Carl Maria von Weber an Heinrich Graf Vitzthum von Eckstädt in Dresden
Mainz, Freitag, 21. November 1817

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Ew. Excellenz

habe ich vor allem, um Nachsicht wegen später Beantwortung Ihres geehrten Schreibens vom 2. huj., welches ich den 5. in Prag erhielt, zu bitten, ich empfing es im Augenblicke meiner Abreise von da, und seitdem ward ich keines ruhigen Augenblickes habhaft. Das Rescript enthält freilich manches nicht ganz Erwünschte, doch hoffe ich mit Ew. Excellenz, daß die Zeit Rosen bringen wird. Wenn wir nur selbst erst wüßten, wo sie wachsen. Der Mangel an braven Künstlern ist wirklich auffallend. In Prag ist ein Haufen Menschen beisammen, von denen blos auf Mlld. Schwarz, als jugendliche Heldin und Liebhaberin mit Recht zu reflectiren wäre, freilich ist sie vor der Hand noch ein Jahr gebunden. In Würzburg sehe ich eine elende, in Mannheim, Darmstadt und hier, sehr mittelmäßige Gesellschaft. Wild ist in Darmstadt engagirt, und überhaupt die Oper nicht schlecht. Mad. Krüger recht brav, aber für uns doch nicht zweckmäßig. In Mannheim war ich so frei eine sehr niedliche Oper von Ritter, der Zitterschläger für 10 # zu acquiriren. Den trefflichen Sänger Mittermayer aus München traf ich in Darmstadt, wo er nicht zum Gehör kommen konnte, und erweckte in ihm die Lust einmal nach Dresden zu kommen, das wäre eine herrliche Acquisition, eine Stimme wie Benincasa und Wild zusammen, und treffliche Methode.

Die Beilage giebt Ew. Excellenz die verlangte Auskunft über die Lampen-Beleuchtung von Hrn. Treitschke in Wien*, von dem ich einen Brief hier vorfand, der Himmel und Ew. Excellenz mögen uns dazu verhelfen.

Ich habe eine große Sehnsucht nach Hause, und werde meine Reise beschleunigen, so viel mir möglich ist, sie war bisher sehr günstig und heiter. Mein junges Frauchen erkennt dankend Ew. Hochgeboren freundliches Andenken, und empfiehlt sich achtungsvollst. Am 4. war unser Hochzeitstag, den 5. reiste ich schon wieder ab, den 9. waren wir in Würzburg, den 11. in Mannheim, den 15. in Darmstadt, seit dem 19. hier. Den 24. denke ich von hier abzureisen, und in den kurz möglichsten Absätzen nach Hause zu eilen. Sollte etwas Dringendes meine Anwesenheit vor Ende November erfordern, so bitte ich mir es gütigst nach Gotha poste restante anzuzeigen.

Ich hoffe zu Gott, daß Ew. Excellenz Gesundheit sich von den letzten gehäuften Geschäfts-Stürmen, gänzlich wieder erholt hat, und daß meine herzlichen Wünsche für Ihr Wohl und Ihre Zufriedenheit sich erfüllen mögen.

Genehmigen Sie die Ausdrücke meiner unwandelbarsten Verehrung und Anhänglichkeit, und gedenken Sie auch gütigst Ew. Excellenz treu ergebenem
C. M. v. Weber.

Apparat

Zusammenfassung

nimmt Bezug auf Brief Vitzthums an Weber vom 2. Nov.; betr. Engagement von Sängern für Dresden: berichtet kurz über seine bisherigen Kontakte; sendet Beilage betreffend die Theaterbeleuchtung; will bereits Ende November nach Dresden zurückkehren

Incipit

Ew. Excellenz habe ich vor allem, um Nachsicht wegen später

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung in 2 Textzeugen

  • 1. Textzeuge: Verbleib unbekannt

    Provenienz

    • lt. Liste von Kaiser (vor 1918) in der Dresdner Hofbibliothek
  • 2. Textzeuge: MMW II, S. 134–135

    Einzelstellenerläuterung

    • „… von Hrn. Treitschke in Wien“Vgl. dazu Webers Brief an Treitschke vom 23. Oktober 1817.

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