Georg August von Griesinger an Carl August Böttiger in Dresden
Wien, Samstag, 5. Januar 1822

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Mein verehrter Freund,

Warum haben Sie den Plaz nicht benüzt, den Ihnen B.on Münch zu einer Reise nach Wien angeboten hat? Der Winter ist ja gelinde wie ein Frühling, und Sie hätten hier so manche Ausbeute sammlen können, die zu Ihrem literarischen Verkehr gepaßt hätte. Solche Gelegenheiten bieten sich so leicht nicht wieder dar! – Ueber B.on Münchs veränderte Anstellung ist noch nichts bekannt.

An ein Aufkommen des Herzogs Albrecht ist nicht zu denken, aber seine eisenfeste Natur sträubt sich so lange als möglich gegen den Tod.

Barbaja ist jezt nicht selbst in Wien. Einen präliminairen Ausflug Hrn. Webers nach Wien halte ich für sehr gut. Nur muß er den Standpunkt der hiesigen Musik weniger nach dem beurtheilen was man jezt hört, als nach allem Vortrefflichen was man schon gehört hat. Denn die ehemalige Direction that in der Ungewißheit, ob sie bleiben werde, wenig oder nichts, und die neue kann in den ersten Monaten natürlicher Weise nichts Vollendetes leisten. […]

Leben Sie wohl!
Gr.

Apparat

Zusammenfassung

Bedauert, dass B. die Reisegelegenheit nach Wien nicht genutzt hat; berichtet über den bedenklichen Gesundheitszustand von Herzog Albrecht und begrüßt die Absicht Webers, im Hinblick auf dessen neue für Wien zu schreibende Oper vorab in die Stadt zu kommen. Es folgt ein wenig Stadt-Tratsch und die gegenwärtige Situation Griechen-Türken.

Incipit

Warum haben Sie den Plaz nicht benüzt

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Frieder Sondermann

Überlieferung

  • Textzeuge: Dresden (D), Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Handschriftenabteilung (D-Dl)
    Signatur: Mscr. Dresd. h 37:4, Bd. 64, Nr. 100

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S.)

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