Caroline von Weber an Katharina Huberta von Weber in Dresden
Pillnitz, Sommer 1848
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- 1852-01-20: von Weber
Habe Dank mein liebes Nettchen für die Nachrichten über unseres kleinen Engels Gesundheitszustandt. Ich weiß nicht wie es kömt, aber mit der gestrichen Nachricht bin ich nicht recht zufrieden, und ich fürchte fast es geht noch nicht viel beßer mit dem armen Marichen. Daß das arme Her[z]chen auch‡ gar so viel Zähnchen auf einmal bekomt, ist gewiß ein großer Theil ihres Unwohlseins gewesen! Obgleich ich jetzt auch Schnupfen und Husten habe ohne die frohe Aussicht Zähne zu bekomen. Hast Du villeicht schon gehört wie schlecht meine Nachhausefahrt am Montag war? Die Stände wollten dem Konig nehmlich ein Vivat bringen, und hatten dazu unser Schiff in Beschlag genomen. Erst sollten alle Pagagiere entfernt werden da das aber doch nicht thunlich war, mußten wir bis Dreyuhr auf die Herrn warten | Kaum waren wir nun endlich flott, und bis zu Antons gekomen, da ging der Maschine der Dampf aus und wir lagen still — Nach vieler Anstrengung ging der Kasten wieder ein paar Minuten fort, aber da war es auch ganz aus, und dem Waldschlößchen gegenüber lagen wir über eine Stunde auf einer Stelle bis die Maschine gereinigt und wieder frisches Waßer eingepumpt war. Die Sache war höchst langweilig, obgleich manches intreßante Gesicht zu sehen war, und man so die Regierer des Landes auf einem Fleck beysamen hatte. Auch Prinz Johan war mit, und war äußerst munter und gesprächig. Hier angekomen war die ganze Königliche Familie, und alle Bewohner von Pilnitz am WaßerPalais wo wir landeten, und unter klingenden Spiel stieg alles ans Land. Ich machte daß ich nach Haus kam denn ich war hungrich und müde. |
gestern fuhr ich mit Haasens nach Dittersbach wo es recht hübsch war und wir freundlich bewillkomt wurden, obgleich eigendlich die ganze Familie invalliede war. Den Tag vorher waren nehmlich die Pferde mit den Wagen, worin die beiden Söhne der Quand saßen, durchgegangen, hatten den Wagen umgeworfen, und zerschmettert. Gustav* hatte sich am Kopf, und Erwin an seinem gesunden Bein verletzt. Der Bediente aber war am schlechtesten weggekomen und mußte das Bett hüthen. Die junge Fr v Quandt sang uns viel, und recht hübsch vor, und nachden wir Kaffee getrunken, und viel spazieren gegangen, fuhren wir um 7 Uhr wieder weg ohne daß die Quandt uns nur noch etwas vorgesetzt hätte. — Furchtbar hungrich kam ich um 9 Uhr hier an, und mußte mich mit einem Butterbrod begnügen. Nun gebe nur Gott daß es unsern Marichen gut bekömt wenn sie heute in die Luft darf. Küße sie, und segne sie von der alten Karen und behalte mich lieb
Apparat
Zusammenfassung
berichtet über ihre Dampferfahrt mit Hindernissen nach Pillnitz und über ihre weiteren Erlebnisse bei Besuchen
Incipit
„Habe Dank mein liebes Nettchen“
Textkonstitution
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„auch“durchgestrichen
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„… dann kome ich gleich herein.“am linken Blattrand quer zur Schreibrichtung Bl. 2v
Einzelstellenerläuterung
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„… Wagen umgeworfen, und zerschmettert. Gustav“Gustav von Quandt (1822–1908), der Sohn von Johann Gottlob und Bianca von Quandt, Heirat 1844, Scheidung 1849.