Korrespondenzbericht aus Dresden, 18. Januar 1819

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Dresden, 18 Jan. 1819. Gestern vor fünfzig Jahren feierte unser allverehrter König seine Vermählung mit Amalia Augusta, gebornen Prinzessin von Pfalz-Zweibrücken. Schwester des regierenden Königs von Baiern. […] Am Jubeltage selbst wurde in einen dazu besonders eingerichteten Paradesaal des königlichen Schlosses die kirchliche Einsegnung, nach den Gebräuchen der Kirche, durch den Bischof Locke von Budissin, der dann später auch bei dem feierlichen Hochamte offiziirte, verrichtet. […] Alle Gloken der Stadt wurden geläutet. Darauf folgte eine allgemeine Cour. Um 11 Uhr wurde unter dem Donner einer Batterie von 12 Stüken und unter Salven des kleinen Gewehrs der Garnison, die auf dem Plaz vor der katholischen Kirche aufmarschirt war, ein feierliches Hochamt begangen. Es fluthete die fröhliche Menschenmenge in die prächtige Säulenhalle der Kirche. Jeder blikte auf König und Königin, und wünschte sich ein ähnliches Fest mit gleicher Kraft und Gesundheit zu erleben. Der geniale Kapellmeister Maria v. Weber hatte für diesen Tag eine eigene herrliche Messe komponirt, und sie der Königin geweiht. Diese wurde von der mit Recht gerühmten königlichen Kapelle mit Begeisterung aufgeführt. Der Liebling aller Fremden, der Sopran Sassarolli, hatte eine herrliche Parthie im Credo. Mit Recht bewundert wurden das Sanctus und Agnus wegen Neuheit und Einfachheit. Die Sinfonie hatte Poledro, das Offertorium der Kapellmeister Morlacchi gesezt. Darin ließ sich ein aus Mailand jüngst angekommener Tenor Cantu vernehmen. Bei der Tafelmusik sang der Tenorist Tibaldi eine Arie aus dem Titus des Metastasio, die vor fünfzig Jahren sein Vater bei der Vermählung gesungen hatte*.

Apparat

Generalvermerk

Autorenzuweisung nach dem Beiträger-Register der Allgemeinen Zeitung, hg. von Bernhard Fischer, München 2003 (lt. hs. Randnotiz im Cottaschen Redaktionsexemplar)

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Ziegler, Frank

Überlieferung

  • Textzeuge: Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Jg. 22, Nr. 10 (26. Januar 1819), S. 37f.

Textkonstitution

  • „einen“sic!

Einzelstellenerläuterung

  • „… bei der Vermählung gesungen hatte“Bei der Uraufführung von Naumanns La clemenza di Tito (1. Februar 1769) sang der Tenor Giuseppe Luigi Tibaldi (geb. 1729) die Titelpartie. Die Tafelmusik am 17. Januar 1819 ist im Hoftagebuch (Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Bestand 10006 Obrhofmarschallamt, O 054, Nr. 216) nur beiläufig erwähnt: „Mittags speisten die Allerhöchsten Herrschaften, mit des Hℓn. Herzogs v. Gotha Durchℓ. en famille, wobey sich CammerMusik hören ließ.“ Ausführende Musiker werden darin nicht genannt.

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