Franz Anton von Weber an Nikolaus Simrock in Bonn
Salzburg, Mittwoch, 25. November 1801

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Sr HochEdelgebohren

dem Herrn Simmrok

Musicalien Händler

in

Bonn

HochEdler
Hochgeehrter Herr!

Aus Kindern werden oft grose Männer, davon habe ich ein gutes Beyspiel an dem Kleinen, so Sie sich villeicht deßen noch erinnern werden von Mergentheim aus, als ich damals mit meiner seel. Ewig unvergeßlich lieben Frau bey der Oper dort war*, und das Vergnügen hatte Sie persönlich kennen zu lernen; dieser junge Mensch von 14 Jahren ein Zögling Haydns ist gegenwärtig einer der grösten Clavierspieler und vortrefflicher Componist, hat schon zwei Opern geschrieben, wovon die 2te Das Waldtmädchen schon 8 Mal mit allem Beyfall aufgeführt worden*, hat verschiedene Arbeiten liegen, wovon dieselben im nachstehenden kleinen Verzeichnis des nehern ersehen werden, hat vor einigen Jahren schon kleine Fugetten und Variat erstere hier im Druk, die | andern im Stein Notenstich bey Senefelder in München stechen laßen, und es ist schon öfters von ihm in der Musicalischen Zeitung erwähnung geschehen. in München hat man Ihn nur den kleinen Mozart geheißen. Ich frage dahero an, ob Sie Etwas von seinen Sachen stechen wolten, er verlangt vors erste von diesen Sachen nichts als einige exemplare, welcher Vorschlag meines Erachtens nicht ganz unbillig wäre. Bitte um eine baldige Nachricht und Verzeichnis Ihrer Musicalien fürs forte piano.

Auch könnte ich Ihnen das Geheimnis und manipulation des Stein Noten Stichs für ein übereinzukomendes Quantum überlaßen, da es mir soher an Zeit gebricht, dieses Werk selbst zu übernehmen, und ihn zu sehr an seiner Arbeit hindert.

in Erwartung einer baldigen beliebigen Antwort habe die Ehre zu sein Dero
bereitwilliger
F. A. B. v. Weber
Churfalzbayerscher Major.

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3 Sonaten fürs forte piano

Sextett von dem Mozartschen Requiem a 2 Violini, 2 Viole, 1 Fagott, 1 Violoncel

Verschiedene Variationen fürs Clavier

12 Teutsche Tänze zum Clavier

3 Trios für Liebhaber a 1 Violin, 1 Viola, 1 Violoncell*

auch sezt er für alle Instrumente, und alles, was nur verlangt wird, und ist sehr promt in seiner Arbeit.

Apparat

Zusammenfassung

preist Qualitäten seines Sohns, den Simrock kennengelernt habe; bietet ihm dessen Werke zum Verlag u. bietet Geheimnis der Lithographie zum Verkauf an

Incipit

Aus Kindern werden oft grose Männer

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Eveline Bartlitz; Joachim Veit

Überlieferung

  • Textzeuge: Berlin (D), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung (D-B)
    Signatur: 55 Ep 1273

    Quellenbeschreibung

    • 1 Dbl. 4 b. S. (einschl. Adr.), Siegelrest und -loch
    • PSt: FRANCFORT PAR COBLENTZ
    • am oberen linken Rand Bl. 1r Empfangsvermerk von Simrock: „d 8t Xbris. 581.“

    Provenienz

    • Stargardt Kat. 558 (1962), Nr. 788
    • Bayreuther Musikantiquariat, Katalog 1958, Nr. 83

    Dazugehörige Textwiedergaben

    • Rosenthal, Albi: Franz Anton und Carl Maria von Weber in der Frühgeschichte der Lithographie in: Festschrift Rudolf Elvers zum 60. Geburtstag, hg. v. Ernst Herttrich u. Hans Schneider, Tutzing 1985, S. 442–443

    Einzelstellenerläuterung

    • „… bey der Oper dort war“Dies ist der bislang einzige eindeutige Beleg dafür, dass die Familie von Weber mit der Häußlerschen Schauspielgesellschaft im Herbst 1791 nach Mergentheim ging, wo die Truppe von 11. September bis 22. Oktober aktiv war; zu weiteren Quellen vgl. Weberiana 22, S. 177–180.
    • „… mit allem Beyfall aufgeführt worden“Bekannt sind bislang bis zu diesem Zeitpunkt lediglich zwei Aufführungen des Werks: am 24. November 1800 in Freiberg sowie am 5. Dezember 1800 in Chemnitz.
    • „… 1 Viola , 1 Violoncell“Weber vermerkte in seinem eigenen Werkverzeichnis 6 Violin-Trios, welche davon hier gemeint sind, bleibt unklar.

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