Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Hamburg
Eutin, Donnerstag, 14. September 1820 (Nr. 4)

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An

die

Freyfrau Carolina von Weber

Hochwohlgebohren

dermalen

zu

Hamburg

Auf dem Valentin-

Kamp 162, bei dem

Friseur H: Langschwart.

Guten Morgen mein vielgeliebtes Leben. wie hast du geschlafen? gut? ich hoffe es zu Gott. Mir geht es recht gut. Meine Zahnschmerzen haben mich zwar noch ein bischen gequält, aber Dr: Voß hat mir etwas dafür gegeben, und da habe ich doch die Nacht Ruhe.      Ich habe Gestern durch Fritz der diese Nacht um 1 Uhr mit Edmund abgereißt ist, geschrieben. aber du wirst diesen Brief früher erhalten als er ankömt. dafür kann er dir desto mehr erzählen. Von der schönen Landparthie nach Sillbek und meinem Concerte GesternT.      Ich mache nun heute Früh meine Abschiedsbesuche und fahre nach Tische nach Plön.      bist du wohl auch schon bei der guten alten Mad. Sillem gewesen? Edmund behauptet, es müße gehen meinem Wagen breite Spur zu geben und die Vorder Räder zu erhöhenT. und zwar mit geringen Kosten, da man das Eisenwerk wieder benuzzen könne, und nur Axen und Vorder Räder neu zu werden brauchen.      Fritz wird dir und Romberg das Nähere sagen.      das könnte nun Freund Romberg der die Sache versteht mir gütigst besorgen. da kann in der Zeit alles wieder angestrichen werden, und die Mukkin behält ihr Wagerl, das doch gar komode ist, und kann ruhig neben dem Muks hokken und sich hamerl fahren laßen*.      gelt?

Ich habe ausgerechnet daß du mir auf diesen Brief den du Morgen erhältst sehr gut nach Kiel antworten kannst unter Adresse des H: Musikdirektor Apel in Kiel. — da komt der Fee. ach lieber Gott wie einsam. trinkst du wohl jezt eben auch? ich will es fest glauben, und in Gedanken gewiß bei dir sein. — —

Das war kurz abgethan.      Trinkst du denn auch guten Fee? behandeln dich die Leute wo du wohnst mit Sorgfalt? läßt du dir auch nichts abgehen, oder behandelst dich wie ein Hund? du! ich rathe dir Gutes, fürchte meinen Zorn, es sezt fürchterliche Haue, wenn ich deine Ausgaben zu klein finde. also hüte dich.      Gestern in und nach dem Concert fehlte aber die Mukkin wieder überall, und da waren doch noch die Brüder da, die große Freude an mir hatten.      Auch haben mir die Damen nicht schlecht die Cour gemacht, und so gebeten daß ich wieder kommen möchte, sie wollten mir alle eine Meile weit entgegen komen.      gelte du wirst schon eifersüchtig es schwillt dir schon der Kamm. ja es waren recht hübsche Kinder darunter.      Aber wirklich gesungen hat die Akademie recht sehr brav. so fest und bestimmt, rein und deutlich, das Orchester that was es konnte, sie waren aus 3–4 Orten zusamen gekommen, aber lieber Gott der Wille war gut, das Fleisch aber sehr schwach.      ich bin eben von Halle und Göttingen nicht verzärtelt*, und das war gut.      Nun alter Herr will ich mich anziehen. je schneller und weiter fort, je früher wieder bei dir.      ich zähle die Minuten bis Schleßwig wo ich Nachricht von dir finde.

Grüße mir Rombergs, Mlle Reichardt, Mad. Sillem pp bestens. auch Bruder Fritz herzlichst, Er hat getreulichst Bratsche mitgestrichen. Gott segne dich + + + und erhalte dich mir gesund, Du meine einzige Freude auf der Welt. Ewig dein Carl.

Millionen Bußen [Kußsymbol]

Editorial

Summary

Weber berichtet aus Eutin an seine Frau in Hamburg, bevor er weiter nach Plön reist; über Wagenreparatur und sein Konzert; sie soll ihm über Musikdirektor Apel in Kiel antworten

Incipit

Guten Morgen mein vielgeliebtes Leben. wie hast

Responsibilities

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Tradition

  • Text Source: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Shelf mark: Weberiana Cl. II A a 3, 2

    Physical Description

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegelloch
    • Auf der Rectoseite oben links Ergänzung von F. W: Jähns (Tinte / Blei): “No 4. (1820)”
    • am linken oberen Rand der Adressenseite Echtheitsbestätigung von F. W. Jähns (Tinte): “Carl Maria von Weber an seine Gattin. Eigenhändig.”

    Provenance

    • vermutlich zu jenen 60 Weber-Briefen gehörig, die Max Maria von Weber Anfang 1854 an Friedrich Wilhelm Jähns verkaufte; vgl. Max Jähns, Friedrich Wilhelm Jähns und Max Jähns. Ein Familiengemälde für die Freunde, hg. von Karl Koetschau, Dresden 1906, S. 403

Text Constitution

  • S“s” overwritten with “S

Commentary

  • “… und sich hamerl fahren laßen”Die Webers hatten am 21. August 1820 auf der Fahrt nach Bremen einen Kutschenunfall, bei dem der Wagen umgestürzt war. Um solche Gefahren zukünftig zu minimieren, sollte die Achsenbreite vergrößert werden. Der Umbau wurde noch in Hamburg vorgenommen, wie die entsprechende Abrechnung im Tagebuch am 24. Oktober 1820 bezeugt; vgl. auch Webers Briefe vom 24.–26. und 28.–30. September 1820.
  • “… Halle und Göttingen nicht verzärtelt”Bezogen auf die Leistungen der Orchester bei den Konzerten in Halle (31. Juli 1820) und Göttingen (17. August 1820)T.

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