Carl Maria von Weber an Caroline von Weber in Dresden
London, Freitag, 21. April 1826 (Nr. 21)
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So eben erhalte ich deinen lieben vom 8t Aprill No: 10, muß heißen No: 12‡*. als Einschluß in der Fürstenau Brief. ich liebe die Einschlüße nicht, sie sind so dünn, und kosten den Empfänger oft mehr als ein ganzer Brief. bitte, bitte, ihr Weiber, schreibt separat, jedes für sich. Daß du nichts zu schreiben weißt herzliebe Weibe, finde ich ganz natürlich, geht es mir doch in dem großen WeltGewirr nicht anders, freylich lebe ich wie ein Einsiedler, da ich wegen der Theater Geschäfte keine Einladung annehmen kann; und daher buchstäblich den ganzen Tag zu Hause am Arbeitstisch sizze.
Wie glüklich machen mich die guten Nachrichten von Alex. Gott ist doch recht gnädig gegen uns. ich finde es recht gut daß Lex keine Milch trinkt, Waßer ist ihm gewiß gesünder. Gott erhalte ihm solchen Schlaf, gewöhnt ihn nur ja nicht an das Nacht trinken. Daß du den 8t noch nicht wieder Brief von mir hattest, ist sehr unrecht. sie gehen jetzt recht langsam, 13 und 14 Tage. Ueber meine Gesundheit sey ja beruhigt, mein geliebtes Leben. Der Husten ist so lose wie er nie gewesen, und sehr selten Krampfhaft. Die Kurzathmigkeit ist dieselbe wie zu Hause, ich kann nicht weit gehen, muß also immer fahren. Appetit ist erträglich, Schlaf sehr gut. Humor nicht sonderlich, Sehnsucht sehr groß. Du siehst ich mahle nichts ins Schöne, deßhalb kannst du mir aber auch glauben wenn ich sage du kannst ganz ruhig sein. Das Wetter wird beßer, ist aber immer sehr unbeständig. Da ich ganz in der Nähe den herrlichen Regents Park* habe, so schleppen sie mich zuweilen dahin. ich komme aber nicht sehr weit, und vermiße dann den Johann sehr. Im Frühjahr bekommen die Pferde immer Arzney und die ist theuerT. Aha, du willst nur deine schlechte verschwenderische Lebensweise entschuldigen da du mir so allerley Ausgaben vorerzählst. O! ich werde furchtbar Gericht halten, wenn ich zurükkomme, — wäre es nur schon so weit. 6 Monate sollen es nicht werden, aber ich muß dir nur ehrlich gestehen, daß ich nicht glaube unter 5 weg zu kommen. Mein Concert hier ist erst auf d: 26t May festgesezt*, früher war kein Tag zu haben. Daß ich nach diesem wie auf feurigen Kohlen sizzen und fort streben werde so schnell als‡ möglich, kannst du denken, auch habe ich für Paris höchstens 14 Tage bestimmt, aber ich weiß wie sich so etwas verzieht, und man kann nichts ganz genau vorher bestimmen.
Die Partitur vom Oberon hat sich die Mukkin geholt? Nun, da hast du gewiß wieder einen Angst Abend erlebt, und dir eingebildet die Oper ist gewesen. Ey! Ey! Ey! in ein paar Tagen hoffe ich zu Gott hast du die glükliche Nachricht in der Hand. ich habe mir eigentlich Vorwürfe gemacht, daß ich dir nicht mehr von den einzelnen Stükken der Oper erzählt habe. Du kennst aber so wenig davon daß ich dir sie nicht recht hätte beschreiben und deutlich machen können.
