Carl Maria und Franz Anton von Weber an Johann Peter Heuschkel in Hildburghausen
Salzburg, Donnerstag, 28. Dezember 1797
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- 1797-10-02: an unbekannt
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- 1798-10-31: an Heuschkel
Hochedelgebohrener Herr Kammer Musicus.
Mein Theuerster Geliebtester Lehrer!
Der eintretende NeueJahrs Wechsel erinnert mich an die Pflicht, Ihnen mein Theuerster Lehrer meinen Herzinnigsten GlükWunsch abzustatten, der Himmel erhalte sie noch lange Jahre im bestem wohl sein, noch habe leider keinen so guten Lehrer gefunden, als ich an Ihnen verlohr, und habe wegen diesem, was ich von ihnen gelernt, schon Oft grosse Ehre eingeärndet. nach vieler Mühe, hat es endlich mein Hℓ: Vater dahin gebracht, daß ich dieses NeueJahr, bey Hℓ: Capell Meister Michel Haydn den Contrapu[n]ct anfange, da Er mich auf seinem Zimmer das Coce‡ Concert [vo]‡n Kozeluch, einige Variazionen, etwas von Rhigini lidern, [und]‡ ein Recitativ auß dem Tod Jesu spielen gehört, und grossen B[eyfa]‡ll gegeben hat. es ist ein Glück für mich, denn er nimmt sonst keine [Sc]‡hüler mehr an, weilen er gar zu viel zu thun hat. liber Hℓ: Heu[sc]‡hkel, vergessen sie mich ja nicht, so wie ich ewig an Sie Gedenke. Darf ich bitten die Einlage an Hℓ: Tertius gütigst zu bestellen.
der ich in Erwartung einer baldig Gütigen Antwort, zeitlebens mit wahrer Achtung bin Ihr getreuer Schüler. Carl v. Weber. Salzburg d 28 Xbris. 1797. |
Mein Lieber Herr Kammer Musikus!
Viel Glük Zum Neuen Jahre! behalten sie mich in diesem Jahre so lieb, wie ich sie so herzlich liebe, und vergeßen uns nicht, täglich sprechen wir von Ihnen. einen solchen braven treuen, und fleisigen Lehrer bekomt Carl nicht wider, wie er leyder an Ihnen verlohren, und darum bereue es sehr oft, das ich von Hildburgh weggegangen bin; es fehlt hier nicht an grosen Leuten, aber es sind lauter liederliche versoffene Kerls, denn der Wein ist zu wohlfeil, die halbe Bout[eille] 6xer. mit der grösten Mühe habe Hℓ Michel Haydn durch vieles Bitten da[hin]‡ gebracht, das er den Carl angenommen und NeuJahr den Contrapunct mit Ihm anf[angen]‡ will, er hat vile Freude gezeigt, als ich mit Carl bey Ihm war, und a[uf seinem]‡ Zimmer den Knaben spielen gehört hat. ach! ein solches fortepiano [wünsche]‡ ich Ihnen, wie man sie hier izt hat, aber das Geringste kostet 30 Carolin [oder]‡ 120 Laubthaler aber es ist nicht auszusprechen, welch eine Schönheit und Gleichheit der Töne, und Gewalt‡. im Starken und Sanften gleich. Bald hoffe ich Ihnen ein schönes oboe Concert zu schicken, es wäre schon geschehen, wenn meine arme Frau nicht dem Todte so nahe gewesen, da sie schon drei ganze Monath Elendt zu Bette ligt. sie läßt sie herzlich grüßen, Frau Schwester nicht minder, mein Sohn, der in Hildburgh war, ist izt in Caßel also näher bei Ihnen als bei mir.
Leben sie wohl, und vergeßen sie mich nicht, ich bin und bleibe mit wahrer Achtung und Freundtschaft Ihr wahrer Freundt. F: A: v: Weber Salzburg d 28 Xbris 1797.
Adresse.
H Major F. A: B. von Weber
Salzburg. |
N: S: ein Compl[iment] an H. Gleichmann von mir und Carl. schreiben Sie mir auch was Neues von Hildbgh. adieu leben Sie wohl!
‡Apparat
Verfasst von
Zusammenfassung
zum Neuen Jahr dankt er Heuschkel für seinen Unterricht, der ihm schon große Ehre eingebracht habe; nach langer Suche will ihn nun Michael Haydn annehmen, dem sein Vorspiel gefallen habe
Incipit
„Der eintretende NeueJahrs Wechsel erinnert mich an die Pflicht“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber 8Quellenbeschreibung
- 1 DBl. (3 b. S. o. Adr.)
- mit Beischrift F. A.’s
- Bl. 1r: Carl Maria von Weber
- Bl. 1v und 2r: Franz Anton von Weber
Provenienz
- Weber-Familiennachlass
Dazugehörige Textwiedergaben
-
Kopie: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Weberiana Cl. II B, 2a, Nr. 1, S. 797 -
MMW I, S. 36f
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Worbs, S. 13–14 (unvollst.)
Textkonstitution
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„Coce“durchgestrichen
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„vo“ergänzt von den Hg.
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„und“ergänzt von den Hg.
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„eyfa“ergänzt von den Hg.
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„Sc“ergänzt von den Hg.
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„sc“ergänzt von den Hg.
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„hin“ergänzt von den Hg.
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„angen“ergänzt von den Hg.
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„uf seinem“ergänzt von den Hg.
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„wünsche“ergänzt von den Hg.
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„oder“ergänzt von den Hg.
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„Gewalt“unsichere Lesung
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„… . adieu leben Sie wohl!“diese Nachschrift steht am oberen Rand von Bl. 2r