Carl Maria von Weber an Carl Graf von Brühl in Berlin
Dresden, Montag, 6. Dezember 1819

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Hochgebohrner Herr Graf!

Hochgeehrtester Herr und Freund!

Mit Vergnügen zeige ich E: Hochgebohren hiemit an, daß ich in Vollendung meiner Oper der Jägersbraut, so weit vorgerükt bin daß sie vollkomen ausgeschrieben im Februar 1820 in HochDero Händen sein kann.

ich wiederhole nur meine Bitte um sichere Aufführung derselben im Monat März 1820*, wozu wohl nachgerade die nöthigen Anordnungen, Dekorationen pp betreffend zu machen sein möchten. Verzeihen E. Hochgebohren der Vatersorge des Komponisten, wenn er, eigentlich unnöthiger weise, hieran einen so vielerfahrnen einsichtsvollen Kunstlenker zu errinnern wagt. Da ich aber wo möglich mit der Reise nach Berlin, auch noch einen Abstecher nach Hamburg verknüpfen möchte, so liegt mir der Bestimmung halber ob ich diese Nebenreise vor oder nach Aufführung der Oper werde […]antreten können, ungemein viel an Festhaltung einer gewißen Zeit.

Was das Einstudieren der Oper selbst betrifft, hoffe ich – wenn die Proben sich ungestört folgen können, nicht viel über 2 – 3 Wochen damit zuzubringen.

Innigsten Anteil habe ich an den neusten | Kunstereignisse[n]* in Berlin genommen. Wenn denen wenigen Männern, mit wahrer, glühender Liebe für die Sache erfüllt, wie Sie, noch so ihr Wirken erschwert wird, – soll sich da nicht jeder deutsche Künstler in Trauer hüllen?* – –

Zufällig habe ich erfahren, daß man in Halle meine Missa* besizzen soll. Sollte sie von Berlin aus dahin gerathen sein können? Mir persönlich ist das weniger unangenehm, als um der Sorgfalt willen, mit der man hier alles, dem Archiv angehörige bewahrt.

Hoffentlich haben unterdeßen der Herr Graf freudige Ereignisse in Ihrem häuslichen Kreise erlebt, und Vater u. Mutter sind reicher an Freude geworden*. Das wünsche ich wahrhaft von Herzen, u. fühle doppelt dessen Werth, da mir es der Himmel ganz zu versagen scheint. Meine arme Frau ward wieder sehr krank, u. um eine schöne Hoffnung betrogen*. – Wie Gott will.

Der Himmel schenke Ihnen Geduld u. Kraft u. Gesundheit, u. mir Ihr freundliches Andenken.
Mit vollkommenster Hochachtung u. Verehrung Ew. Hochgebohren
ganz ergebner
CMvWeber

Apparat

Zusammenfassung

teilt mit, dass die Arbeit an der Jägersbraut so weit fortgeschritten sei, dass er sie im Februar 1820 Brühl werde aushändigen können; bittet dringend um die Festlegung des Aufführungstermins im März 1820; hofft, die Oper innerhalb von 2–3 Wochen einstudieren zu können; betr. Berliner Theaterverhältnisse (Berufung Spontinis), die er sehr bedauert; Privates: Fehlgeburt Carolines

Incipit

Mit Vergnügen zeige ich E: Hochgebohren hiemit an

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung in 2 Textzeugen

  • 1. Textzeuge: In Privatbesitz

    Quellenbeschreibung

    • unter der Anrede von Brühls Hand: „Gesuch um Beschleunigung seiner Oper Die Jägersbraut zum März 1820.“

    Provenienz

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Kaiser (Brühl), S. 21–22
    • Teilfaks. (1r) in: Julius Kapp (Hg.), 200 Jahre Staatsoper im Bild, Berlin 1942, S. 29
  • 2. Textzeuge: Kopie: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Weberiana Cl. II B, 1. a., Nr. 18, S. 17–18

    Quellenbeschreibung

    • Kopie von Ida Jähns

Textkonstitution

  • hieran„hierauf“ durchgestrichen und ersetzt mit „hieran
  • „[…]“gelöschter Text nicht lesbar

Einzelstellenerläuterung

  • „… derselben im Monat März 1820“Unterstreichung dieses Satzes bis „1820“ mit roter Tinte von Brühl.
  • „… an den neusten Kunstereignisse n“Bei Ida Jähns und Brühl-Briefe „dem neuesten Kunstereignisse“ .
  • „… deutsche Künstler in Trauer hüllen?“Bezogen auf die Berufung Spontinis nach Berlin; vgl. u. a. den Bericht in der Abend-Zeitung vom 16. Oktober 1819. Die Verhandlungen waren hinter dem Rücken des Intendanten Brühl und entgegen seinem Votum geführt worden. Die Anstellung Spontinis führte zu jahrelangen Kompetenzstreitigkeiten zwischen Intendant und musikalischem Leiter und schließlich zu Brühls Abdankung.
  • „… man in Halle meine Missa“Weber hatte zu diesem Zeitpunkt vom König die Erlaubnis für weitere Kopien nur für die 1. Messe erhalten.
  • „… sind reicher an Freude geworden“Laut Krosigk (Brühl),Stammbaum nach S. 380 keine Geburt 1819, daher kann nur eine Fehlgeburt vermutet werden, die Brühl in seinem Brief an Weber vom 18. Dezember 1819 dann mitgeteilt hatte, vgl. Webers Brief an Teichmann vom 17. Januar 1820.
  • „… um eine schöne Hoffnung betrogen“Caroline hatte in der Nacht vom 30. September/1. Oktober 1819 eine Fehlgeburt.

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