Aufführungsbesprechung Dresden: Jubelkantate von Carl Maria von Weber, 23. September 1818

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Korrespondenz-Nachrichten.

Dresden, am 13. Okt.

(Beschluß.)

Die Erleuchtung Dresdens war wohl die reichste, welche diese Stadt je sah. Köstlich war die Nachahmung der Trajans Säule vor dem Altstädter Rathause. Der Regenbogen über der Brücke eine gute Idee, aber in der Ausführung mißlungen; noch dazu hatte man die hintere Seite, wo man von Neustadt herkam, offengelassen, und man sah von da aus nur Gerüst und Lampen, daher auch ein Jude sich freuend sagt: Na, säh’ ich doch ach eppes Neues, habe ich in manen Läben nach keenen Regenbogen von hinten kesehen! Merkwürdig war ein Haus auf der Wilsdruffer-Gasse dekorirt. Säulen, Kapitäle, Architrave und Friese, alles aus Tischtüchern und Servietten, aber mit einer Geschicklichkeit gebrochen, welche den weissen Marmor täuschend nachahmte. Späßchen kamen auch hie und da vor. Z. B. bey einem Bäcker, sah man einen rüstigen Bäckersmann eine Person in den Ofen schieben, von welcher nur noch die Beine zu sehen waren, mit der Unterschrift: Wer nicht thut meinen König lieben, den werd’ ich in den Ofen schieben. Die königliche Familie fuhr unter lautem Jubelgeschrey der Menge mehrere Stunden lang umher.

Ein Musik-Verein von mehr als 300 Personen gab am 23sten eine große Aufführung in der Neustädter Kirche zum Besten der Armen, für welche ein reicher Ertrag folgte. Es war ein außerordentlicher Genuß, Sänger und Instrumentalisten wetteiferten. Zuerst eine lateinische Ode nach Horaz, von Böttiger, in Musik gesetzt von Morlacchi, dann Stücke aus dem Händel’schen Messias. Zuletzt eine Cantate von Fr. Kind, komponirt von C. M. v. Weber. Alles war brav, aber die letztere sprach vorzüglich an. Auch gab allerdings Weber dem gut musikalischen Texte eine Tonfülle und Harmonie zur Begleitung, welche in mehrern Stellen hinreißend wirken musste.

Daß eine Legion von Gedichten bey dieser Gelegenheit zum Vorschein kamen, und zum Theil dem Jubelgreise überreicht wurden, können Sie leicht denken. Das glänzendste darunter ist ohnstreitig das von Tauchnitz zu Leipzig stereotypisch gedruckte. Schwerlich dürfte die deutsche Buchdruckerkunst etwas Aehnliches bis jetzt aufzuweisen haben. Die Platten dazu sind in der königlichen Bibliothek niedergelegt worden. Fr. Kuhn ist der Dichter, und das Werk macht ihm an Wärme und Tiefe Ehre. Eben so hat auch Th. Hell der Abendzeitung ein größeres Gedicht beygefügt, das auch besonders verkauft wird, und dessen allgemeiner Inhalt sich schon in dem Titel: Dresden in Natur und Kunst, | an der Juberfeyer des Königs; ausspricht. Es hat sehr gelungene Stellen, wohin wir besonders die 51ste Stanze rechnen. Das Messerschmidtsche Gedicht ist auch eines der vorzüglichsten. Eben so zeichnete sich das der Stadt Suhl durch Zartheit der Behandlung aus. Wir haben von allen Sammlungen zu erwarten.

Mitten in den Festtagen, am 21sten gab die vielgepriesene Catalani ein sehr besuchtes Konzert. Sie gefiel außerordentlich. Ueber ihr wahres Verdienst muß man entweder sehr viel oder gar nichts sagen. Jedenfalls bleibt sie eine höchst ausgezeichnete Erscheinung. Sie hatte früher auch vor dem König in Pillnitz gesungen.

[…]

Editorial

Summary

Aufführungsbesprechung der Jubelkantate in Dresden

Creation

Responsibilities

Übertragung
Charlene Jakob

Tradition

  • Text Source: Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 12, Nr. 258 (28. Oktober 1818), pp. 1031–1032

    Commentary

    • Juberfeyerrecte “Jubelfeyer”.

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