Carl Maria von Weber an Helmina von Chézy in Dresden
Dresden, Dienstag, 9. April 1822
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Hochwohlgebohren
Ihrem Wunsche verehrte Freundin gemäß*, folgen hier meine Gedankensplitter.
L:[ysiarts] und Eglantines Erscheinen verjagt die Landleute. Adolar bleibt. Terzett. heftiger Zank. verschiedene Grobheiten, Adolar als kontrastirende dumpfe Gegenstimme.
Lys. Hohn erbittert Egl: so, daß sie alles verrathen und sich mit ihm verderben will. Lys: frech entschloßen zieht den Dolch gegen sie. sie ruft Hülfe, flieht, Adolar springt hinzu, doch die That ist geschehen. den Kampf zwischen Ad: und Lys: verhindert das herbeiströmende Volk. die sterbende Eglant: bekennt kurz ihre That, mehr Eury: Unschuld als ihre Schuld bezeugend. bei dem lezten Wort tritt der König mit Gefolge hinzu. Adolar ihm entgegen — unschuldig ist die Geliebte pp König schikt den Lysiart zum Tode; Chor heil dem König pp Adolar stürmt, „zu ihr.[“] der Chor eben so voll Freuden. der König steht ernst und verschloßen und tritt plözlich mit einem - „halt ein![“] dazwischen. der Freuden Laut verstumme pp gebiete männlich deinem Schmerz pp Euryanthe ist nicht mehr. Ausruf des Schrekkens. Tiefe Stille. Trauermusik von Ferne. Eury auf einer Bahre mit Rosen geschmükt. Adolar zu ihren Füßen, sanfter Chor in wenig Worten. alles ist über sie gebeugt. Emas Geist von allen ungesehn schwebt über Euryanth weg —
Euryanthe schlägt die Augen auf p p p p p p p und, die Sache ist aus, und gut.
Könnte ich doch so schon nach der ersten Vorstellung sagen.
Apparat
Zusammenfassung
Weber teilt ihr seine Vorstellungen über die Schlussszene der Euryanthe mit
Incipit
„Ihrem Wunsche verehrte Freundin gemäß“
Generalvermerk
Zur Datierung: Bei der Jahreszahl „1822“ wurde die 2 im Nachhinein mit Blei zur 3 korrigiert. Von wem diese ganz zart angedeutete Korrektur stammt, ist wohl nicht mehr zu ermitteln. Lt. Tagebuch vom 6. April 1822 ging Weber mit der Chézy das Textbuch noch einmal durch, wodurch die im Brief formulierten Vorschläge zum Finale des III. Aktes motiviert gewesen sein könnten. Chézy zitiert Jahre später in ihrem Aufsatz über „Euryanthe“ in der NZfM (1840), S. 33, den Brief vollständig, datiert mit 9. April 1822. Sie bringt dort die Änderungen allerdings mit der Komposition in Verbindung, was nicht sein kann, da Weber im April 1822 noch gar nicht zu komponieren begonnen hatte. Die ersten Entwürfe zur Oper stammen vom 17. Mai des Jahres. Weitere Vorschläge Webers zum Ablauf des Finales erfolgten in Briefen an die Chézy vom 11. und 28. November 1822.
Die Datierung des Briefes mit 9. April 1823 erscheint jedoch auch nicht abwegig angesichts der Tatsache, dass Weber an diesem Tag intensiv mit der Komposition des III. Aktes beschäftigt war; vgl. Tagebuch. Außerdem hatte er einige Zeit vorher den letzten Akt redigiert sowie mit der Librettistin (vermutlich das Textbuch) „geordnet“; vgl. Tagebuch vom 20. März und 5. April. Darüber hinaus ist belegt, dass Helmina von Chézy auch noch Mitte 1823 Textänderungen vornahm, vgl. Briefe an Weber vom 31. Mai und 20. Juli 1823.
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: 55 Ep 1942Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S. einschl. Adr.)
Provenienz
- 2019 Ankauf durch die Staatsbibliothek zu Berlin
- Stargardt Kat. 707 (12./13. März 2019), Nr. 731
- Stargardt Kat. 236 (o.J.), Nr. 147
- Stargardt Kat. 231, Nr. 289
- Stargardt Kat. 228, Nr. 634
- Liepmannssohn, 9. März 1891, Nr. 104
Dazugehörige Textwiedergaben
-
Chezy, H.v.: Carl Maria von Weber’s Euryanthe. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Oper in : NZfM 13.Bd. (1840), S. 33