Amalie Beer an Giacomo Meyerbeer in Gorizia
Berlin, Dienstag, 9. Dezember 1823

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Herrn

Christop[h] Hartmann

in

Görtz

bey Triest

Für den Herrn

J. Meyerbeer

Lieber Sohn! da Du jetzt gewiß schon sehr mit Deiner Oper beschäftigt bist so muß ich freilich Verzicht thun öfters Briefe von Dir zu erhalten, und begnüge ich mich auch gerne wenn ich nur von Zeit zur Zeit ein paar Zeilen von Dir erhalte Die mir nur Dein Wohlsein künden, und erlaubt Dir Deine Zeit auch nicht so viel, so nehme ich auch gerne verliebt wenn Failonni* den posttilion d’amour macht, Basta daß er mir Dein Wohlsein kündet. Was mich betrifft so geht es mir Gottlob sehr wohl. Uebrigens wahr und ist man hier die Zeit über von allen Festlichkeiten wegen des Kronprinz seine Vermählung wie berauscht. Was die Opera Lebussa von Kreutzer betrifft die hat nicht berauscht sondern die Leute sind für Langeweile eingeschläfert, überhaupt scheint als wäre es dieses Jahr bestimung daß die deutschen Operen Fiasco machen müssen der gefeierte Weber hat in Wien nach allen Briefen und Berichten die hier her kommen | einen ungeheuren Fiasco gemacht, die Musik soll so langweilig und schwermüthig sein, daß zu den vielen bons mots daß man in Wien auf der Oper gemacht hat, einer gesagt hat ei ei Du Weber Du bist ein schlechter Schütz Du sollst treffen das Herz und triffst die Leber ferner man sieht daß Maria keine Wunder ohne Kind hervorbringen kann, kurz Du kannst Dir nicht denken wie viel bons mots man auf dieser Oper gemacht hat. –

Jetzt ist Kalkbrenner von Londen hier, der hat mich sehr in affection genommen ist öfters bei mir und hat bei mir in einer musikalischen soirè vor eine Versammlung von 60 person so gespielt daß alles in Erstaunen gesetzt wahr, ich gestehe aber, daß außer m[e]in Sohn ich nichts ähnlichers gehört habe, dabei ist er so ein lieber Mensch wie ich selten einen gesehen habe, er läßt Dich sehr grüßen er sagt Du warst in London bei ihm. | heute war Mad Levi bei mir sie brachte ein Brief von der Eskeles worin eine Stelle an mich drin ist sie hat sie raus geschrieben und hat mich gebeten Dir es zu schicken anbei erfolgt es.

Nun lebe wohl bleibe gesund glücklich und froh und behalte lieb Deine MamaA Beer

grüße alle Venezianer vorzüglich Failoni e sopra tutti mio caro carissimo Veluti Vater grüßt Dich herzlich er läßt Dir sagen daß er in Unterhandlung steht die Hälfte des Gartens zum Holz-Platz für 1000 und 50 rh zu ver mithen die 3t Etage ist [für] 650 rh vermithet addio caro Schwarzseher

Apparat

Zusammenfassung

erwähnt den Mißerfolg von Kreutzers Libussa; auch Weber habe in Wien nach allen Nachrichten Fiasco erlebt u. es gäbe allerlei Bonmots auf die neue Oper, u.a., dass Maria keine Wunder ohne Kind hervorbringen könne; erwähnt Anwesenheit Kalkbrenners, u.a.

Incipit

Lieber Sohn! Da Du jetzt gewiß schon sehr mit Deiner Oper beschäftigt bist

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: N. Mus. Nachl. 97, C/52

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (4 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegelrest und -loch

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Becker (Meyerbeer), Bd. 1, S. 572–573

Textkonstitution

  • „nur“durchgestrichen
  • „mir“über der Zeile hinzugefügt

Einzelstellenerläuterung

  • „… auch gerne verliebt wenn Failonni“Meyerbeers venezianischer Bekannter Giuseppe Failoni.

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