Georg August von Griesinger an Carl August Böttiger in Dresden
Wien, Mittwoch, 24. April 1822
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Sie haben mir, verehrter Freund, No. 86. und 87. der AbendZeit. zu schiken vergeßen, und ich bitte daher mir diese Blätter nachzuschiken.
[…]
Heute ist die 6te Vorstellung von der Zelmira bei immer vollem Hause und gleichem Beifall. Nach jedem Aufzug‡ wird Rossini besonders herausgerufen; Krönungen sind nicht erfolgt, vielleicht weil sie untersagt waren. Ein ClavierAuszug von der Zelmira wird hier schon bei Artaria ausgegeben, und bereits hört man auf den Straßen einige der beliebtesten Melodieen daraus pfeifen und singen. – Rossini war sehr durch die erste Visite die ihm Salieri machte überrascht, und küßte diesem alten maestro die Hände. | Er legt viel Werth auf die Beethovischen Compositionen, und versäumt kein Concert, wo solche gegeben werden. Unter den jezt lebenden deutschen Compositoren soll in Italien nur Beethoven bekannt seyn, und man kennt dort nur seine Simphonieen. – Mombelli welche in der opera buffa auftreten wird, soll als Bravoursängerin die Rossini u. Ekerlin noch übertreffen. Man wundert sich nicht mehr über das Glük welches die Rossinischen Opern, von einem Personale wie wir es jezt hier haben aufgeführt, in Italien machen mußten. Mit solchen Künstlern kann man nicht Schiffbruch leiden.
Leben Sie wohl.
Ihr
Gr.
Apparat
Zusammenfassung
u.a. über die 6. Vorstellung der „Zelmira“ und über Rossini
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit