Korrespondenz-Nachrichten aus Mannheim, 2. Juni 1812

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Mannheim, den 2. Juny. Brizzi, königl. baier. Kammersänger, ließ sich hier zuerst in einem Konzerte* hören, wo er das Publikum auf den Genuß vorbereitete, den es sich von seinem Spiele und Gesange in Achilles versprechen durfte. Der große Künstler trat in dieser Oper drey Mal in einer Woche auf, nämlich den 24., 27. und 31. May. Die ganze Kraft und Fülle seiner unvergleichlichen Stimme, über welche er mit unumschränkter Gewalt als Meister herrscht, entfaltete sich darin, und riß zur Bewunderung hin. Sein gefühlvoller Vortrag, verbunden mit Lebendigkeit des Spiels und schönem Anstande wirkte unwiderstehlich auf alle Anwesende. Das Stück wurde alle dreymal mit Abonnement suspendu gegeben, und dennoch war das Haus jedesmal voll; ein Beweis, wie viel Kunst-Sinn noch bey dem Mannheimer Publikum vorhanden ist; denn bey Mannheims geringer Seelenzahl kann man annehmen, daß im Ganzen alle dreymal dieselben Zuhörer das Haus füllten. Brizzi wurde nach jeder Vorstellung hervorgerufen; als er das letztemal erschien, folgte ihm Mamsell Frank*, Sängerin unserer Bühne, aus der Coulisse nach, und krönte ihn im Angesichte des Publikums und im Namen der Musen mit einem Lorbeerkranze.

Eßlair, diese Zierde unserer Bühne und der Liebling des Publikums, wird noch im Laufe dieses Monats eine große Kunstreise* antreten.

Apparat

Generalvermerk

Zuschreibung: Da im Gesellschaftsblatt bis zu diesem Zeitpunkt keine Korrespondenz-Nachrichten aus Mannheim erschienen waren und im Text ausdrücklich auf die publizistische Fehde, die G. Weber und Dusch mit einem Kritiker des Morgenblatts über den Kunst-Sinn des Mannheimer Publikums geführt hatten (vgl. 1811-V-34, 1811-V-38 und 1811-V-72), Bezug genommen wird, ist der Autor dieses Berichts sehr wahrscheinlich im Kreis des Harmonischen Vereins zu suchen. Im Gegensatz zu G. Weber hatte Dusch, der gerade aus München zurückgekehrt war, bereits einige Beiträge für das Gesellschaftsblatt verfaßt (1812-V-07 und 1812-V-11), so daß er vermutlich auch der Autor dieses Textes ist.

Kommentar: G. Weber hatte Antonio Brizzis Gastspiel im Badischen Magazin (1812-V-15) angekündigt und in der Zeitung für die elegante Welt (1812-V-24) sowie in der AMZ (1812-V-34) besprochen. Eine weitere, möglicherweise ebenfalls von Gottfried Weber stammende Besprechung erschien in den Unterhaltungs-Blättern (1812-V-26).

Entstehung

Überlieferung

  • Textzeuge: Gesellschaftsblatt für gebildete Stände, Jg. 2, Nr. 47 (10. Juni 1812), Sp. 376

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