Carl Maria von Weber an Caroline Brandt in Prag
Berlin, Dienstag, 9. Juli 1816 (Folge 1, Nr. 10)
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An
Mademoiselle
Mitglied des Ständischen
Theaters
zu
Prag.
bey dem H: Post Offizienten
Tandelmarkt wohnhaft.
Nur ein paar Worte sollen dir sagen geliebte Lina, daß ich Heute um 4 Uhr Nachmittag absegle, und Morgen Abend in Leipzig hoffe, endlich einmal wieder die geliebten Schriftzüge meiner guten Pote zu sehen, wornach ich eine unbeschreibliche Sehnsucht habe. Es hat sich zufällig so gemacht daß der alte Papa Beer mit mir reißt, welches recht angenehm ist*. Uebrigens ist mir eine Ueberraschung fehl geschlagen, ich hatte den König um den Titel als Kammer Compositeur durch den Graf Brühl gebeten, und die Antwort des Königs* war so, daß ich nicht glauben konnte eine abschlägige Resolution‡ zu bekommen. und doch ist es soT. In Gottes Namen! Wer weiß wozu es gut ist, denn er hat sich [d]abey geäußert, daß er gern etwas für mich zu thun wünsche, und man ihm andere Vorschläge meinetwegen machen möge. Ich hatte mir das so hübsch ausgedacht, dich mit meiner neuen Adreße* zu überraschen, und — — die schöne verlohrne Zeit ist mir der ärgste Verlust, da ich offenbar 10 bis 12 Tage hier ganz unnüz, in der häßlichsten Spanung wenn man auf etwas wartet, zugebracht habe. Betrübe dich nicht über diese Kleinigkeit mein geliebter Muks, ich muste es dir aber doch jezt schreiben, da du ohnedieß dir schon genug das Köpfchen wirst zerbrochen haben, warum ich so lange ohne dir die Ursache anzugeben hier verweilt bin. Sonnabend hoffe ich in Karlsbad zu sein, und nachdem ich mich 6-7 Monate da aufgehalten habe, werd ich nach Prag zu [meinem] geliebten Mukkel eilen, doch darüber im nächsten Briefe ein mehreres.
ich küße dich Millionen mal meine theure geliebte Lina, sey heiter und brav, und behalte lieb, deinen dich gewiß unendlich liebenden treuen Carl.
Apparat
Zusammenfassung
teilt mit, dass er heute zusammen mit Jacob H. Beer abreisen werde; gibt seiner Enttäuschung Ausdruck über die Ablehnung eines Gesuchs an Friedrich Wilhelm III., den Titel eines Kammercompositeurs führen zu dürfen; ärgere sich, seine Zeit in Berlin unnütz vertan zu haben; hofft Sonnabend in Karlsbad zu sein
Incipit
„Nur ein paar Worte sollen dir sagen geliebte Lina“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber 246Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
- stark beschnitten, vermutlich Textverluste: Datum, Briefnummer; am unteren Blattrand Testat von Caroline von Weber: „Ich bescheinige daß dies meines Gatten Handschrift ist. Carolina v Weber | Dresden den 8 August 1844“
Provenienz
- Sotheby (6. Dez. 1991), Nr. 240
- L’Autographe, Genf, Kat. 3 (1983), Nr. 295
- Christie’s (4. Nov. 1981), Nr. 194
Dazugehörige Textwiedergaben
-
Weber-Studien, Bd.1, S. 25f.
Themenkommentare
Textkonstitution
-
„Resolution“„Antwort“ durchgestrichen und ersetzt mit „Resolution“
Einzelstellenerläuterung
-
„… dich mit meiner neuen Adreße“Gemeint ist der neue Titel in der Adresse.