Carl Maria von Weber an Franz Anton von Weber in Mannheim
Bern, Sonntag, 15. September 1811

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A

Monsieur

le Baron de Weber

in

Manheim.

per Einschluß*.

Bester Vater!

Ihren Brief vom 6t Sept: habe ich Gestern bey meiner Ankunft hier gefunden, und daraus Gottlob ihr Wohlseyn ersehen. Gesund bin ich Gottlob auch, aber übrigens geht es mir sehr schlecht. meinen Brief vom 5t von Zürch aus müßen sie auch nun erhalten haben. d: 6t reiste ich ab und kam d: 7t nach Luzern, da war nicht an ein Concert zu denken. d: 8t reiste ich da wieder weg und kam den 9t in Solothurn an, wo die Tagsazzung* gegenwärtig versammelt ist, und wo ich was zu machen hoffte. Aber auch da wurde nichts daraus, und 4 Tage Zeit verlohren. seit Gestern bin ich nun hier, und da ist auch nichts zu machen. Alle Menschen sind in der Weinlese, beym Freyschießen pp H: Gehring* habe ich noch nicht getroffen. werde ihn aber heute nochmals aufsuchen und von Ihnen grüßen.      Friz scheint also seinen Plan aufgegeben zu haben nach der Schweiz zu gehen. ich wünsche ihm von Herzen die Stelle in Wisbaden*, und daß es ihm immer gut gehen mögeT.      da meine Geschäfte so schlecht gehen, werde ich nur noch nach Basel und St: Gallen gehen, wo ich durch den Bar: Hogguer doch etwas zu machen hoffe. nach St Basel bitte ich Sie also mir zu schreiben Post restant. Daß H: Ritter allein die Ursache ist daß meine Anstellung nicht zu Stande kam, weis ich schon lange, es hat aber gar nichts zu sagen, er ist ein Mann von Verdienst, und hätte es nicht nöthig neidisch zu sein*. ich verzeihe es ihm übrigens von Herzen. Ich habe Ihnen nur gleich antworten wollen, Morgen mache ich noch eine Tour durchs Gebirge zu Fuß, damit ich doch auch etwas von der Schweiz gesehen habe.     

adieu liebster Vater. ich schließe diesen Brief an Weber* ein, dem ich ohnedieß auch geschrieben habe.      Gott erhalte Sie gesund, und vergeßen Sie nicht Ihren gehorsamsten Sohn Carl.

Apparat

Zusammenfassung

kurzer Bericht über Schweiz-Reise; wünscht Fridolin von Weber die Wiesbadener Stelle; entschuldigt Ritters Verhalten

Incipit

Ihren Brief vom 6t Sept: habe ich Gestern bey meiner

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber 10

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • auf der Versoseite Vermerk Franz Anton von Webers: „Erhalten d 21t Sept. eodem beant.

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Kopie: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
      Signatur: Weberiana Cl. II B 2a, Nr. 8

Textkonstitution

  • „St“durchgestrichen

Einzelstellenerläuterung

  • „… per Einschluß“Zum Brief an Gottfried Weber vom selben Tag.
  • „H: Gehring“Zur Begegnung mit Gehring vgl. TB 22. September.
  • „Stelle in Wisbaden“Offenbar hatte Fridolin von Weber sich um die Stelle als Kapellmeister in Wiesbaden bemüht, die Carl Maria von Weber angeboten worden war (vgl. Brief an Gottfried Weber vom 8. Juli 1811 und Brief an Ungern-Sternberg vom 19. Juli 1811). Nach den Eintragungen in Fridolin von Webers Stammbuch (D-B, Mus. ms. autogr. S 7) hatte er sich noch im Mai 1811 in Bern (als Musikdirektor der Denglerschen Theatergesellschaft) aufgehalten und ging dann über Karlsruhe (Eintrag von Ende August 1811) nach Wiesbaden (Eintragungen vom August 1812; Anreise dort im Wiesbader Wochenblatt, Nr. 38 vom 17. September 1811 angezeigt). Dort war er bis mindestens August 1812 als Musikdirektor tätig, schloss sich ab der Wintersaison 1812/13 aber wieder der Denglerschen Gesellschaft (nun in Basel) an.
  • „… nicht nöthig neidisch zu sein“Zu der von Stéphanie von Baden angeregten, nicht zustande gekommenen Anstellung Webers als Orchesterdirektor in Mannheim vgl. die Tagebuchnotizen vom 19. November 1810, Webers Brief an J. Gänsbacher vom 7. Dezember 1810 sowie die Stellungnahme von F. A. von Venningen vom 26. November 1810. Kabalen Ritters gegen Weber machte dieser auch dafür verantwortlich, dass sich seine Mannheimer Konzertplanungen im Dezember 1810 zerschlugen; vgl. den Brief an J. Gänsbacher vom 13. Januar 1811. Weber äußerte sich daher in seinem Bericht über Mannheim in der AmZ über Ritter als Orchesterleiter eher distanziert.

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