Aufführungsbesprechung Prag, Ständetheater, 29. März – 13. Juni 1814 (Teil 3/3)
Prag.
(Beschluß.)
Am 4. Juni: Ostade, Oper in 1 Akt von Treitschke und Weigl, worin Dlle Böhler vom ¦ Frankfurter National Theater, als Marie auftrat. Diese Oper hat hier außerordentlich gefallen, sie verdient es auch, denn Text und Musik sind gleich niedlich und hübsch. Sehr vielen Beyfall erhielt Dlle. Böhler als Marie, sie verbindet mit einer schönen Figur ein gemessenes Spiel, ein sehr angenehmes Organ im Sprechen, und einen klangvollen Gesang. Sie ward hervorgerufen. Herr Kainz gab den Ostade, Herr Sieber‡ den Doktor, und Herr Allram den Paul mit Fleiß und Liebe. Vor der Oper war das Melodrama „Medea.“
Am 7. „Ostade“ wiederholt, und das „Mißverständniß“ Lustspiel in einen Akt, von Madame Weißenthurn. Demoiselle Böhler ward wieder vorgerufen.
Am 8. „Makbeth.“ Herr Mattausch ward hervorgerufen.
Am 12. „Alamon, Fürst von Catanea.“ Diese Oper erhielt hier keinen Beifaall‡; wie wäre das auch bei dem widersinnigen Text zu hoffen, auf den eine angenehme Musik komponirt ist. Der Fleiß aller darinn spielenden Mitglieder konnte sie nicht vor dem Untergange retten. Herr und Madame Grünbaum als Alamon und Amide sangen sehr schön. Herr Kainz führte den Abdallah sehr brav durch. Die Ballets waren lobenswerth.
Am 13. Tancred, worinn Herr Mattausch zu seiner Einnahme, und zur letzten Gastrolle den Tancred vortrefflich gab. Er ward hervorgerufen und nahm mit wahrer Rührung von seiner geliebten Vaterstadt Abschied. Madame Löwe die die Amenaide mit der schönsten Kunstvollendung spielte, ward auch hervorgerufen, sie sprach: daß es trotz der bestehenden Theatergesetze, ihr dießmahl | erlaubt wäre, ihren Dank mit Worten darzubringen, und daß sie die Aufnahme des Prager-Publikums nie vergessen werde. Wir hoffen, daß sie die Prager-Bühne nicht verlassen wolle. Dieß wäre ein unersetzlicher Verlust. Herr Bayer gab den Orbassan mit all den Kennzeichen eines tiefen Studiums, die er in jeder Rolle verräth. Die übrigen Rollen wurden brav gegeben.
Apparat
Entstehung
–
Verantwortlichkeiten
- Übertragung
- Charlene Jakob
Überlieferung
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Textzeuge: Wiener Theater-Zeitung, Jg. 7, Nr. 71 (16. Juni 1814), S. 283–284