So viel ist gewiß, ich habe sie nun 8 mal in 8 Tagen /: Sonntag ausgenommen :/ dirigirt. jedes mal brechend volles Haus, jedes mal die größte Theilnahme. Es ist der entschiedenste Furore den es geben | kann. Gott sei ewig gedankt. Die arme Linsky. ist auch ein kurioser Schritt vom Seiltanzen zum Singen. Gott gebe der guten Kunigunde die ewige Ruhe. wie Schade ist es daß ich nicht zu Hause bin, und die Ferien genießen kann*. Du schreibst mir gar nichts vom Theater, du bist überhaupt keine rechte Klatschliese wie ich sie hier in der Ferne brauchen könnte. Heute habe ich an Winkler geschrieben, und ihm in einem Brief einige Musikstükke zum übersezzen geschikt*. ich bitte dich nur, zu treiben, daß dieß so schnell als möglich geschieht, daß mein guter Roth es dann durch Kretschmar schnellstens abschreiben läßt, und nach Berlin an Schleßinger schikt. einzelne Stükke, wie es kommt, um keine Zeit zu verlieren. Das ist eine Comission. Die 2t ist folgende. Der hiesige Bayersche Gesandte Baron von Zetto, hat mir mitgetheilt, daß S: M: der König von Bayern geneigt wäre mir das Privilegium zu ertheilen*, daß es aber nicht eher ausgefertigt werden würde, bis ich in München einen Bevollmächtigten aufgestellt hätte die Stempel und Tax Gebühren zu bezahlen*.
ich bitte dich nun mit Baßenge oder Kaskel deßhalb zu sprechen daß sie einen dortigen Banquier /: in München :/ beauftragen, sich bei dem StaatsMinisterium des Innern zu melden, daß er alles für mich zu entrichten willens sey. Es muß aber ein gefälliger Mann sein, der die Sache etwas betreibt. Hast du das besorgt, dann schreibe mir auch den Namen des Banquiers, damit ich ihn dem Gesandten auch bezeichnen kann. Mache deine Sache gut und schnell, H: FinanzMinister.
Jezt will ich mich rasiren, anziehen, und ein bißel ausgehen vor Tische. Das Wetter ist warm und lokkend. Von dir und Max hast du mir dießmal gar nichts geschrieben, ich sezze voraus es geht Euch gut?
Gott segne Euch Alle + + +. ich drükke Euch innigst an mein Herz, ach! nur eine Stunde bei Euch. — Geduld — Geduld.
Ewig dein dich über alles
liebender treuer
Carl.
Grüße die Freunde herzlichst, und auch die Leute alle.
Apparat
Zusammenfassung
beruhigt seine Frau Caroline bezüglich seiner Gesundheit; zur Lebensweise in London; weitere Pläne; erteilt Caroline Anweisungen, einige Dinge in Dresden für ihn zu regeln (Übersetzungen durch Winkler und deren Weiterleitung an den Verleger; bevollmächtigten Bankier in München ausfindig machen, der sich um das Privilegium des bayr. Königs für Weber bemüht); Privates
Incipit
„So eben erhalte ich deinen lieben vom 8t Aprill“
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Eveline Bartlitz; Joachim Veit
Überlieferung
-
Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
Signatur: Mus. ep. C. M. v. Weber 228Quellenbeschreibung
- 1 Bl. (2 b. S. o. Adr.), urspr. 1 DBl., Bl. 2 abgeschnitten bis auf 2 mm Rand;
- Zusatz von fremder Hand am unteren Rand der Verso-Seite (Tinte): „M I. S. Strasburger | in München“
- Blaustiftmarkierungen von Max Maria von Weber
Provenienz
- Weber-Familiennachlass
Dazugehörige Textwiedergaben
-
Reisebriefe, S. 166–169
Themenkommentare
Textkonstitution
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„als“gelöschter Text nicht lesbar
Einzelstellenerläuterung
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„No: 12“recte „14“.
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„… , muß heißen No: 12“Eigentlich handelt es sich bei dem Brief vom 8. April bereits um Nr. 14 der Briefe von Webers Gattin. Caroline von Weber verzählte sich bei der Nummerierung ihrer Briefe mehrfach. Meist korrigierte Weber das Datum bei Erhalt des Briefes, jedoch unterliefen auch ihm dabei Fehler.
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„… Nähe den herrlichen Regents Park“Der seit 1818 für die Öffentlichkeit zugängliche Regent’s Park beginnt unweit des nördlichen Ende der Great Portland Street.
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„… mir das Privilegium zu ertheilen“Das bayerische Privileg bezüglich der Oberon-Verlagsrechte wurde am 20. Juni 1826 erteilt.