Bericht über die Klopstock-Säkularfeier in Quedlinburg (Teil 3 von 3)

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Aus dem Halberstädtischen. (Beschluß.)

Am Tage der Vorfeier, am 1. Juli, entzückten Fürstenau (aus Dresden) durch die Zauber seiner Flöte, Müller (aus Braunschweig) durch wundervolles Violinspiel, und Fräulein Funke (aus Dresden) durch himmlischen Gesang, nach Webers Komposition, und die übrigen Sänger, Sängerinnen und Musiker (unter denen Hermstedt, der an der Spitze der Sondershäusischen Kapelle angelangt war, nicht vergessen werden darf) durch eine von Mozart komponirte Hymne an die Gottheit, durch eine Symphonie von Beethoven, und durch eine Ouvertüre Webers, die Menge der Zuhörer so hoch und süß, daß manche, nach allen diesen Genüssen, kaum glaubten, daß der folgende Tag – nachdem der erste mit einer Abendmusik vor Klopstocks Geburtshause würdig beschlossen war – annoch neuen Gewinn bringe[n] könnte. – Aber welche Ueberraschung stand Allen bevor, als nun am Morgen des folgenden Tages (2. Juli), wo die Menge der Zuhörer dergestalt anwuchs, daß der geräumige Münster die Tausende kaum zu fassen vermochte, vor denen die Hunderte der Künstler ihre hohen Gaben erglänzen ließen, Klopstocks ¦ Psalm, mit dem Vaterunser, wunderherrlich komponirt von Naumann, wie Musik der Sphären erschallte; und als Fr. Schneiders und Rochlitzens Kantate zu Ehren Jesu, des Siegers über den Tod, und die 3te Abtheilung des Händelschen Messias, wo überall die oben genannten Meister und Meisterinnen des Gesanges, Justizrath Pechmann und die Damen Funke, Keyser und Müller, eben so meisterlich unterstützt von den übrigen Musikern und Sänger, allen Herzen eine Wonne bereiteten, welche eben so wenig mit Worten geschildert werden, wie im innersten Heiligthume der Seele je erlöschen, je vergessen werden kann, das hohe Musikfest auf das glänzendste beschlossen. Zu den Stellen, deren Nachklang in der Seele nie verhallen kann, gehören vorzüglich aus dem Klopstock’schen Psalm: „Aber alle denken Gott und freuen sich Gottes.“ Ferner:

„Wohl ihnen, wohl! – Und wohl auch uns!“dann:„Er hebt mit dem Halme die Aehr’ empor;Reifet den goldnen Apfel, die Purpurtraube;Weidet am Hügel das Lamm, das Reh im Walde:Aber sein Donner rollet auch her,Und die Schloße zerschmettert esAm Halme, am Zweig, an dem Hügel und im Walde!Unser tägliches Brot gib uns heute!“Und der Schluß: „denn dein ist das Reich, und die Macht, und die Herrlichkeit. Amen!“

Der Silberblick der 3ten Abtheilung des Händelschen Messias, sowohl in Hinsicht der Komposition als der Ausführung durch Hrn. Justizrath Pechmann und Mad. Müller, war das Duett: „der Tod ist verschlungen durch den Sieg. O Tod, wo ist dein Stachel? – O Grab, wo ist dein Sieg? –“

Im Schlußchor schien denn aber doch das Feierliche dem Gewaltigen aufgeopfert zu seyn, besonders im „Halleluja,“ welches zuweilen fast grell und ungestüm an das Ohr schlug, und auf diese Weise die Andacht der Anbetung nicht wohl auszudrücken oder zu erwecken vermochte.

Darauf folgte nun noch, als der Tag sich neigte, das Volksfest im Lustwalde der alten Kaiserburg, im Brühl, wo die breiten Waldstraßen und die geräumigen Plätze die unübersehbare Menge der Lustwandelnden aus allen Ständen kaum zu fassen vermochten, wo das freudige Brausen der tausend und tausenstimmigen und tausendartigen Unterhaltung alle dort und da aufgestellten, noch so starken Musikchöre überschallte, und wo man nicht wußte, wohin man am ersten blicken und worüber man sich am meisten freuen sollte, ob über so manche der lieblichen Lustwandlerinnen oder über die dort und da unvermuthet aus den Menschenwogen auftauchenden, dem treuem Herzen zueilenden, geliebten, oft seit langen Jahren nicht gesehenen Freunde aus fernen Orten des lieben Vaterlandes. –

Im Basseschen Verlage, zu Quedlinburg wird, wie am Schluß der Texte zu Klopstocks musikalischer Säkularfeier angekündigt ist, in Kurzem erscheinen: „Ausführliche Beschreibung der Säkularfeier von Klopstocks Geburt zu Quedlinburg; mit Klopstocks Bildniß und einem lithographirten Blatte, das Haus darstellend, worin er geboren wurde.“ Diese Schrift wird die Statt gefundenen Feierlichkeiten ausführlich beschreiben, so wie auch sämmtliche bei dieser Feier gehaltene Reden, erschienene Gedichte und Aufsätze (wobei ein von dem vortrefflichen Starke, zu Ballenstedt, verfaßter, nur einem vertraulichen Kreise bisher mitgetheilter Dialog, nicht fehlen möge!*) enthalten. – Eine kurze Biographie Klopstocks, mit des Dichters Bildniß, ist im Basseschen Verlage bereits erschienen*.

C. N.

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Frank Ziegler
Korrektur
Eveline Bartlitz

Tradition

  • Text Source: Zeitung für die elegante Welt, Jg. 24, Nr. 142 (22. Juli 1824), col. 1143–1144

    Commentary

    • “… mitgetheilter Dialog, nicht fehlen möge!”Dieser Dialog ist in der angegebenen Schrift nicht abgedruckt.
    • “… Basse schen Verlage bereits erschienen”Das ist [Carl Nicolai,] Klopstock. Ein Denkmahl. Zur Säcularfeier seines Geburtstages am zweiten Julius 1824, Quedlinburg: Gottfried Basse, 1824.

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