Carl Maria von Weber an Carl Graf von Brühl in Berlin
Dresden, Donnerstag, 9. November 1820

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Hochgebohrner Herr Graf!

Hochverehrter Herr und Freund!

Glüklich von meiner Reise nach Hamburg und Koppenhagen zurükgekehrtT, ist es natürlich meine erste Sorge, mich um das endliche Erscheinen des armen Freyschützen zu bekümmern.      Der Gerüchte über die Eröffnung des neuen Hauses sind gar mancherlei und viele wirklich von fast schrekhafter Gattung für mich.      Ich kann mir denken, daß E: Hochgebohren seit Jahr und Tag so oft mit ähnlichen Anfragen gepeinigt worden sind, daß es mir ordentlich sauer wird mit unter die Zahl der lästigen Frager mich stellen zu müßen. Gerne hätte ich meine Rükreise über Berlin gemacht, aber meine Urlaubszeit war so geschmolzen, daß ich Noth genug hatte zu rechter Zeit wieder zu Hause einzutreffen.

Meine Reise war, in jeder Hinsicht für mich ungemein erfreulich, und ich habe Kraft und Lust zu | neuen Arbeiten erworben, da ich die Theilnahme sehe die meinen Versuchen über alle meine Erwartung zu Theil wird.

Die Opern fand ich überall sehr mittelmäßig, und der Mangel an ausgezeichneten Talenten ist wirklich drükend.

An Graf Vitzthum habe ich einen höchst rechtlichen Cheff und wahrhaft theilnehmenden Freund verlohren.

Von H: von Könneritz sagt man alles Gute, und die wenigen Gespräche die ich mit ihm gehabt, zeigen von regem Eifer für die Sache.      Aber, wo ist der, der nicht endlich bekennen muß, daß die 10000000 Quälereien des künstlerischen Trainwesens ihn endlich von Glut wenigstens zur Lauheit herabbringen?

Wie sehr bedaure ich den trefflichen Wolf hier verfehlt zu haben*.      ist über die Darstellung der Preziosa schon etwas näheres bestimmt?

Mit Ungeduld sehe ich Ew. Hochgebohren gütiger Antwort entgegen; möge sie mir die Gewißheit bringen daß der arme Freyschütze endlich einmal frey in die Welt treten könne.
Mit innigster Hochachtung und Ergebenheit E: Hochgebohren treu ergebener
C. M vonWeber

Apparat

Zusammenfassung

erkundigt sich nach den Gerüchten um die Eröffnung des neuen Hauses und das Schicksal des Freischütz; erwähnt erfolgreiche Reise, Abgang Vitzthums und Ungewissheit bezüglich der neuen Leitung; fragt nach Aufführung der Preciosa

Incipit

Glüklich von meiner Reise nach Hamburg und Koppenhagen

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: In Privatbesitz

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.)

    Provenienz

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Kopie: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
      Signatur: Weberiana Cl. II B, 1. a., Nr. 23, S. 24–25

      Quellenbeschreibung

    • Kaiser (Brühl), S. 27–28, Nr. 25

    Einzelstellenerläuterung

    • „… Wolf hier verfehlt zu haben“Ehefrau Amalie Wolff hatte sich gemeinsam mit Anna Milder und deren Vater Felix Milder seit 28. Juni 1820 zur Kur in Karlsbad aufgehalten; vgl. Kurliste 1820, Nr. 777 bis 779 (abgestiegen „zu 3 Ringen auf dem Markte“). Möglicherweise hatte P. A. Wolff sie dort abgeholt und das Paar war über Dresden nach Berlin zurückgereist.

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