Carl Maria von Weber an Georg Friedrich Treitschke in Wien
Dresden, Donnerstag, 3. bis Dienstag, 8. Januar 1822

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Hier mein theurer Freund lege auch ich Ihnen wieder die Antwort an H: Duport offen bey. möge ich so Ihre Meynung auch getroffen haben, und Sie es gerne mit auf diese Weise betreiben.      Was Sie mir von Verstimmung des Hörer und Geber schreiben, höre ich von vielen Reisenden mündlich bestätiget. das Publikum hat immer eine wunderbare Sensibilität in Kunstsachen, und läßt sich da seine Meynung, die aus seinem Gefühl hervorgeht nicht leicht nehmen. die Zeit muß wie Sie sagen, das Beste dabey thun.

Hensler aus Presburg, Platzer aus Brünn, haben den Freyschützen von mir verlangt. ich habe 20 # gefodert und sie an Sie, Ihrer Güte gemäß, verwiesen.

Spohr hatte leider schon die üble Nachricht in vollster Ladung erhalten*, von einem seiner Schüler der sich in Wien aufhält*. Er ist sehr gekränkt, und das thut mir innig leid. Er hat einen Ruf nach Cassel angenommen, und geht in einigen Tagen dahin abT.

Wie gerne möchte ich dem sehr achtungswerthen H: Schikh zu Willen sein*; /: wenn ich nehmlich was hätte :/ besonders da Sie so freundlich sind es als einen Beweiß meiner Liebe für Sie mit ansehen zu wollen; aber ich werde ihm kaum halb genügen können. Nun, ein Schelm thut mehr als er kann.

Hier schikke ich Ihnen auch die verlangten Zusäzze* der Donna del lago. Mit der Bitte sie abschreiben zu laßen und uns dann zu retourniren. das copiren hier würde jezt wo alle unsere Leute unglaublich beschäftiget sind, zu sehr aufgehalten haben; und das bischen Porto mehr, ob des größeren Paketes, wird wohl nichts zu bedeuten haben.

ich wünsche daß die Oper bei Ihnen mehr machen möge als bei uns*. — .

Von Grund des Herzens erwidere ich Ihre Wünsche zum JahresWechsel, möge der Himmel Sie in allem reichlich segnen und Sie lieb behalten Ihren alten Freund CMvWeber

Nachschrift d: 4t.

Man wollte auf der Post das Päkchen nicht nehmen, indem man es auf wenigstens 7-8 Thaler Porto anschlug. ich war in der Probe darüber fuhr die Post ab, und ich war sehr verdrißlich. Wie denn aber jedes Ding seine gute Seite hat, so auch hier.      Ich hatte Ihren | Zettel zur Besorgung hingegeben. nun ich es wieder öffnen mußte verglich ich die Sache nochmals, und da war manches nicht so wie Sie es verlangt hatten.      Wir hatten auch die AnfangsGeschichten nicht mit aus Italien erhalten. schrieben darum; die Zeit vergieng aber; unser KirchenCompositeur Schubert mußte ergänzen, und die Pastete kam nach der Aufführung.      von diesen Originalen erhalten Sie nun Abschrift. theils in Partitur theils in Stimmen wie es am schnellsten gieng, und somit brauchen Sie es nicht wieder zurükzusenden.

also

Finale 1mo Banda nell Teatro.

d[it]o 2/4 in As. Trombe Fagotti Tromboni
/: tacent :/ /: tacent :/
3/4 in C. d ito —.

Stretta 2/4 in Es. ganze Orchester Harmonie.

2t Akt.

Terzett. Gran Cassa. Corni 2tes Paar.
/: nicht da:/ /: schikke ich Ihnen Corni e Trombe. 4 Hörner
sind nicht dazu. :/
Coro. Imponga il Re. Gran Cassa Piatti. Triangolo.
Banda sull Teatro.

Rondo Elina. oder 2t Finale. Banda sull Teatro

________

Ich bekomme nun aus Ihrer Theater Casse die große Summe von 2 Gulden Conv: M: die ich seiner Zeit wohl einkaßieren will.

Ich begrüße sie nochmals von Herzen, mein theurer Freund.

Apparat

Zusammenfassung

legt Brief an Duport offen bei; über Wiener Verhältnisse; erwähnt Freischütz-Bestellungen aus Preßburg u. Brünn, Spohr und Schikh; will Zusätze zu Rossinis Donna del Lago zum Kopieren übersenden; nach Zurückholen des Briefes von der Post übersendet er nun aber eine Abschrift, die Treitschke behalten könne; listet die übersandten Nummern auf

Incipit

Hier mein theurer Freund lege auch ich Ihnen

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber 1

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.)
    • am oberen Rand der Versoseite von Treitschke: „Dresden 3t Janu 1822.
      Weber empf. 9. [sic!]
      bt 16.“

    Provenienz

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Kopie: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
      Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber Varia 6, Nr. 3

      Quellenbeschreibung

      • Abschrift von Aloys Fuchs (spätestens 1847)

    Einzelstellenerläuterung

    • „… Nachricht in vollster Ladung erhalten“Spohrs Zemire und Azor fand bei der Einstudierung am Wiener Kärntnertortheater (Premiere am 20. Dezember 1821) beim Publikum wenig Anklang; vgl. u. a. AmZ, Jg. 24, Nr. 4 (23. Januar 1822), Sp. 58f. sowie Allgemeine Musikalische Zeitung mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat, Jg. 5, Nr. 104 (29. Dezember 1821), Sp. 824–826 (zur Premiere) und Jg. 6, Nr. 3 (9. Januar 1822), Sp. 17f. (zur zweiten Vorstellung am 26. Dezember 1821). Nach der dritten Vorstellung (15. Januar 1822) wurde das Werk vom Spielplan abgesetzt.
    • „… der sich in Wien aufhält“Zu Eduard Grunds Bericht vgl. www.spohr-briefe.de .
    • „… H: Schikh zu Willen sein“Betrifft Schickhs Hoffnung, Weber als Beiträger für die Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode gewinnen zu können; eine entsprechende Bitte enthielt wohl auch Schickhs Brief, den Weber laut Tagebuch am 2. Januar 1822 erhalten hatte. Webers Antwort vom 3. Januar entsprach inhaltlich wohl der Aussage hier.
    • „… Ihnen auch die verlangten Zusäzze“Zu diesen Zusätzen vgl. die Nachschrift unten.
    • derrecte „zur“.
    • „… machen möge als bei uns“In Dresden erlebte die Oper nur vier Aufführungen (29. September sowie 3., 27. und 31. Oktober 1821); erfolgreicher war erst die Neueinstudierung 1827 (18 Aufführungen zwischen 21. März 1827 und 4. Dezember 1830). In Wien gab es 20 Aufführungen in der deutschen Übersetzung von Grünbaum (11. Februar 1822 bis 10. März 1823) sowie 10 Aufführungen im italienischen Original (23. Juli 1823 bis 3. Januar 1828).

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