Aufführungsbesprechung Dresden, Hoftheater vom 14. bis 27. Oktober 1819
Am 14. Oct. Zum Erstenmale: Carlo Fioras, der Stumme in der Sierra Morena. Oper in 3 Akten, nach dem Französischen von Vogel. Musik von Fränzel.
Leider ist der artistische Beurtheiler der deutschen Oper für diese Blätter, krank, und wir können bis zu seiner Wiedergenesung über diese Oper in Hinsicht auf Tonsetzung und musikalische Ausführung keine Mittheilung geben. Was das Gedicht selbst betrifft, so zeichnet es sich durch Interesse vor vielen andern aus, und Dialog und Verse sind so, daß man sie wohl mit anhören kann, welches leider nicht stets der Fall ist. Herr Julius hatte die Rolle des Stummen übernommen, und gab sie mit Wahrheit und Innigkeit. Er hatte vollkommen Recht, keinen kräftigen Mann von vierzig Jahren darzustellen, sondern anzudeuten, daß Kummer und Noth sein Haar vorschnell gebleicht haben. Eine höchst liebliche Erscheinung war Dem. Julie Zucker als Isabelle. Der Wohllaut ihrer Stimme ist so eng mit der Empfindung ihres Herzens verbunden, daß er kein leerer Schall wird, sondern wohlthätig gleiche Gefühle erweckt. Ihre Schwester Emilie Zucker gab die alte Barbara mit Virtuosität, und legte in ihre Cavatine so viel wahrhaft Komisches, daß der Beifall allgemein war. Herr Toussaint als Manuel, Herr Bergmann als Alfonso und Herr Mayer als Barbasiro, verdienen Auszeichnung. Herrn Wilhelmi’s angeborne Traulichkeit gab sich alle Mühe, den heimtückischen Bufalo darzustellen. Herr Metzner bewieß als Alegria, was aus einer Nebenrolle zu machen sey. Das Ganze ward unter der Leitung des Herrn Kapellmeister v. Weber zu einer sehr gelungenen Leistung, die sich auch lauten und dauernden Beifall – bei unserm Publiko eine nicht eben häufige Erscheinung – erwarb.
Am 16. Oct. La testa di Bronzo. Musik von Soliva.
Am 17. Oct. Carlo Fioras.
Am 18. Oet.‡ Johann von Paris. Mad. Strauß von Prag gab die Prinzessin als erste Gastrolle. Unwohlseyn ließ sie nicht den ganzen Umfang ihrer Stimme entfalten.
Am 19. Oct. Wilhelm Tell.
Am 20. Oct. L’italiana in Algeri.
Am 21. Oct. Der Hausdoctor. Lustspiel in 3 Akten, von Ziegler. (Neu einstudirt.) Die Hauptperson in diesem, wohl besser in zwei Akte zusammengezogenen, Stücke ist der Haushofmeister Eilmann, dessen Name schon seinen Character verräth. Herr Pauli gab ihn mit Lebendigkeit und wirkender Komik, nur dürfte freilich zu wünschen seyn, daß er hie und da schneller vom Fleck käme, als es wirklich der Fall ist, wofür freilich der Dichter hätte sorgen sollen. Der Hausdoctor selbst ist eine ziemlich unbedeutende Rolle, die nur in den Eifersuchtscenen Wärme erhält, welche Hrn. Kanow auch recht wohl gelangen. Aus dem Character des Graf Sonnenschild wird man nicht recht klug. Er lebt in der großen Welt, und hat doch so vieles landjunkermäßige, daß es schwer seyn dürfte, Einheit in das Ganze zu bringen, so viele Mühe Hr. Burmeister sich auch damit gab. Der Major ward von Hrn. Hellwig mit heiterkräftiger Haltung und im Schlußakte mit herzlicher Gemüthlichkeit dargestellt. Amalie gab Dem. Schu¦bert besonders in den Scenen der Verlegenheit gut, und Rose fand an Dem. Tilly eine einnehmende Repräsentantin. Einige Zudringlichkeiten in dieser Rolle sind wohl etwas zu stark vom Verf. gezeichnet. Recht belustigend war Hr. Künzel als Hannibal. Hie und da war bei dieser ersten Vorstellung das Spiel noch nicht ganz in einander greifend, was gewiß bei der zweiten sich noch mehr runden wird. Es folgte darauf: Die Junggesellenwirthschaft. Oper, von Gyrowetz.
Am 23. Oct. La gazza ladra. Lebendiger als je gegeben, und mit dem rauschendsten Beifall aufgenommen. Daß der italienische Bearbeiter den Giannetto zum Offizier gemacht hat, ist doch die Wahrscheinlichkeit allzusehr störend: einem Gemeinen gegenüber kann der Podesta so handeln, ein Offizier aber würde sich bei dieser Behandlung seiner Geliebten, ganz anders haben benehmen müssen.
Am 24. Oct. Zriny.
Am 25. Oct. Lully und Quinault. Lustspiel in einem Akt, nach dem Französischen, von Castelli. Dann: Das Lotterieloos. Oper in 1 Akt, mit Musik von Isouard. Mad. Strauß sang die Elise‡ als zweite Gastrolle, und zeigte besonders in der schönen Arie: „Nein, nein, ich singe nicht, mein Herr,“ ihre Bravour und Kunstfertigkeit, so wie Wohllaut und Kraft ihrer Stimme, wofür ihr denn auch der lauteste Beifall ertönte.
Am 26. Oct. Marie. Idylle in 1 Akt, von Kotzebue, und der Haustyrann. Charactergemälde, nach dem Französischen, von Costenoble.
Am 27. Oct. Donna Diana.
Editorial
Summary
Chronik Dresden, Hoftheater vom 14. bis 27. Oktober 1819
Creation
–
Responsibilities
- Übertragung
- Fukerider, Andreas
Tradition
-
Text Source: Abend-Zeitung, Jg. 3, Nr. 261 (1. November 1819), f 2v