Carl Maria von Weber an Caroline Brandt in Prag
Dresden, Dienstag, 19. August 1817 (Nr. 80)

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Mein vielgeliebtes Bräutlein!

Herr Zwik, ein sehr achtbares Mitglied unsres Theaters und braver Mann, hat die Gefälligkeit dir diesen Brief nebst denen 2 wichtigen Dokumenten* zu überbringen, und kann dir zugleich viel erzählen von meinem Leben und Weben*.       Ich komme eigentlich Heute recht demüthig zu dir, weil ich dich schönstens um Verzeihung bitten will, wenn ich dich allenfalls in meinem lezten Brief ein bischen angeschnauzt haben sollte, was ich jedoch nicht gewiß weiß.       es betrifft nehmlich die Taufschein Geschichte von der ich jezt einsehe wie man allenfalls damit duseln kann, da es mir in diesem Augenblike um kein Haar beßer als der Mutter und dir [geht]*.       Habe meinen TaufSchein bis jezt auch nicht ordentlich gelesen, Gestern Abend bekome ich das hiesige Attest, lege es dazu, und besehe mir die Sache bei der Gelegenheit.       Kriege keinen kleinen Schrekk, als ich sehe daß ich am 20t November getauft worden sein sollT, und du fielst mir brühheiß dabei ein. Nun ist zwar wahr, daß so ein Schein nur den Tag der Taufe und nicht den Tag der Geburt bezeugt, aber es ist noch viel unläugbarer, daß man nicht eher getauft als gebohren, sein kann.       Mein Vater, Mutter und Tante waren aber in diesen Punkten so ordentliche Leute, und mein Geburtstag wurde so gewiß immer d: 18t December gefeyert, daß es mir geht wie dir, und ich auch glaube daß es ein Schreibfehler ist, und 20t December statt November heißen muß.       Du wirst recht ins Fäustchen lachen, und Etsch Etsch rufen. Gestehe aber, daß wir ein paar kuriose Menschen sind, die alles mögliche Seltsame erleben, und zwar immer zugleich. In einem Romane würde man das tolle Unwahrscheinlichkeiten nennen, und doch geschehen sie wirklich.       Alles was uns von Außen umgiebt will uns konfus über uns selbst machen, laß uns daher treu und doppelt treu darauf halten, stets innerlich ganz eins und Eines zu sein.       So fatal mir die Sache war, so hat sie doch wirklich einen komischen Beisaz seit dem sie sich verdoppelt hat, und wir wollen in Gottes Namen unsere alten Geburtstage feyern, bis wir uns an Ort und Stelle überführen haben laßen daß es nicht die rechten sind.      Ich habe dem Dr: auch schreiben wollen, und ihn nochmals um die Besorgung des Aufgebotes pp bitten, aber die Abreise des H: Zwik komt mir zu schnell über den Hals, ich will es aber dieser Tage gewiß nachholen.

ich muß schließen, denn H. Zwik sizt und wartet schon auf die paar Zeilen. empfange ihn freundlich, und kannst du ihm etwas dienen so thue es.
ich umarme dich innigst mein geliebtes Leben Gott segne Dich + + + und erhalte dich liebevoll deinem
Carl.

Millionen Bußen.

Editorial

Summary

schickt Dokumente, die für seine Eheschließung benötigt werden; betr. Unsicherheit über das Datum seiner Taufe: diese sei laut Taufschein am 20. November erfolgt; es müsse sich jedoch um einen Irrtum handeln, da er seinen Geburtstag am 18. Dezember feiere; folglich müsse der Taufscheineintrag ein Schreibfehler sein und richtig auf den 20. Dezember lauten; werde in den nächsten Tagen an Jungh schreiben wegen des Aufgebots

Incipit

Herr Zwik, ein sehr achtbares Mitglied unsres Theaters

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Mus. ep. C. M. v. Weber 116

    Physical Description

    • 1 Bl. (1 b. S. o. Adr.)
    • Rötel- und Bleistiftmarkierungen von Max Maria von Weber

    Corresponding sources

    • Muks, S. 472–474

Thematic Commentaries

Text Constitution

  • unsres“und” overwritten with “unsres

Commentary

  • “… nebst denen 2 wichtigen Dokumenten”Weber übersandte, wie dem Tagebuch zu entnehmen, im Vorfeld der Hochzeit mit dem Brief seinen am 30. Mai aus Eutin bestellten Taufschein zusammen mit dem Zeugnis über das laut Tagebuch am 9. August bei Pater Joseph Schmidt bestellte und am 10. August publizierte Aufgebot.
  • “… von meinem Leben und Weben”Zwick, angeblich aus Prag stammend, gastierte am dortigen Ständetheater, wohin er laut Webers Tagebuch nach dem 19. August 1817 von Dresden abreiste. Zu seinen Gastauftritten in Prag am 26. und 28. August vgl. den Bericht im Sammler, Jg. 9, Nr. 108 (9. September 1817), S. 432.
  • “… der Mutter und dir geht”Zur Unsicherheit über den Geburtstag von Caroline Brandt vgl. Webers Brief vom 15. August 1817.

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