Rezension zum deutschen Oberon-Textbuch von Theodor Hell (Teil 1 von 2)

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Oberon, König der Elfen. Romantische Feenoper in drei Aufzügen. Nach dem englischen, der Tondichtung des Herrn Kapellmeister Freiherrn (?) Karl Maria von Weber unterlegten, Originale von J. R. Planché, für die deutsche Bühne übersetzt von Theodor Hell. Dresden und Leipzig b. Arnold. 1826. S. 108.

Unter den Erzählungen von den Rittern der Tafelrunde ist die vom Ritter Huon von Bourdeaux, Herzog von Guienne, und seiner abenteuerlichen Brautgewinnung am Hofe des Kaliphen Harun al Raschid, durch poetische und prosaische Bearbeitungen aller Art eine der bekanntesten geworden. Den Grundstoff zu dieser Sage lieferte die Bibliothèque bleue, eine Sammlung französischer Romane; aus ihr schöpfte Wieland 1) den Stoff zu seinem mit Recht hochgepriesenen Heldengedichte, das u. A. auch in England durch Sotheby’s Uebersetzung allgemein Eingang fand. In England sowohl als in Deutschland be¦nutzte man sofort das Süjet zu einigen, bald vergessenen, Theaterstücken. Die vorliegende neueste Bearbeitung zeichnet sich in mancher Hinsicht vor allen Vorgängern ehrenvoll aus und wird daher nicht so rasch vom Strom der Zeit verschlungen werden, was um so weniger zu befürchten ist, da sie der Faden ist, an welche – wie Planché in seinem Vorwort, datirt Brompton Crescent, 10. April 1826, sagt – "der Tonsetzer seine schätzbaren Perlen zu reihen unternommen hat", nicht ahnend, daß seine erste Feenoper sein Schwanengesang im Lande der Elfen werden würde.

Den Inhalt der Oper erzählt Puck S. 10:

– Vor ein paar Stunden stand ich anDem Throne Karl’s des Großen und vernahmDen sonderbarsten Spruch, den je ein FürstIn seinem Zorne über einen RitterGefällt. – Sein Sohn, Prinz Karloman, verlegteDem Ritter Huon von Bourdeaux vor kurzemDen Weg, und hätte tückisch ihn erschlagen,Wenn dieser sich nicht ritterlich gewehrtUnd jener dann im offenen GefechtMit seinem Leben den Verrath an TreueGebüßet hätte. Schuldlos ward Herr HuonEinstimmig von ganz Frankreich nun erklärt,Die Edlen und die Ritter alle fielenDem Könige zu Füßen, ihn um GnadeFür Huon flehend, doch es triumphirteDer tiefgekränkte Vater über denGerechteren Monarchen, und er rief:"Geschenkt sei Dir Dein Leben, aber höre,Nur unter der Bedingung. Eile flugsNach Bagdad, tritt in des Kaliphen Saal,Und wenn zum Festgelage dort versammeltDer ganze Hof am Tisch gelagert ist,So tödte den, der ihm zur Rechten sitzt,Und küsse seine Tochter dann als Braut."

Der Erfolg dieses Abenteuers ist wie ein tausendmal gehörtes Ammenmährchen bekannt, wir schweigen daher davon. Die poetische Ausführung ist zwar mit Pomp, Scenenwechsel und Reizmitteln jeder Gattung etwas überladen, dafür ist aber die Einkleidung des Ganzen wahrhaft romantisch und besser, als wir es in hundert anderen Operntexten zu finden gewohnt sind, so daß wir den Spektakel dem Operndichter gern zu Gute halten. Nur muß man bedauern, daß es, bei den außerordentlichen äußeren Hülfsmitteln, welche zur Aufführung dieser Oper erfordert werden, beinahe eine Unmöglichkeit ist, dieselbe auf Provinzialtheatern geben zu können, wo die Maschinisten nicht so sehr in Athem gehalten werden können, wie zu London, Paris und Wien. (Schl[uss] f[olgt]).

[Original Footnotes]

  • 1) So gibt die Vorrede zum Oberon an, Wieland aber nahm den Stoff zu seinem Epos aus dem Romane des Grafen von Tressan, in der Bibliothèque universelle des Romans.

Editorial

Creation

Responsibilities

Übertragung
Solveig Schreiter

Tradition

  • Text Source: Literaturblatt zur Rheinischen Flora. Blätter für Kunst, Leben, Wissen und Verkehr, vol. 2, issue 30 (2. September 1826), pp. 108

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