Carl Maria von Weber an Hinrich Lichtenstein in Berlin
Dresden, Donnerstag, 31. Januar 1822
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Kontext
Absolute Chronologie
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- 1822-01-31: an Brühl
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Korrespondenzstelle
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- 1822-05-09: von Lichtenstein
Noch einen Augenblik suche ich zu erhaschen um dir vor meiner Reise nach Wien /: d: 8 oder 10t Februar, auf 4 Wochen :/ zu schreiben, und dir für deinen lieben lezten Brief vom 22t Xb 21 zu danken. Wenn das neue Jahr so fortfährt mich mit Gutem zu überschütten, und das Böse eben so schnell vorüberführt, so kann ich mir Glük wünschen.
Für den Adler danke ich bestens*. Er hat schon 2 mal sehr schön gespielt*. schreibe mir nun aber ordentlich was er kostet.
d: 26t ist hier der Freysch. zum 1t male gewesen. und das hier unerhörte und nie dagewesene ist geschehen. Er gieng aber auch vortrefflich. nach dem 1t Akt fand ich im Orchester einen Lorbeerbaum, mit BlumenKranz, Sonett pp und das Publikum applaud: mir entgegen. am Ende rief es mich stürmisch heraus. repetirt wurde der Jäger Chor. d: 28t sah ihn der König, und ließ mir die schönsten Dinge sagen. das war gut, aber schlim war daß meine arme Lina ein so heftig entzündliches Fieber bekam, daß sie d: 25t Ader laßen mußte, und also die erste Vorstellung nicht sah. nach jedem Akt schikte ich ihr Rapport durch Kouriere. jezt geht es aber wieder ganz gut.
Brühl hat mich ungemein durch ein nachträgliches Honorar von 40 Fried: dor überrascht. ich kann nicht genug sagen wie das mich freute.
In Wien steigt der Beyfall immer fort. eben so in Leipzig, wo man mir nach der 5t Vorstellung* ein Vivat brachte.
Mit H: Sp: — führe ich eine kuriöse Korrespondenz. der Mann ist wirklich ob seiner reizbaren Empfindlichkeit willen‡ zu bedauern.
Schleßinger hat mir zu Weynachten 4 schöne silberne Leuchter geschikt. hat mich auch sehr gefreut. |
Die Wiener haben mir höchst anständige Bedingungen gemacht. ich gehe jezt blos hin um das Sänger Personal kennen zu lernen für das ich schreiben soll. bis zum 7b soll die Große Oper fertig sein. so lange ruhen die Pintos. das Gedicht halte ich für höchst ausgezeichnet das mir Helmina von Chezy dazu gemacht hatT. die Oper heißt Euryanthe.
Es fehlt also nichts als die Kleinigkeit, daß ich sie ordentlich mache. Nun, hat Gott so weit geholfen, wird er mich auch nicht stekken laßen.
Nun muß ich schließen denn die Post geht. Wundere dich nicht über das rapsodische dieses Briefes; aber ich werde alle Augenblike gestört, und meine Reise macht mir den Kopf auch toll. Grüße alle meine Freunde auf[s] herzlichste. ich umarme deine treffliche Vicktoire in Gedanken, nebst den Kindern, Lina, grüßt mit mir. Gott erhalte euch alle, und gedenkt gerne und oft, Eures treuen Weber Dresden d: 31t Januar 1822.
Apparat
Zusammenfassung
Incipit
„Noch einen Augenblik suche ich zu erhaschen“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Leipzig (D), Leipziger Stadtbibliothek – Musikbibliothek (D-LEm)
Signatur: PB 37, Nr. 34Quellenbeschreibung
- 1 DBl. (3 b. S. einschl. Adr.)
- Siegelrest
- PSt: DRESDEN | 31. Jan. 22
Dazugehörige Textwiedergaben
-
Rudorff: Westermanns illustrierte deutsche Monats-Hefte, 44. Jg. (1899), 87. Bd., S. 177–178
-
Rudorff 1900, S. 107–109
-
Einstein, Alfred: Briefe deutscher Musiker. Zürich 1955, S. 160–161
Themenkommentare
Textkonstitution
-
„willen“durchgestrichen