkungen) Entstehungsgeschichte jedes Werks – Zeit seines Erscheinens – innere und äußere Verbindung der Werke untereinander – erste und sonstige wichtige Aufführungen derselben wie deren spätere Verbreitung; ferner Beurtheilungen oder charakteristische Besprechungen sowohl seitens des Componisten selbst und seiner zeitgenössischen Hörerschaft, als seitens des unterzeichneten Autors, – Untersuchungen vermeintlicher Entlehnungen – Literatur – Curiosen, etc. etc. etc.“ Durch das Ganze wird der Faden fortlaufender Original-Mittheilungen aus Weber’s Tagebüchern und einem reichen Schatze von Weber’schen Original-Briefen hindurch gehen. Mus. Director Jähns erwünscht eine lebhafte Theilnahme des Publikums für dies Werk vieljähriger Arbeit, dessen Herausgabe nur mit bedeutenden Kosten ermöglicht wird, wogegen der Preis des gebundenen Exemplars von 3 ½ rhn. bei 400 bis 450 Seiten groß Octav ein sehr mäßiger erscheint. Der Schluß der Subcription findet am 15. April d. J. statt, wonach eine Erhöhung des Preises eintritt. Druck und Ausstattung hat die Officin von Breitkopf und Härtel in Leipzig übernommen. – Subscriptionen auf das Werk ersucht der Autor ihm selbst, Krausenstr. 62, oder dem Verleger desselben, Herrn R. Lienau (Schlesinger’sche Musikhandlung) Unter den Linden 34 hier einzusenden

Editorial

Summary

bietet einer Redaktion Subskriptionseinladung zu seinem Weber-Werkverzeichnis mit ausführlicher Erläuterung an

Incipit

Eine hochgeehrte Redaction wolle gütigst verzeihen

General Remark

Der dem Brief beiliegende Text wurde 1870 u. a. publiziert in der Berliner Musik-Zeitung Echo (Nr. 13) sowie in der Königlich privilegirten Berlinischen Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen, Jg. 1870, Nr. 66 (19. März), 3. Beilage, S. 5f. Da der Brief keinesfalls an Lienau (Verleger des Echo) gerichtet ist, käme als Empfänger die Redaktion der Vossischen Zeitung (Königlich privilegirte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen) in Betracht.

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler

Tradition

  • Text Source: Leipzig (D), Stadtgeschichtliches Museum, Bibliothek (D-LEsm)
    Shelf mark: A/2738/2005, Beilage: A/2739/2005

    Physical Description

    • 1 Bl. (1 b. S. o. Adr.) + 1 Bl. (1 b. S.)
    • Brief von fremder Hand mit e. Datierung und e. U.
      mit Registerstraturvermerk des Verlags auf der ansonsten leeren Rückseite des Briefes und Antwortdatierung: 21. März

Text Constitution

  • “derselben”crossed out
  • “dieser”added above
  • “werden”added above
  • “n”crossed out

Commentary

  • “… von Weber in seinen Werken”Originalzusatz von Jähns: ‚(doppelt gesperrt oder latein. Lettern)‘; danach vor dem Textbeginn ebenso von Jähns: ‚deutsche Lettern.‘

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