Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Dresden
Berlin, Samstag, 24. Dezember 1825 (Folge 2, Nr. 8)

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Mein inniggeliebtes Weib! warum mußtest du fehlen um meine Freude an dem vollständigsten und glänzendsten Triumph den je ein Componist in Berlin feyerte, zu theilen, und dann mir gar nichts zu wünschen übrig laßen*. in jedem Augenblikke habe ich an dich gedacht und dich zur Zeugin gewünscht.      Ja, geliebtes Herz, die Gnade Gottes und die Liebe der Menschen hat sich abermals aufs höchste an mir bewährt.

Die Vorstellung war so gelungen und großartig daß in vielen Dingen erst ganz alle Intentionen hier klar hervortraten.

Die Seidler, Schulz und Bader waren ganz außerordentlich. einen solchen Adolar habe ich noch nicht gehabt. Die Wirkung der lezten Szene war unendlich und würde endlich auch eine gewiße Zweiflerin überzeugt haben daß ich immer Recht habe.      Doch zur Ordnung. So wie ich ins Orchester trat empfing mich ein Sturm von Applaus der lange anhielt. eben so wurde die Ouverture beklatscht, und de Capo verlangt, was ich aber nicht that.      ferner wurden applaudirt der erste Chor. Adolars Romanze. Der Chor.      dann ich bau auf Gott, mit Wuth.      Glöklein im Thale. von Bravos unterbrochen.      das Duett. Furore.      Arie der Eglantine von Bravos und applaus unterbrochen, besonders, nach der Stelle, ich wollt ihn mit Vernichtung zahlen. am Ende Furore. im Finale gleich der erste Chor.      nach dem ersten Akt ich mit Enthusiasmus herausgerufen, etwas hier unerhörtes.

2t Akt.     Lisiartes Arie. sehr. Duett. wüthend. Adolar Arie sehr. Duett hin nimm die Seele. sehr.      Finale oft unterbrochen. großer Lärm am Schluße.

3t Akt.      Nein mein Held ringt sich auf pp sehr.      Cavatine am Quell außerordentlich.      Jäger Chor da Capo. ja, sie wollen ihn […] noch einmal haben.      Na! zu ihm! wie überall. Mein neues Balletstük sehr.      trotze nicht. eben so.

Adolar: nein gebt ihn frey. sehr.      Duett wo sie sich wieder finden. sehr. ich ahne Emma sehr.       nach der Oper wurde ich mit Sturmes Toben gerufen. dann alle, und da sie nicht gleich kamen jedes Einzeln. Die Seidler, Schulz, Bader und Blume. Es war kein Partheygeist Enthusiasmus sondern man sah daß er aus der Sache hervorgieng.      wenn schon die Leute auf dem Theater sich um einen drängen und Hände küßen pp dann ist gewiß die Wirkung allgemein.      Auch wurde viel geweint. nach der Oper war ein Kreiß von ohngefähr 30 Personen, Brühl, Zelter, Wollank, Lichtenstein pp bei Jagor zu einem fröhlichen Mahle versammelt.      kaum saßen wir bei Tische, so erscholl aus dem Neben Zimmer der Jäger Chor mit anderm Text. und der Chor Direktor Leidel an der Spizze der Choristen und Hornisten brachte mir einen Lorbeer Kranz auf seidenem Kißen.      Die Liebe dieser | geplagten Menschen rührte mich sehr, und erfreute alle Anwesenden hoch. Orchester und Chöre waren aber auch ganz herrlich gewesen, und so eine Maße zu bewegen ist doch eine wahre Lust.       um 12 Uhr lag ich im Bett, dankte meinem Schöpfer für so viele Gnade die er mir unverdient schenkt, bat ihn um heiteren Sinn sie genießen zu können, gab Euch gute + + + und schlief sehr gut.      habe heute noch fast gar nicht gehustet und bin gottlob recht wohl.       Die 2t Vorstellung soll nun Mittwoch d: 28t sein, so daß ich also Donnerstag d: 29t mit Gottes Hülfe wohl von hier abreisen werde.       wenn du also diesen Brief den Montag so erhältst, daß du mir noch via Leipzig antworten kannst so bekäme ich Mittwoch dein leztes Briefel hier.      geht das aber nicht, so bekomm ich halt die Antwort von deiner lieben Schnut selbst.      Alle Freunde grüßen.

Grüße auch von mir den guten treuen Roth, Kellers, Fräuleins Hauptmann pp      bleibt gesund und behaltet mich lieb. ich küße dich und meine lieben Buben Millionen mahl. Ewig Dein
alter Carl.

Apparat

Zusammenfassung

berichtet ausführlich über den grandiosen Erfolg der Euryanthe-Erstaufführung in Berlin sowie über die anschließende Feier bei Jagor

Incipit

Mein innig geliebtes Weib! warum mußt du fehlen

Generalvermerk

Möglicherweise enthielt das heute fehlende Blatt 2, abgesehen von der Adresse, auch eine Nachschrift Webers. Ein mögliches Zitat daraus verwendete Caroline von Weber in ihrem Brief vom 25. Februar 1836.

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber 206

    Quellenbeschreibung

    • 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.)
    • ursprünglich 1 DBl., Bl. 2 abgeschnitten
    • Rötelmarkierungen von Max Maria von Weber

    Provenienz

    • Weber-Familiennachlass

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • tV: MMW II, S. 633–634

Textkonstitution

  • „de“sic!
  • „[…]“gelöschter Text nicht lesbar
  • „… sie sich wieder finden. sehr“dreifach unterstrichen
  • „sehr“vierfach unterstrichen

Einzelstellenerläuterung

  • „… nichts zu wünschen übrig laßen“Zur Premiere der Euryanthe vgl. die Presseberichte.

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