Freitag, 1. März 1811
Würzburg
d: 1t März. Früh kam der Klarinettist Reinhart
zu mir und blies Duetten von Fröhlich. er hat schönen Ton
und Vortrag. dann gieng ich in die HofKapelle und
hörte ein Requiem, wovon einiges von Palestrini
war. recht gut gegeben. dann aufs Museum gegangen
und gelesen*. Mittag zu Hause erhielt ich einen Brief von
Grisi, worin er schreibt daß der Großherzog mich nicht hören
könnte, wohl aber meine Partituren kaufen wollt um den
gewöhnlichen Preiß. Nachmittag gieng um 3 Uhr auf
einen Rendenzvous Plaz und die Bekanntschaft nahm ein ledernes
Ende. dann macht ich noch Visiten bey Tadföus und
machte die Bekanntschaft von Mlle Weber aus Berlin
die Harfenistin. ins Theater gegangen um H: Grisi
zu sprechen. die Schweizerfamilie
ich muste ihm erst den Preis߇ sagen den‡ ich zu 15 Carolin
für beyde Opern bestimmte, dann suchte ich noch H: v:
Schallhammer und Hartmann auf, wovon besonders
lezterer den grösten Antheil an mir nahm, und
ich ihm versprechen muste, von Zeit zu Zeit zu schreiben
weil er es durchaus dahin bringen möchte mich
hier angestellt zu sehen. – abermals eine
Anstellung und – doch nichtsT. Abends genirte
mich H: Häuser durch sein Declamiren bey Tische in
meinen Gesprächen mit Fröhlich, an dem ich einen vortrefflichen
warmen Künstler gefunden habe.
Apparat
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Dagmar Beck
- Kommentar
- Dagmar Beck; Frank Ziegler
Überlieferung
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Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (D-B)
Signatur: Mus. ms. autogr. theor. C. M. v. Weber WFN 1Provenienz
- Umwandlung der Dauerleihgabe in eine Schenkung durch Hans-Jürgen Freiherr von Weber am 15. November 1986
- bis 1986 in Familienbesitz (seit 1956 bereits als Dauerleihgabe in der Berliner Staatsbibliothek)
Themenkommentare
Textkonstitution
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„sß“unsichere Lesung
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„n“unsichere Lesung
Einzelstellenerläuterung
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„… aufs Museum gegangen und gelesen“Die 1803 gegründete Lesegesellschaft „Museum“ (1812 umbenannt in „Würzburger Harmoniegesellschaft“) hatte bis 1824 ihren Sitz im Hof Zum Ablass in der Sanderstraße 9. In den beiden, von 9:00 bis 21:00 Uhr geöffneten Lesezimmern ihrer Bibliothek lagen etliche Zeitungen und Zeitschriften zur Lektüre aus. Ab ca. 1810 war das Programm um Vortragsabende, Spiel, Musik und Tanz erweitert worden.