Carl Maria von Weber an Franz Joseph Fröhlich in Würzburg
München, Samstag, 30. März 1811

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S: Wohlgebohren

dem Herrn MusikDirektor

Profeßor Fröhlich.

zu

Würzburg

recomandirt.

frey

Bester Freund!

Sie werden vielleicht glauben ich hätte Sie schon vergeßen weil ich Ihnen so lange nichts von mir hören ließ, aber seien Sie versichert, daß nur der überhäufteste Geschäftsdrang mich abhielt früher an Sie zu schreiben. Nie werde ich die herzliche Aufnahme vergeßen die ich in Würzburg fand, und das Andenken so guter Menschen ist mir ein lieber Begleiter in die Ferne.     H: von Hartmann dem ich mich innigst zu empfehlen bitte, würde ich auch schon seiner Erlaubniß gemäß geschrieben haben, wenn nicht die nehmliche Ursache mich verhindert hätte, auch habe ich nur wenig noch seine lieben Angehörigen zu sehen Gelegenheit gehabt*, indem ich in einem Strudel von Gesellschaften und Invitationen lebe, der mich beynah nicht zu mir selbst kommen läßt.      Meine Reise war bis hieher nicht sonderlich günstig. Weder in Bamberg Nürnberg noch Augsburg war etwas für mich zu machen und hier werde ich auch solange herumgezogen daß ich erst in 8 Tagen mein Concert geben kann*, zu dem ich auch noch etwas neues für den Klarinettisten Bärmann componire. die unnüz verlohrne Zeit ist mir immer das empfindlichste.      Wie steht es mit Ihren Geschäften. haben Sie sich schon mit Weber in Mannheim in Relation gesezt?      Er freut sich darauf wie er mir schreibt. | Im Morgenblatte habe ich noch nichts von Ihnen gelesen*, haben Sie unsre kleine Abrede vergeßen? ich habe einen Aufsaz Würzb: betreffend fertig*, habe aber noch nicht dazu kommen können ihn abzuschreiben.      Nun habe ich noch eine Bitte an Sie bester Freund. ich schließe Ihnen hier einen Brief von H: Grisi bey, aus dem Sie ersehen werden, daß der Großherzog meine Opern gekauft*. ich schikte Sie durch einen guten Freund von Bamberg aus an ihn ab nebst der Chines: Overture die ich ihm zum Präsent machte*, und habe bis jezt noch keine Antwort erhalten. ich bat Ihn das Geld nach Augsburg an Carli et Comp: zu schikken, und es ist noch nichts erfolgt. ich bitte Sie sehr sich mit aller Schonung darnach zu erkundigen, sprechen Sie mit H: v: Hartmann darüber. Ein Reisender braucht sein Geld, und da ich mich immer weiter entferne, ist es immer schwerer mir Geld nachzuschikken. man kann mir es hieher senden, per Wechseln oder baar[.] Auf jeden Fall bitte ich Sie mir umgehend zu antworten*. recomandiren Sie Ihren Brief, damit ich Ihn desto sicherer erhalte, und senden Sie mir den Brief des H: Grisi wieder mit retour.      Verzeihen Sie daß ich Sie mit so etwas belästige, aber Sie haben mir so viele Beweise Ihrer Gefälligkeit gegeben, daß ich darauf bauend Sie um diese ersuche.      Allen Bekannten die sich meiner errinnern 1000 Schönes besonders aber dem lieben v: Hartmannschen, und Schallhammern Hause. auch H: v: Tautphoeus.

Und an Sie liebster Freund die Bitte nicht zu | vergeßen, Ihren Sie hochachtenden liebenden Freund
vWeber.

Apparat

Zusammenfassung

bedankt sich für Gastfreundschaft; Reisebericht: erfolglos in Bamberg, Nürnberg, Augsburg; Konzertplan München; Rezensionen und Berichte betr.; bittet wegen des Würzburger Honorars für seine Opern nachzuforschen

Incipit

Sie werden vielleicht glauben ich hätte Sie schon vergeßen

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Würzburg (D), Julius-Maximilians-Universität, Universitätsbibliothek (D-WÜu)
    Signatur: Autographe I, 28

    Quellenbeschreibung

    • 1 DBl. (4 b. S. einschl. Adr.)
    • PSt: a) R. 4. MÜNCHEN. | 31. MAR. 1811 b) Chargé

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Segner, Franz: Zwei unbekannte Weber-Briefe in: Die Musik, Jg. 5 (1905/1906), S. 298–300

Textkonstitution

  • „die“über der Zeile hinzugefügt
  • „Sie“über der Zeile hinzugefügt

Einzelstellenerläuterung

  • „seine lieben Angehörigen … sehen Gelegenheit gehabt“Am 15. März erwähnt Weber ein Fräulein v: Hartmann.
  • „mein Concert geben kann“Weber gab am 5. April 1811 ein Konzert im Hoftheater in München, vgl. Programmzettel, Quelle: München, Theatermuseum, sowie die Aufführungsbesprechungen.
  • „Im Morgenblatte habe … von Ihnen gelesen“Im Morgenblatt für gebildete Stände, Jg. 5, ist erst in Nr. 121 (21. Mai 1811), S. 484 eine (ungezeichnete) Korrespondenz-Nachricht aus Würzburg zu finden (vgl. Korrespondenz-Nachricht aus Würzburg), zu dem im Redaktionsexemplar (Marbach DLA, Hss. Slg. Cotta) „Fröhlich“ angemerkt ist. Franz Joseph Fröhlich scheint diesen Artikel demnach auf Betreiben Webers geschrieben zu haben.
  • „Aufsaz Würzb: betreffend fertig“Für Webers Aufsatz über Würzburg gibt es bisher keine weiteren Belege. Im Morgenblatt für gebildete Stände erschienen zwei ungezeichnete Aufsätze über Würzburg in Jg. 5, Nr. 73 (26. März 1811), S. 292 und Nr. 96 (22. April 1811), S. 384, zu denen sich jedoch auch im Redaktionsexemplar im DLA Marbach (Slg. Cotta Hss.) keine Anmerkungen finden. Da die in diesen Aufsätzen geschilderten Ereignisse, ebenso wie die eines weiteren Berichts in der Zeitung für die elegante Welt, Nr. 94 (11. Mai 1811), Sp. 751–752, nicht in Webers Briefen und Tagebüchern verzeichnet sind, ist Webers Autorschaft unwahrscheinlich.
  • „Großherzog meine Opern gekauft“Zum Verkauf von Silvana und Abu Hassan an Ferdinand III. von Toskana vgl. den Brief an Gänsbacher vom 27. Februar 1811.
  • „… ich ihm zum Präsent machte“Vgl. die Tagebuchnotizen vom 4. März 1811.
  • „umgehend zu antworten“Vgl. zur weiteren Abwicklung die Tagebuchnotizen vom 10., 11., 18. und 19. April; den Wechsel erhielt Weber laut Tagebuch erst am 2. Mai 1811.

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