Friedrich Wilhelm Jähns an Joseph Joachim in Berlin
Berlin, Sonntag, 27. Mai 1877
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Die Übersendung des Weber’schen Briefes hat mich doppelt erfreut und überrascht, da es zugleich von einem so gütigen und liebenswürdigen, mir so hochwerthen Autograph Ihrer Hand begleitet war. Genehmigen Sie dafür meinen allerherzlichsten u. gehorsamsten Dank!
Das Weber’sche Autograph ist durch zweierlei interessant: A durch das Honorar von 25 1/3 Thlrn., was Weber’n für sechs Pianoforte-Violin-Sonaten mit fünfzehn Sätzen gezahlt wird, besonders aber durch die Mittheilung, daß Weber die Ode „An die Freude“ zu bearbeiten unternommen habeT u. durch die Ansicht, die er über die Geeignetheit dieses Gedichts für eine große Composition an den Tag legt. Dies bildet zugleich einen ausgezeichneten Beitrag zu dem „Ausführlichen Nachtrage“ zu meinem 1871 erschienenen Weber-Werke, der hoffentlich im nächsten Jahre an’s Licht treten wird. – War es in der That schon sehr bemerkenswerth, daß zu den von Weber „Intendirten Werken“ Sappho, Alfred, Cid, einer italienischen Oper und Alcindor auch ein „Tannhäuser“ (Text v. Clem. Brentano) hinzugetreten warT, so bietet die Erweiterung der Anzahl dieser Werke grade durch das Lied „An die Freude“ ein ganz besonderes Interesse. Berührt diese Begegnung auf gleichem Boden doch zwei künstlerische Vorwürfe, deren Ausführung von andrer Seite, die eine einen so bewegenden, die andere einen so gewaltigen Einfluß ausgeübt haben. Da mit den „Intendirten Werken“ Weber’s mein bereits erschienenes Buch endigt, so ist meinem „Nachtrage“ dazu durch Ihre große Güte ein bedeutungsvoller Abschluß gewonnen.
Genehmigen Sie, hochverehrter Herr Director, nochmals meinen innigsten und wärmsten Dank, mit diesem aber zugleich den Ausdruck meiner Freude über Ihre Genesung, so wie den meiner wahrhaften und verehrungsvollsten Ergebenheit, mit welcher ich die Ehre habe zu sein
Ew: Hochwohlgeboren
dankbar verpflichteter
F. W. Jähns
Das Autograph
Webers
liegt hiebei.
Apparat
Zusammenfassung
sendet ihm mit besonderem Dank das Briefautograph Webers an Simrock vom 27. Juni 1811 zurück und erwähnt alle Projekte, die Weber zur Ausführung vorgesehen, aber nicht komponiert habe und ist erfreut, dass er nun die Ode an die Freude in seinem Nachtrag aufnehmen könne, wovon er bisher nichts wußte.
Incipit
„Die Übersendung des Weber'schen Briefes“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit