Aufführungsbesprechung Prag, Ständetheater, 21. Februar 1815: Die Räuber auf Maria Kulm
Theater.
Den 21. Februar. Zum Besten des Hrn. Polawsky: Die Räuber auf Maria-Culm. Trauerspiel in 5 Aufzügen von H. Cuno. Man kann diesem vaterländischen Schauspiel (dessen Wahl eine zarte Aufmerksamkeit des Wählenden gegen das Publikum beweist), nicht absprechen daß es sehr interessante Momente hat, und auf theatralische Wirkung berechnet ist. Es ist zum Theil inProsa‡, zumTheil‡ in freyen Jamben und oft auch in gereimten Versen geschrieben, die ziemlich wohlklingend sind, und wird, trotz einiger Längen, Wiederhohlungen und Inconsequenzen, auch bei erneuten Vorstellungen gewiß Glück machen. Der Charakter der kindlich frommen und dabei doch listigen Bibiana ist vollkommen im Geiste des böhmischen Alterthums gedacht und durchgeführt, und wurde von Mad. Schröder (die hier eine uns noch unbekannte Seite ihres hohen Kunsttalents entfaltete) mit so hinreißender Wahrheit und Kraftaufwand dargestellt, daß der Enthusiasmus des Publikums das Ende des Stücks nicht erwarten konnte, sondern sie schon nach dem dritten Aufzuge erscheinen mußte. Nach dem Schlusse wurde sie abermahls vorgerufen.
Hr. Polawsky – obschon der Held des Tages – war so bescheiden gewesen, die kleine Rolle des Ottomar zu übernehmen, und bewies, daß er als denkender Künstler auch die unbedeutendste Rolle hervorzuheben wisse. Hr. Löwe als Knappe, Hr. Seewald als alter Riitter‡. Dem. Böhler als Leokadia, Hr. Wilhelmi als Räuber, und Hr. Gerstl als Burgvogt, spielten sehr brav, und trugen das ihrige zu der günstigen Aufnahme bei, welche dem Stück zu Theil wurde.
Apparat
Entstehung
–
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Charlene Jakob
Überlieferung
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Textzeuge: Kaiserlich Königlich privilegirte Prager Zeitung, Jg. 2, Nr. 54 (23. Februar 1815), S. 223