Friedrich Rochlitz an Carl August Böttiger in Dresden
Leipzig, Mittwoch, 21. Juni 1826

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Ich beantworte Ihr Schreiben in derselben Stunde, wo ich es erhalten habe. Das frühere Blatt durch Blümner erhielt ich erst vorgestern.

Winkler hat mir geschrieben und von mir gleichfalls in derselben Stunde Antwort erhalten, da ich den Gegenstand schon vorher, für mich, bedacht hatte. Da Sie W.‘n sprechen, erspare ich mir die Wiederholung.

Daß Hr. GR. Wendt auch bey dieser Gelegenheit sogleich parat ist, wundert mich nicht. Er ist stets und überall parat, wo er glaubt, sich selbst geltend machen zu können. Und da es ihm nie an Worten und Floskeln und Gemeinplätzen fehlt, so gelingt es ihm auch bey Leuten, bey denen es überhaupt damit gelingt. Es werden ihrer auch sonst die Fülle hervortreten, über Weber zu schreiben und sich einen Thaler damit zu verdienen. Meine Sache ist weder das Eine, noch das Andere. Wahr ist es: Weber, seit 15 Jahren mein Freund, der mir in jeder Hinsicht vertrauete, hat mich über den Gang seines innern und äußern Lebens genugsam unterrichtet; die bedeutendsten seiner Werke mir früher, als der Welt, mitgetheilt; wir haben darüber ernstlich gesprochen; er hat meine Urtheile, auch wenn sie ihm entgegentraten, jederzeit geachtet, die Gegenpart stets mit | rühmlicher Fassung gehalten; keines seiner Werke, von seinem 14ten Lebensjahre an, ist mir ganz unbekannt geblieben; und da ich nun von jener Zeit an an ihm wahrhaft theilnahm, dann in Hochachtung und herzlicher Liebe ihm folgte und folgen mußte: so darf ich wohl hoffen, er steht vor mir, nicht nur wie er war, sondern auch, wie er ward, und so könnte und dürfte ich mitsprechen. Aber in jenes Geräusch mische ich mich schlechterdings nicht. Die Leute mögen sich erst ausreden. Jetzt werden die Meisten blos aufregen, sich u. Andere, sie werden vergöttern. Das ist mir lieb um der Hinterlassenen willen. Es sey fern von mir, auch nur Einem in den Weg zu treten oder ihn abzuhalten. Ich will auch, was sie liefern, nicht lesen, theils um es unbesehens billigen zu können, theils mir das, was fest und klar in mir steht, nicht schwankend oder unklar machen zu lassen. Ob ich aber dann später nicht hiermit hervortrete, um, so weit meine Kräfte reichen, dem Freunde, den Seinen, der Kunst, welcher er sich gewidmet, zu nützen, und ein Bild zu zeichnen, zu welchem die | Ruhigern und Bedachtsamern wohl auch nach Jahren zuweilen zurückkehren: das weiß ich noch nicht. Nur das weiß ich schon jetzt: Macht dies irgend ein Anderer, wer es auch sey, Freund oder Feind, so gut oder besser, als ichs gekonnt hätte: so freue ich mich von Herzen, und beschränke mich darauf, es der Welt so laut ich kann anzupreisen. – Klingt Ihnen dies Alles, was ich hier gesagt habe, oder Etwas davon, anmaßend: so erinnern Sie sich, daß ich mit fliegender Feder schreibe, und daß in meiner ganzen Seele nichts von Anmaßung ist und eher zu viel vom Gegentheil.

Von HerzenIhrRochlitz.

Daß Sie mit diesem meinem Blatte behutsam umgehen mögen, brauche ich nicht erst zu bitten.

Editorial

Summary

Über seine lange Freundschaft zu Weber und seine Entscheidung, vorerst keine Biographie zu schreiben; erwähnt Wendt und dessen Interesse an einer Weber-Biographie

Incipit

Ich beantworte Ihr Schreiben in derselben Stunde

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz

Tradition

  • Text Source: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Handschriftenabteilung (D-Dl)
    Shelf mark: Mscr. Dresd. h 37, 4°, Bd. 218, Nr. 21

    Physical Description

    • 1 DBl. (3 b. S.)

    Corresponding sources

    • Weberiana 25, S. 9–11

Text Constitution

  • “ihn”added above

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