Nachruf auf Caroline von Weber

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Caroline von Weber – todt.

Caroline Freifrau von Weber, geborne Brand, Wittwe von Carl Maria v. Weber, verschied in Dresden nach langen, schweren Leiden am 23. Februar, im 57. Jahre ihres Lebens an den Folgen einer Herzkrankheit. Sie war am 25. Februar in der Familiengruft beigesetzt, und ruht an der Seite ihres theuren Gatten und ihres jüngsten Sohnes, Alexander von Weber. Der junge hoffnungsvolle Künstler ging seiner Mutter im Jahre 1846 voran; er starb im 20. Lebensjahre, nachdem er die Asche seines großen Vaters dem heimathlichen Boden wiedergegeben hatte. So empfing die Weber’sche Familiengruft innerhalb weniger Jahre drei theure Opfer, und umfaßt die Hüllen innigst verwandter und edler Künstlerseelen. Dem Sarge der edlen Frau, dem auch der Lorbeer nicht fehlte, folgte mancher langjährige Freund des Hauses und Zeitgenosse ihres Gatten, – unter Andern Hofrath Winkler (Theodor Hell) und Eduard Devrient – sowie die Mitglieder der Hofkapelle, mit ihren Capellmeistern Reißiger und Krebs. An der Gruft empfing sie das Chorpersonal mit einem Quartett von Carl Maria v. Weber, und unter den Klängen eines zweiten Geistergrußes von ihrem Gatten ward die von so Vielen geehrte und geliebte Frau der Erde wieder gegeben. Ein Salve Regina von Miksch, dem Zeit- und Amtgenossen Weber’s, begleitete die kirchliche Schlussfeier in der Grabkapelle. Caroline von Weber wird Allen, die ihr nahe traten, unvergeßlich bleiben. Ihr feiner, ästhetischer Sinn, ihr lebhaftes Interesse an allen Kunstbestrebungen; ihre edles, echt menschlich fühlendes Herz, ihre Liebenswürdigkeit und Heiterkeit des Geistes machten sie zur Zierde aller Kreise, in denen sie sich bewegte. Gleich achtungsvoll als Frau und Künstlerin, als Gattin und Mutter, zeichnete sie sich noch durch eine Pietät und Verehrung gegen ihren verewigten Gatten aus, die sie ein Vierteljahrhundert hindurch unverändert bewahrte. Sie ertheilte dadurch ihrer Umgebung eine Weihe, welche Jeden mit dem Gefühl durchdringen mußte, daß hier der Geist des unvergeßlichen Carl Maria noch lebendig sei. Dieser Pietät verdankt eine Reihe interessanter Reliquien Weber’s ihre Erhaltung, die von der allgemeinsten Bedeutung sind. Noch während ihrer Todeskrankheit übersandte sie die Originalpartituren des Freischütz und der Euryanthe an die Höfe zu Berlin und Dresden. Sie hinterließ aber der Nation ein noch kostbareres Vermächtniß, in dem sorglich gesammelten Nachlaß ihres großen Gatten an Compositionen, Manuscripten, Tagebüchern und Briefen, die namentlich als biographisches Material von unschätzbarem Werthe sind.

R. P.

Apparat

Zusammenfassung

Bericht über die Beisetzung Caroline von Webers und Würdigung ihres Einsatzes für den künstlerischen Nachlass C. M. von Webers

Entstehung

Verantwortlichkeiten

Übertragung
Ziegler, Frank

Überlieferung

  • Textzeuge: Signale für die Musikalische Welt, Jg. 10, Nr. 10 (März 1852), S. 79

Textkonstitution

  • „Boden wiedergegeben hatte“sic!
  • „ihre“sic!

Einzelstellenerläuterung

  • 6recte „4“.

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