Helmina von Chézy an Karl Theodor Winkler in Dresden
Wien, Montag, 5. September 1825
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- 1825-08-14: an Winkler
- 1824-12-17: von Castelli
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- 1825-08-14: an Winkler
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- 1841-10-22: an Winkler
Zwar hatt ich den Aufsatz* geschrieben eh ich H. D. Kuhn gesprochen, eh ich erfahren dass W. so krank, allein er war in guter Absicht für ihn geschrieben. Finden Sie gleichwohl Verletzbares darin, so ehre ich Ihre Rücksicht u theile sie. Ich bitte Sie blos die Erläuterung wegen des Namens u Veilchenmahls drucken zu lassen, u kurzweg damit zu schliessen. Die direkt ausgesprochnen Fragen müssen beantwortet werden, das sehn Sie ein, u unmöglich können Sie sie in einer andren Absicht aufgenommen haben. Es thut mir leid daß die Besorgung des Lustspiels Ihnen Mühe u unangenehme Empfindungen gemacht. Ich bitte Sie […]‡ die Anlage für M Neumann zustellen lassen zu wollen*. Uebrigens gestehe ich, daß mich der Ton Ihres Schreibens befremdet. Nach so vielen Jahren freundschaftl. Mittheilung konnte ich von Ihnen kein Adelprädikat mehr erwarten, u stehe noch immer an Sie in meinen Briefen zum Hofrath zu machen. Wie sollt es denn auf Einmahl kommen daß meine Freunde nichts mehr von mir wissen wollten? Gethan habe ich Niemand etwas, noch etwas überhaupt gethan, was mich einer herzlichen Theilnahme berauben könnte. Meine unverschuldeter Maßen bedrängte Lage muß sich ändern, u dieser kann ich es nicht beimessen daß man weniger Rücksicht für mich hegen sollte, denn das wäre ja überaus gemein von mir gedacht! Wie tief mich aber | jedes Zeichen von Nichtbeachtung meiner Gefühle u meiner Lage verletzt würde ich nicht sagen, wenn meine Gesinnung für Sie erloschen wäre. Es leuchtet hervor daß in meinem eignen Brief etwas war, was Sie gekränkt. Sie hätten voraussetzen sollen daß dies ohne Absicht geschehn, wie sehr es mich geschmerzt dass die überflüßigen Bemerkungen über unsre Arbeit aufgenommen worden, werde ich stets in meinem Herzen den Redakteur vom Freunde abscheiden, u ich müßte Sie für das nicht halten, wofür ich Sie meist erkannt, wenn ich nach Ihrem höflichen Brief Sie schon aufgeben sollte. Haben Sie einige Antwort für mich früher oder später, so legen Sie sie mit Oblat gesiegelt gütigst in die Abendzeitung die vielen Porto zu sparen, die hier sehr hoch kommen.
Apparat
Zusammenfassung
sie hätte den Aufsatz in guter Absicht für Weber geschrieben; bittet darum, die Erläuterungen des Namens und zum Veilchenmal drucken zu lassen; bedauert, dass die Besorgung des Lustspiels ihm Mühe gemacht hat; der Ton seines Briefes hätte sie befremdet, offenbar hat sie ihn gekränkt; wird Redakteur vom Freunde trennen
Incipit
„Zwar hatt ich den Aufsatz geschrieben eh ich“
Generalvermerk
Der Brief ist ohne Adressaten, kann aber Karl Theodor Winkler zugeordnet werden, vgl. Brief von der Chézy an ihn vom 14. August 1825.
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Schreiter, Solveig