Georg August von Griesinger an Carl August Böttiger in Dresden
Wien, Samstag, 8. November 1823

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Mein verehrter Freund,

Bis heute hat sich weder Hr. Spek noch Hr. Weber, der Hofmeister bei Hrn. Krause, bei mir gezeigt.

Mir thut es leid, daß ich Ihnen durch Maria v. Weber nichts von Kunike schiken konnte; allein da mir seine Wohnung in der Vorstadt unbekannt ist*, und ich die Briefe an ihn gewönlich in Gerolds Buchladen abgebe, dieser aber am 1. u. 2ten d. wegen der Feiertage geschloßen war, so konnte ich den Brief erst am 3ten bestellen, und Weber hatte seine Abreise schon auf den 4ten festgesezt; erst später änderte er seinen Entschluß, und reiste am 5ten ab. Da war die Zeit für Kunike zu kurz, und er hat mir auch bis jezt noch nichts für Sie geschikt.

Ich wünsche herzlich Glük zur Genesung Ihrer Frau.

Fst. Metternich erholt sich von seiner Krankheit, hat aber sein Haus zum Empfang am Mittwoch Abends noch nicht geöffnet, und muß sich überhaupt noch schonen.

Von Unzelmann höre ich nichts als daß er engagirt ist, und daß ihm jemand hier 2000 f. geliehen habe.

Der Contrakt mit Barbaja wird zum Schein aufgelöst, weil er sonst | nicht vom Theater an der Wien loskommen kann, welches mehr gekostet als eingetragen hat. Ist er davon befreit, so macht er einen neuen Contrakt. Er hat auch durch seine transalpinische Gesanghelden das Publikum so befriedigt, daß der Verlust der italienischen Oper schmerzlich gefühlt würde.

Weber wird Ihnen von seiner glänzenden Aufnahme erzählt haben. Die Euryanthe ist seit seiner Abreise nicht gegeben worden, aber der Freischüz, unter zahlreichem Zulauf und starkem Applaus. Ich schike heute an Hn. v. Könneritz das heute erschienene Blatt der hiesigen Theater Zeitung worin Helmina v. Chezy die Schuld auf Hrn. v. Weber schiebt, daß der Text der Euryanthe nicht beßer ausgefallen sey. Lesen Sie das selbst.

Kürzlich ist Hammers Portrait, nach einer geistreichen Zeichnung von Lawrence, vom hiesigen Kupferstecher Benedetti gestochen erschienen. Dieser Benedetti ist auch so eben mit einem schönen Blatt, die Grablegung, nach Titian fertig geworden.

In Hormayrs Archiv* wird auf Krug, als Gegner des Catholicismus, entsezlich geschimpft. Die angekündigte KunstAusstellung hat erst im künftigen Frühjahr statt.

Vale, fave Tuo
Gr.

Apparat

Zusammenfassung

Euryanthe sei seit Webers Abreise nicht gegeben worden, aber der Freischütz mit Applaus; er sende heute an Könneritz die Theaterzeitung mit Chezys Anschuldigungen

Incipit

Bis heute hat sich weder H. Spek noch H. Weber, der Hofmerister bei Gfn. Krause, bei mir gezeigt.

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Staats- u. Universitätsbibliothek (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. h 37:4, Bd. 64, Nr. 200

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S.)

    Provenienz

    • 1926 Dresden SLB

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Ludwig Schmidt, Zeitgenössische Nachrichten über Carl Maria v. Weber, in: Die Musik. Monatsschrift, hg. von Bernhard Schuster, Jg. 18, 2. Halbjahrsband, Heft 9 (Juni 1926), S. 657 [Ausschnitt].

Textkonstitution

  • „hat“über der Zeile hinzugefügt

Einzelstellenerläuterung

  • „… in der Vorstadt unbekannt ist“A. F. Kunikes Verlag befand sich am Josephstädter Glacis, Haus Nr. 44.
  • „… In Hormayrs Archiv“Joseph von Hormayr gab von 1810 bis 1822 das Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst heraus, das ab Bd. 14 (1823) bis 19 (1828) unter dem Titel: Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst erschien.

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