Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Dresden
Dresden, Sonntag, 10. Februar 1822
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An meine ewig und über alles geliebte Lina.
Gott gebe daß du diese Zeilen nicht zu lesen bekömst. Sollte es aber doch der Allmächtige beschloßen haben so wird der Vater dir auch Kraft verleihen die Prüfung zu tragen. ich kann dir nur innigst danken für deine treue Liebe und Geduld, und Gott möge dich seegnen und das Andenken deines Carls dir eine liebe, aber nicht schmerzliche Errinerung sein.
Ich bin gesund, und heiter indem ich dieses schreibe. Aber ich halte es doch meiner Pflicht gemäß dir alles aufzuschreiben was mir einfällt, und dir zu wißen nöthig sein möchte.
Mein Testament ist gerichtlich deponirt. Den Schein darüber findest du in der kleinen Schublade dieses Schrankes links. Advokat Gehe, kann dir Auskunft geben. Er hat es mit besorgt.
Was ich habe ist dein. Wollte Gott ich hätte länger für dich sameln können.
In meinem Buche wirst du die Theater verzeichnet finden, die schon den Freyschützen bezahlt haben. dabey ein Verzeichniß derer die noch schuldig sind, und mit wieviel. eben so von Preziosa*.
Schuldig bin ich Niemand etwas, und laße dich durch keine Anfoderung irre machen.
Eine Uebersicht des Vermögensstandes findest du in meinem dießjährigen Tagebuche*. Meine alten Tagebücher verbrenne ungelesen.
Und nun, Gott segne dich, mein Herz ist zu voll ich kann nicht mehr sagen. Ewig, hier und dort, dein dich gewiß unendlich innigst liebender Carl MvWeber Dresd: d: 10t Februar 1822.
Apparat
Zusammenfassung
Beibrief zu Webers Testament, in dem er sie über Testament, Nachlass usw. informiert; vermacht ihr sein Vermögen; weist auf Buch hin, in dem gezahlte und schuldige Honorare für seine Werke vermerkt sind; Übersicht des Vermögens sei im diesjährigen Tagebuch; Anweisung, alte Tagebücher zu verbrennen
Incipit
„Gott gebe daß du diese Zeilen nicht zu lesen bekömst“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber 152Quellenbeschreibung
- 1 DBl. (1 b. S. o. Adr.)
- Am oberen Rand Bl.1r Zusatz von Jähns (Tinte):„(No 1a) | Vor der Abreise nach Wien 1822.“
Dazugehörige Textwiedergaben
-
MMW II, S. 391
Einzelstellenerläuterung
-
„… wieviel. eben so von Preziosa“In Webers Ausgabenbuch (D-B, Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 2) finden sich sowohl die Abrechnungen zum Freischütz (Bl. 107v die Ausgaben, Bl. 108r die Einnahmen) als auch zu Preciosa (Bl. 109v die Ausgaben, Bl. 110r die Einnahmen).
-
„… du in meinem dießjährigen Tagebuche“Vgl. die Übersicht „Vom Jahresschluß 1821“ auf der Rückseite des Titelblatts des Tagebuch-Jahrgangs 1822.