Friedrich Rochlitz an Friedrich Kind in Dresden
Leipzig, Freitag, 26. Oktober 1821

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Ich soll Sie lossprechen oder verdammen, herzlieber Freund? Ich kann beydes nicht […] Alles, was Sie von Ihren neuen Schriften anführen, habe ich richtig empfangen, und mit herzlichem Dank genossen! Alcindor ist bis zu Ende mir so überaus werth geblieben, wie er’s zu Anfang war. Wenn die Oper überhaupt etwas seyn soll, das sich beym gesunden Menschenverstande rechtfertigen läßt und als ein Kunst-Ganzes genossen werden kann: so muß sie ganz gewiß in dieser Art erfunden, in dieser Art ausgeführt werden. Aber leider fragen die Opernmacher jetzt nicht nach Menschenverstand, und die Operngenießer nicht nach irgend einem Ganzen. Der jetzige Operngeschmack wird sich wol erst in seinen eigenen buntgefärbten und scharfbeizenden Wasser ersäufen müssen: dann wird man so ’was allgemein schätzen und lieben lernen. – Die Truhe ist gar anmuthig; wird mir aber vorzüglich lieb von dem Monolog des Mädchens an […]

Was Sie vom Freyschütz in Berlin schreiben, erfahre ich auch von Andern. Die Wiener sind ein verkehrtes Völkchen, und werden’s bleiben. Küstner verspricht, das Werk uns noch diesen Winter zu liefern. Er kann’s ziemlich gut, und manche Hauptrollen ganz nach Wunsch (nach billigem) besetzen. Aber er verspricht, und verspricht – – […]

Apparat

Zusammenfassung

u. a.: über Kinds Alcindor und die Art von Operntexten; erwähnt die „Truhe“; was er vom „Freischütz“ in Berlin schreibe, erfahre er auch von Andern; Küstner wolle das Werk im Winter liefern; über das „Weltgericht“ von Apel/Schneider, das unter seinem Augen u. nach seinem Rat entstand; u. a. m.

Incipit

Ich soll Sie lossprechen und verdammen, herzlieber Freund?

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Wien (A), Wienbibliothek im Rathaus (A-Wst)
    Signatur: H.I.N. 19530

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. u. 1 Bl. (6 b. S. o. Adr.)

Textkonstitution

  • „scharfbeizenden“unsichere Lesung

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