Chronik der Königl. Schaubühne zu Dresden vom 18. bis 19. Oktober 1817

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Am 18. October. Le donne cambiate, von Pär. Die fröhliche und unterhaltende kleine Oper erhielt verdienten Beifall, den sie besonders dem reizenden geistvollen Spiel der Signora Sandrini zu danken hatte. Die Musik ist nicht eben bedeutend, aber südliches Leben und Jugendfrische herrscht darin. Feuer und gefällige Wendungen zeichnen Pär stets aus, und auch diese, eine seiner frühesten Opern hat allerliebste Stellen; von diesen nennen wir besonders die erste charactervolle Arie Ernesta’s, den Schluß des darauf folgenden Quartetts, wo der komische Trotz aller Partheien sich lebendig ausspricht, die niedliche Cavatine Charlottens, wo das liebliche kurze Flötensolo die Stimme der freudlichen Ausruferin unterstützt, das ausdrucksvolle Liedchen der verwandelten Gräfin und ihr so höchst characteristisches Duo mit dem Schuster, so wie ihre große Scene im zweiten Akt: „Deh se avete in seno“ und das originelle geistvolle Finale. Beide Sängerinnen gaben ihre Rollen mit der Lust und Liebe und hinreißender Munterkeit. Unser Benincasa, den plötzliches Uebelbefinden hinderte, wurde vermißt, obschon es sehr rühmlich war, wie Signor Bassi, doch ohne Proben, die Rolle ausführte. Nur wäre es zu wünschen, daß der Schuster ¦ überhaupt nicht so als Carricatur, so alt und häßlich, genommen würde. Die ganz obligate Begleitung des Oboe’s zur Arie des Tenors, wurde von dem Herrn Kammermusikus Dietz vortrefflich, mit ungemeiner Zartheit, Bravour und Reinheit vorgetragen. Ueberhaupt haben die Oboen viel in dieser Oper zu thun, was recht passend ist zu ihrem muntern Geist und dem hellen Colorit des Ganzen. Es ist angenehm und erhöht die Wirkung, wenn so eine scherzhafte Kleinigkeit nicht länger ist.

C.

Am 19. October. Johanna von Montfaucon. Immer noch erwirbt sich dieses ächt-romantische Gemälde einen Beifall, um den wohl wenige andre nicht selten hochgefeierte Stücke, nach der 40sten Vorstellung, denn so viele zählt in Dresden und Leipzig dieses Schauspiel seit seiner ersten Aufführung schon, mit ihm wetteifern dürften. Mad. Hartwig bewährte auch diesmal als Johanna, ihren anerkannten Künstlerruf. Herr Ziegler gab seine zweite Rolle als Philipp. Er leistete manches Gute, und zeigte erfreuliche Anlage, möge er nur recht über sich wachen, vor dem predigenden Tone, und dann wieder vor zu schnellem in sich Hineinsprechen sich hüten, überhaupt aber die Belehrung wohlwollender Dramaturgen suchen, so ist gewiß zu hoffen, daß diese Anlagen sich zu verdienstlichen Leistungen entfalten werden.

Apparat

Zusammenfassung

Aufführungsbericht Dresden: „Le donne cambiate“ von Paer am 18. Oktober 1817 / „Johanna von Montfaucon“ von Kotzebue am 19. Oktober 1817

Entstehung

vor 31. Oktober 1817

Überlieferung

  • Textzeuge: Abend-Zeitung, Jg. 1, Nr. 261 (31. Oktober 1817), Bl. 2v

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