Carl Maria von Weber an Carl Graf von Brühl in Berlin
Dresden, Samstag, 19. Februar 1820
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Hochgebohrener Herr Graf!
Hochverehrter Herr und Freund!
Empfangen Sie meinen besten Dank für Ihre freundliche Zusicherung, die ich gebührend zu ehren weis. Es that mir wahrlich in diesen Tagen Noth, auch wieder eine fröhliche Nachricht zu erhalten, da die hiesigen Lateiner sich abermals alle Mühe gegeben hatten, mir das Leben gehörig sauer zu machen*. also nochmals, herzlichen Dank; und zum Beweise meines guten Willens die Versicherung daß ich Musik zu Praetiosa schreiben will. Ich habe es zwar eigentlich verschworen Musik zu Schauspielen zu schreiben, denn es ist besonders deßhalb mißlich weil einem ein Gedicht recht wohl gefallen kann, ohne gerade zur Komposition anzusprechen. Aber was wird man nicht gerne thun, um‡ einem Direktor wie Graf Brühl und einem Künstler wie H: Wolf seine Achtung zu beweisen.
Zu einer Arie für eine Sängerin brächten mich Ew. Hochgebohren schon schwerer. denn damals ließ ich auch alles liegen und stehen, und die eigensinnige Nachtigall wollte das Futter nicht*.
Ich bitte also nun um baldigste Uebersendung des Buches, der Bestimmung, wer singen wird, und anderweitige Wünsche des Dichters, denen nachzukommen immer die erste Pflicht des Komponisten ist. wo möglich, nehmlich.
Chor-Partitur und Parthien der Jägers braut sollen im Aprill eintreffen.
Verzeihen Ew. Hochgebohren mein eiliges Gekrazze, und entschuldigen Sie es gütigst damit daß ich keinen Augenblik versäumen wollte Ihnen meinen Dank einerseits und meine Bereitwilligkeit anderseits an den Tag zu legen,
Mit der vollkommensten Hochachtung und Ergebenheit wie immer
E. Hochgebohren
ergebener Freund
CMvWeber.Dresden d. 19t Februar
1820.
Apparat
Zusammenfassung
erklärt sich bereit, die Musik zu Preciosa zu komponieren und bittet um das Textbuch; über Schauspielmusik allgemein sowie Auftragsarien; kündigt Chorpartitur und Partie der Jägersbraut für April an
Incipit
„Empfangen Sie meinen besten Dank für Ihre freundliche“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: In Privatbesitz
Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (1 b. S.)
- am oberen rechten Rand der Rectoseite von Brühls Hand:„ad Acta | B“
- darunter von Brühl:„H. Weber Meldet daß er die Musick zu Praetiosa komponiren wolle“
Provenienz
- Stargardt Kat. 707 (12./13. März 2019), Nr. 729
- Schneider/Tutzing Kat. 192 (1975), Nr. 202
- Schneider/Tutzing Kat. 162 (1971), Nr. 370
- Schneider/Tutzing Kat. 152 (1970), Nr. 93
- Gemeinschaftskatalog Deutscher Antiquare 9 (1970), Firma Schneider/Tutzing
Textkonstitution
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„thun, um“über der Zeile hinzugefügt
Einzelstellenerläuterung
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„… Leben gehörig sauer zu machen“Vgl. dazu u. a. Webers Briefe an den Grafen Einsiedel vom 9. und 17. Februar 1820 sowie an F. Rochlitz vom 12. Februar 1820.
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„… Nachtigall wollte das Futter nicht“Die eigens für A. P. Milder geschriebene Einlagearie in Lodoiska wurde von dieser nicht gesungen; vgl. Webers Brief an J. P. Schmidt vom 26. November 1818.