Carl Maria von Weber an Johann Gänsbacher in Innsbruck
Berlin, Donnerstag, 28. Juni 1821

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S: Wohlgebohren

Herrn Johann Gänsbacher

Oberlieutnant des hochlöbl.

K: K: Tyroler Jägerregiment.

Kaiser. Besizzer der großen

goldenen VerdienstMedaille pp

zu

Innsbruk.

Mein lieber Herzensbruder!

Ich glaube dir keine größere Freude machen zu können, als wenn ich dir die Bekanntschaft eines Ehepaares verschaffe, das ich herzlichst lieb habe, und zu meinen wahrsten treusten Freunden zähle. der Name Franz Lauska*, wird dir durch seine lieblich trefflichen KlavierCompositionen schon bekannt genug sein; und seine talentvolle Gattin zeichnet sich als Malerin aus. Mein lieber Lauska soll dir auch erzählen wie es mir hier gegangen, beßer als ich es brieflich könnte.      Eine gute Aufnahme solcher Empfohlnen darf ich dir nicht erst ans Herz legen. ihr werdet euch gewiß gleich lieb haben, und ich hoffe mir sollen oft die Ohren klingen, wenn ihr von mir sprecht.       Lauska macht eine Reise nach Italien zu seiner Erholung, und will so einmal recht ordentlich nichts thun als genießen.      ich gehe Morgen Abend nach Dresden zurük, nachdem ich hier wahre Triumphe gefeyert habe. um so mehr da die so sehr vorbereitete und über 21 000 Thaler kostende Olimpia, Spontinis, lange nicht die Wärme erfuhr, als mein deutscher Freyschütze. deinen lieben Brief vom 1t May habe ich hier d: 13t erhalten.

Das mir so ehrenvoll zugedachte Ehrendiplom* werde ich mit großem Vergnügen annehmen, und ich bitte dich in meinem Namen den besten Dank dafür darzubringen.

Ich werde von Dresden aus sogleich die Copie der Kantaten und Absendung* besorgen. eben so wegen des Vaterunsers*. wegen deiner Honorar Ex:* habe ich besorgt. Verzeihe meine Kürze. desto länger wird Lauska erzählen. Gott segne dich und behalte lieb deinen dich ewig treu liebenden Weber.

Apparat

Zusammenfassung

empfiehlt ihm das Ehepaar Lauska; berichtet über die Erfolge des Freischütz mit Anspielung auf Spontini; das Ehrendiplom werde er gerne annehmen

Incipit

Ich glaube dir keine größere Freude machen zu können

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Wien (A), Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Bibliothek (A-Wgm)
    Signatur: Weber an Gänsbacher 49

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
    • Siegelrest
    • am rechten unteren Rand der Adressenseite Echtheitsbestätigung von F. W. Jähns (Tinte): „Eigenhändig von C. M. v. Weber.“
    • auf der Adressenseite mehrere Rechnungsnotizen von fremder Hand (Blei)

    Einzelstellenerläuterung

    • „Franz Lauska“Lauska traf auf seiner Reise nach Italien, von Salzburg kommend, am 12. August 1821 in Innsbruck ein; vgl. Der Kaiserlich Königlich privilegirte Bothe von und für Tirol und Vorarlberg, 1821, Intelligenzblatt Nr. 66 (16. August), S. 349.
    • „Ehrendiplom“Gänsbacher bewirkte, dass Weber zum Ehrenmitglied des Innsbrucker Musikvereins ernannt wurde, vgl. TB 12. September 1821 und Johann Gänsbacher, Denkwürdigkeiten, S. 86.
    • „Copie der Kantaten und Absendung“Weber schenkte dem Innsbrucker Musikverein die Partituren der Jubel-Kantate und von Kampf und Sieg, nach denen Gänsbacher gefragt hatte (vgl. Brief von Weber an Gänsbacher vom 28. März 1821). Die Absendung verzögerte sich jedoch, vgl. Brief von Weber an Gänsbacher vom 25. Dezember 1821. Die Werke wurden allerdings in Innsbruck nicht aufgeführt, vgl. Johann Georg Woerz, Der Verein zur Beförderung der Tonkunst in Innsbruck, Wien 1868, S. 66.
    • „Vaterunsers“Vgl. auch Brief von Weber an Gänsbacher vom 28. März 1821. Das Werk wurde in Innsbruck aufgeführt, vgl. Johann Georg Woerz, Der Verein zur Beförderung der Tonkunst in Innsbruck, Wien 1868, S. 64 (Anm. 1).
    • „deiner Honorar Ex:“Bei Schlesinger in Berlin waren, vermittelt durch Weber, einige Werke Gänsbachers veröffentlicht worden; vgl. Denkwürdigkeiten, S. 84. Dazu gehörten Adagio et Variations F-Dur für Pianoforte und obligates Violincello (VN: 270, erschienen 1818), Grand Divertissement für Pianoforte zu vier Händen (VN: 494, erschienen im Januar 1819) sowie 4 deutsche Lieder (VN: 549, erschienen im Mai 1819). Außerdem waren in Berlin Gänsbachers 3 Terzetti op. 1 herausgekommen (Uffizio delle belle Arti e dell’Industrie, VN: 6).
    • „d: 28 t Juny“Datierung im Tagebuch unter 27. Juni.

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