Carl Maria von Weber an Hinrich Lichtenstein in Berlin
Dresden, Donnerstag, 26. Dezember 1822
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Du kannst glauben lieber Bruder daß ich die größte Lust hätte, die lieben Freunde so zu überraschen und mir einen gewiß unvergeßlichen Abend zu bereiten*. Es geht aber nicht, Morlachi und Schubert sind noch krank, ich habe daher auch wahrscheinlichst das Neujahrs Concert bei Hofe, welches ich wenigstens jezt schon anordnen mußT. und außerdem täglich 2 male sollennen Kirchendienst. Im Geiste bin ich gewiß bei Euch, und punkt zehn Uhr werde ich hier mit meiner Lina des ganzen Freundes Kreises Gesundheit trinken.
Meinen guten lieben Romberg grüße mir herzlichst. bleibt Er einige Zeit in Berlin? oder was hat er sonst vor?
Glaube es wohl daß sich Wiedersacher finden*. ist auch natürlich. der TeufelsSpuk macht mich selbst oft irre, und wenn nicht ehrenwerthe Männer mir mit Zufriedenheit die Hand drükten, so dächte ich selbst Musje Samiel mache die Sache allein.
ich erwarte hier Fischer zu jeder Stunde. Er gedenkt den übrigen Winter in Berlin zuzubringen*. Meine Lina und Max sind wohl. ich so ziemlich. Sehr freue ich mich auf deine Relation und was überhaupt paßirt.
hoffentlich bekommst du Uebermorgen schon‡ diese Zeilen. daher kannst du den lieben Versammelten noch den frischesten, innigsten Gruß bringen Ihres fernen dankbaren Freundes. Gott behüte dich und die deinigen. Ewig dein Weber Dresden d: 26t Xb 1822.
Apparat
Zusammenfassung
er könne leider nicht nach Berlin kommen, da er seine kranken Kollegen vertreten und das Neujahrs-Konzert leiten müsse; Grüße an die Berliner Freunde
Incipit
„Du kannst glauben lieber Bruder daß ich“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Leipzig (D), Leipziger Stadtbibliothek – Musikbibliothek (D-LEm)
Signatur: PB 37 (Nr. 39)Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (1 b. S. o. Adr.)
Dazugehörige Textwiedergaben
-
Rudorff: Westermanns illustrierte deutsche Monats-Hefte, 44. Jg. (1899), 87. Bd., S. 180
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Rudorff 1900, S. 119–120
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MMW II, S. 448–449 (gekürzt)
Themenkommentare
Textkonstitution
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„schon“„noch“ überschrieben mit „schon“
Einzelstellenerläuterung
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„… gewiß unvergeßlichen Abend zu bereiten“Gemeint ist die Feier der Berliner Weber-Freunde anlässlich der 50. Freischütz-Aufführung in Berlin am 28. Dezember 1822. Ursprünglich war die Vorstellung bereits für den 20. Dezember geplant; über die Terminänderung informierte H. Lichtenstein seinen Freund wohl im Weihnachtsbrief, den Weber laut Tagebuch am 24. Dezember erhielt.
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„… wohl daß sich Wiedersacher finden“Kritiker am Freischütz, speziell an den szenischen Effekten der Wolfsschluchtszene.
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„… übrigen Winter in Berlin zuzubringen“Fischer hatte Weber über seine Planungen offenbar in jenem Brief unterrichtet, den Weber laut Tagebuch am 6. Dezember erhalten hatte. Die Reisepläne änderten sich jedoch; Fischer trat mit seiner Pflegetochter Anna erst im April und Mai 1823 in Berlin auf; vgl. AmZ, Jg. 25, Nr. 21 (21. Mai 1823), Sp. 338 sowie Nr. 26 (25. Juni 1823), Sp. 417.